Tharandter gründen Genossenschaft für besseres Klima

In den vergangenen Wochen und Monaten haben sich Jens Heinze und Daniel Becker sowie zwei weitere Mitstreiter intensiv mit der Frage beschäftigt: Was bringt eine Genossenschaft, welche Vorteile und Risiken sind damit verbunden? Die vier haben sich mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt. „Ich habe mich zum Beispiel in meiner Abschlussarbeit mit einem konkreten Genossenschaftsprojekt in Tharandt befasst und dabei die Erkenntnisse des Kurses umgesetzt“, erzählt Heinze. Nun sind sie von der Idee überzeugt, eine Genossenschaft zu gründen.
Ausgehend von den Schülerprotesten hat sich bereits vor zwei Jahren die Initiative „Tharandt for future“ gebildet, um den lokalen Klimaschutz zu stärken. „In diesem Umfeld ist auch unsere Idee für eine Entwicklungsgenossenschaft entstanden, um beispielsweise bei der erneuerbaren Energie, dem ökologischen generationsübergreifenden Bauen und Wohnen und der Mobilität voranzukommen“, erzählt Jens Heinze.
Bei der Veranstaltung „Tharandt spricht“ hat er im Herbst die Idee der Genossenschaft Stadt-Mensch-Projekt Tharandt vorgestellt. Damit soll es den Einwohnerinnen und Einwohnern von Tharandt und der Umgebung möglich werden, sich für konkrete Maßnahmen für den Klimaschutz und zugleich eine nachhaltige regionale Entwicklung einzusetzen, auch wenn sie nicht viel Zeit haben. Ziel müsse es sein, bis 2035 den Kohlendioxidausstoß auf null zu bringen.
Genossenschaftsgründung im Frühjahr
„Wir wollen im Frühjahr die Genossenschaft gründen“, kündigt Heinze an. Derzeit sind sie eine Gruppe von zehn aktiven Leuten. Nun suchen sie Mitstreiter, die gemeinsam etwas schaffen wollen. Parallel führen sie erste Gespräche mit Besitzern größerer Dächer, auf denen Solaranlagen entstehen können. Mit dem Bürgerkraftwerk auf dem städtischen Bauhofdach in Hartha gibt es bereits seit zehn Jahren gute Erfahrungen. Die künftigen Gründer haben zudem Kontakt mit Energiegenossenschaften im Erzgebirge aufgenommen. Von Erfahrungen lernen und Fehler nicht wiederholen sei immer ein guter Ansatz. Mit dem Gewinn der Solaranlagen könnten zum Beispiel andere Projekte für die Mitglieder finanziert werden.
Car-Sharing und Leihgeräte sparen Ressourcen
Eine weitere Idee der Genossenschaft ist es, die Mobilität zu fördern. Car-Sharing mit Elektrofahrzeugen beispielsweise könnte ein zweites Fahrzeug im Haushalt überflüssig machen. Auch E-Bikes und Lastenräder ließen sich in der Genossenschaft ausleihen. Und warum müsse man alles selbst besitzen? Rasenmäher oder ein Hochdruckreiniger könnten von mehreren genutzt werden. Auch ein Tausch- und Leihsystem sei denkbar.
Die Ideen haben auch das sächsische Ministerium für Energie, Klimaschutz und Landwirtschaft überzeugt. Das Ministerium verleiht jährlich seine „eku-Zukunftspreise“. 2021 förderte es so 186 Projekte und Ideen mit insgesamt 1,4 Millionen Euro. „Mit dem Preis werden Projekte ausgezeichnet, die vorbildhaft zu einer ökologisch nachhaltigen Entwicklung in Sachsen und zum Schutz von Klima, Ressourcen, Natur und Umwelt beitragen. Darüber hinaus soll das vielfältige Engagement in Sachsen unterstützt und sichtbar gemacht und die Kommunikation mit und zwischen den Akteurinnen und Akteuren befördert werden“, erklärt Minister Wolfram Günther.
25.000 Euro Preisgeld fürs Klima
Aus dem Topf „eku idee“ erhalten die Tharandter 15.000 Euro. Damit würdigt der Freistaat die Initiative. „Zugleich hilft uns das Geld bei der Gründung unserer Genossenschaft“, so Heinze.
Leben im Einklang mit der Natur liegt Heinze ohnehin am Herzen. Mit dem Projekt Johannishöhe finden er und seine Mitstreiter zahlreiche Beiträge. Auch eine zertifizierte Bio-Landwirtschaft gehört dazu. Ein weiteres Beispiel ist das von Tharandt for Future initiierte Repair-Café. Nun wird die Genossenschaft ein weiterer Meilenstein für ein besseres Klima sein. Über konkrete Details wollen sie in wenigen Monaten berichten.