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Für das Spiel des Jahres: „Spieler haben extra Urlaub genommen“

Nach dem Saison-Highlight der Wilsdruffer mit dem Pokalspiel gegen Chemnitz steht für Trainer Paul Rabe und seine Elf in der Landesliga viel auf dem Spiel.

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Paul Rabe (33) konnte stolz sein auf seine Mannschaft. Nun wartet wieder der Abstiegskampf.
Paul Rabe (33) konnte stolz sein auf seine Mannschaft. Nun wartet wieder der Abstiegskampf. © Archiv: Andreas Weihs

Wilsdruff. In der Fußball-Landesliga trennen den SC Freital und Motor Wilsdruff Welten. Während die Freitaler als ungeschlagener Spitzenreiter in Richtung Oberliga marschieren, haben die Wilsdruffer nicht nur 23 Zähler weniger auf dem Konto, sondern auch große Abstiegssorgen. In dieser Woche war allerdings der Tabellenvorletzte für die positiven Schlagzeilen zuständig: Das Team von Trainer Paul Rabe erwies sich im Halbfinale des Sachsenpokals gegen Regionalligist Chemnitzer FC vor rund 1.500 Zuschauern im heimischen Parkstadion als hartnäckiger Widersacher (0:2). Die SZ sprach mit Rabe über diesen Höhepunkt der Vereinsgeschichte.

Herr Rabe, Glückwunsch zum beherzten Pokalfight gegen den CFC. Überwiegt die Enttäuschung über die Niederlage oder der Stolz, es neben einem Drittligisten und zwei Regionalligisten ins Halbfinale geschafft zu haben?

Enttäuschung gab es zu keinem Moment. Das Spiel bis zur 65. Minute offenzuhalten und letztlich gegen einen Viertligisten mit 0:2 auszuscheiden, fühlte sich wirklich nicht wie eine Niederlage an. Wenn es eine Steigerung von Stolz gibt, dann entspricht die immer noch meiner Gefühlslage.

Wie haben Sie das Pokal-Highlight an der Seitenlinie erlebt?

Natürlich war die Kulisse etwas Besonderes für uns alle. Aber während des Spiels war es eigentlich wie immer. Ich habe versuch, der Mannschaft taktische Hilfen an die Hand zu geben und sie zu motivieren.

Sebastian Kindermann mussten Sie früh auswechseln. Wie geht es ihm?

Leider hat sich „Basti“ in einem Zweikampf das Knie verdreht. Er musste sofort runter und ins Krankenhaus gebracht werden. Die erste Diagnose lautet Außen- und Innenbandriss. Am Montag soll ein MRT den genauen Befund liefern, aber er wird wohl das komplette Kalenderjahr ausfallen.

Ihre Jungs waren am Pokal-Tag noch arbeiten, oder?

Ja, einige. Aber es gab auch Spieler, die extra Urlaub genommen haben.

Was hatten Sie Ihren Spielern mit auf den Weg gegeben?

Jeder sollte diesen Tag und dieses Spiel einfach genießen. Auf dem Platz wollten wir immer positiv und motivierend auftreten, gemeinsam verteidigen und auf diesen einen Moment lauern, um vielleicht doch das große Wunder zu schaffen. Die Mannschaft hat sich hervorragend präsentiert und echte Werbung für den Wilsdruffer Fußball betrieben.

Was sagen Sie zur Kulisse?

Die war richtig geil. So könnte es immer sein, dagegen hätten wir nichts. Ich hoffe wirklich, dass sich in Zukunft mehr Zuschauer zu unseren Spielen im Parkstadion einfinden.

Bereits 2019 sorgte Motor mit dem Landesliga-Aufstieg für eine Überraschung. Welchen Erfolg stufen Sie höher ein?

Beides waren unvergessliche Momente, sie werden in der Vereinshistorie für immer einen besonderen Platz einnehmen.

Ihre Mannschaft hat in der Meisterschaft zuletzt gewonnen und die Rote Laterne abgegeben. Ist die Landesliga noch zu halten?

Wir haben am Samstag ein sehr wichtiges Spiel bei Eintracht Niesky. Um noch eine realistische Chance auf den Ligaverbleib zu haben, müssen wir dort gewinnen. Wir werden alles dafür geben.

Aus dem Landkreis spielen auch Freital und Pirna-Copitz in der Landesliga. Wo werden diese Teams am Ende landen?

Freital wird definitiv in die Oberliga aufsteigen. Für die Pirnaer wird es im Kampf um den Klassenerhalt sicher auch sehr eng.

Wie schwer ist es für Sie, bei dieser namhaften Konkurrenz in der Region, Landesliga-taugliche Spieler nach Wilsdruff zu locken?

Es ist jedes Jahr ein zäher Kampf. Finanziell können wir mit den meisten Vereinen in der Umgebung nicht mithalten. Wir haben aber eine gute Struktur im Verein und hervorragende Trainingsbedingungen. Dazu kommt ein harmonisches Umfeld. Auch das sind Werte, die etliche Amateur-Fußballer immer noch schätzen.

Sie haben als Trainer auch persönliche Ziele. Wie weit nach oben soll Ihr Weg im sportlichen Bereich führen – oder haben Sie Ihren Vertrag schon verlängert?

Natürlich würde ich gern einmal ein, zwei Ligen höher meine Erfahrungen als Trainer machen. Aber nicht auf Krampf. In den nächsten Wochen wollen wir die Gespräche hier bei der SG Motor für die kommende Saison führen.

Das Gespräch führte Jürgen Schwarz.