Freital
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Unterwegs mit Greifzangen und Müllbeuteln

Etwa 100 Einwohner waren am Sonnabend trotz Regens beim Stadtputz in Freital dabei. Sie haben viel Unrat gefunden - aber auch Ideen entwickelt.

Von Gabriele Fleischer
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Stadtputz im Mehrgenerationenpark von Freital-Zauckerode: Ulrich Vogel (vorn), Ina Bruß und Silke Schmidt (links) sammeln Müll.
Stadtputz im Mehrgenerationenpark von Freital-Zauckerode: Ulrich Vogel (vorn), Ina Bruß und Silke Schmidt (links) sammeln Müll. © Egbert Kamprath

Immer wieder Schauer. Wenig trockene Lücken. Ins Wasser gefallen ist der Freitaler Stadtputz am Sonnabend trotzdem nicht. Überall wird nach Müll Ausschau gehalten. An zwölf Orten im Stadtgebiet treffen sich Vereinsmitglieder, Gruppen und Menschen, die von der Aktion gehört haben. So wie Michael Mittag, der mit seinem "Pflegeenkel", wie er den neunjährigen Jannek aus der Nachbarschaft nennt, auf der Schachtstraße unterwegs ist. Vor allem Kippen, Verpackungsreste und Papier finden die beiden.

Michael Mittag unterstützt die Motorradfreunde Freital, die zum zweiten Mal teilnehmen. Die Aktion jetzt war eigentlich im Frühjahr geplant, wurde aber wegen Corona verschoben. "Ich kenne die Truppe schon lange und komme gern donnerstags, wenn der Treffpunkt des Vereins an der Schachtstraße für alle geöffnet ist", sagt der Freitaler.

Emil ärgert sich über den Müll

Jannek ist dort nicht der einzige Steppke, der beim Müllsammeln hilft. Sylvio Golditz hat seinen siebenjährigen Sohn Emil mitgebracht. Der ärgert sich gerade über ein paar Säcke, die Anwohner einfach so hingestellt hätten - mit allerlei Müll. "Eklig", sagt Emil. Für Sylvio Golditz ist es wichtig, dass schon die Kinder ein Gefühl dafür bekommen, gar nicht erst Müll wegzuschmeißen.

Sagt's und zieht mit Thomas Mühl und Frank-Alexander Schönberg, der Musiker ist und mit seiner Band bei den Motorradfreunden probt, weiter um die Blöcke.

Akteursrunde putzt im Mehrgenerationenpark

Etwas weiter entfernt sind sechs Mitstreiter der Akteursrunde Zauckerode am großen Sitzrondell im Mehrgenerationenpark an der Ringstraße auf Unrat-Suche. Andere sind in der Ferne zu sehen. Handschuhe, Müllbeutel und Greifer haben sie wie alle, die beim Stadtputz mitmachen, von der Stadtverwaltung bekommen.

Straßenwärter Holger Zschiedrich (l..) und Jürgen Lindner haben die gefüllten Müllsäcke im Freitaler Stadtgebiet eingesammelt und laden sie am Bauhof ab.
Straßenwärter Holger Zschiedrich (l..) und Jürgen Lindner haben die gefüllten Müllsäcke im Freitaler Stadtgebiet eingesammelt und laden sie am Bauhof ab. © Egbert Kamprath

"Sie glauben gar nicht, was wir alles finden: Windeln, Flaschen, Kippen, selbst künstliche Fingernägel und billigen Schmuck", sagt Ina Bruß, die bei der Wohnungsgesellschaft arbeitet. Überall in der Stadt liegen zudem Mund-Nasen-Schutzmasken. Unterwegs waren sie auch im Birkenwäldchen, an der Bushaltestelle und am Oppelschacht. 15 Säcke voll Müll haben sie schon zu einem Sammelplatz geschafft. Finanziert werden die dort stehenden Container vom Zweckverband Abfallwirtschaft Oberes Elbtal.

"Beim Jugendtreff an der Skaterbahn achten viele schon auf Sauberkeit", sagt Sozialarbeiter Benjamin Drechsler. Drei, vier der jungen Leute seien am Morgen dagewesen. Nicht lange, aber immerhin. Ina Bruß hat beim Kippensammeln eine Idee, die alle gut finden: "Wir sollten mit den Jugendlichen Aschenbecher aufstellen, die sie selbst mitgestalten." Für Kristin Weiß vom Koordinationsbüro für Soziale Arbeit, die zum harten Kern der Runde gehört, ist es wichtig etwas für die Stadt zu tun und Zeichen zu setzen. Egal bei welchem Wetter.

Weniger Mitstreiter, aber viel Enthusiasmus

Es ist 12 Uhr. Die Putzaktion geht zu Ende. Gerade nieselt es wieder. Im Bauhof an der Tharandter Straße wartet Projektleiter Tilo Harder auf die Multicars, die die Säcke von den Sammelstellen bringen.

Nicht alle der von der Stadt ausgegebenen etwa 250 Müllsäcke sind gefüllt. Auch wenn am Ende das Fazit wegen des Wetters, anderer Veranstaltungen und der Ferienzeit nicht so ausfällt wie in anderen Jahren, wo schon mal 500 Leute mitgemacht hätten, so ist Harder froh, dass an die 100 Mitstreiter Müll gesammelt, Enthusiasmus gezeigt und die Stadt auf den bevorstehenden 100. Geburtstag im Oktober vorbereitet hätten.