SZ + Freital
Merken

Motor Wilsdruff darf vom DFB-Pokal träumen

Es ist das Spiel der Spiele für Motor Wilsdruff. Dienstag kommt der Chemnitzer FC zum Sachsen-Pokal-Halbfinale. Der Underdog rechnet sich Chancen aus.

Von Jürgen Schwarz
 4 Min.
Teilen
Folgen
Im Park-Stadion in Wilsdruff werden am Dienstag Hunderte Zuschauer zum größten Spiel der Vereinsgeschichte erwartet.
Im Park-Stadion in Wilsdruff werden am Dienstag Hunderte Zuschauer zum größten Spiel der Vereinsgeschichte erwartet. © Karl-Ludwig Oberthür

Mehr als einhundert Mannschaften hatten sich für den laufenden Wettbewerb um den Fußball-Landespokal gemeldet. Übriggeblieben sind vier Vereine, darunter die SG Motor Wilsdruff. Es ist der größte Erfolg der Vereinsgeschichte für die Sechstligisten. Am Dienstagabend gastiert Regionalligist Chemnitzer FC ab 18 Uhr im Park-Stadion. „Für einen Amateursportverein wie uns ist es ein gewaltiger Kraftakt, also ein Halbfinalspiel mit all den Anforderungen zu organisieren“, sagt Karsten Fink, Abteilungsleiter Fußball der SG Motor. „Ohne die ehrenamtlichen Mitarbeiter im Vorstand und die freiwilligen Helfer könnten wir die Austragung nicht stemmen.“ Mit mindestens 500 Fans wird gerechnet.

Eine noch viel größere Mammutaufgabe liegt allerdings vor den Wilsdruffer Landesliga-Kickern. Der Chemnitzer FC spielt nicht nur zwei Klassen höher unter Profibedingungen Fußball, sondern ist die mit Abstand erfolgreichste Mannschaft im seit 1991 ausgetragenen Sachsenpokal. 15-mal standen die Himmelblauen im Endspiel, elfmal gewannen Sie den 13 Kilogramm schweren „Pott“.

Wilsdruff wartet auf seinen Elfmeter-Killer

Schwer wiegt auch die Prämie, die der Deutsche Fußball-Bund ausschüttet. Mindestens 120.000 Euro zahlt der Verband als Startprämie für die Teilnahme am DFB-Pokal-Wettbewerb 2022/23. Rein rechnerisch fehlen Wilsdruff noch zwei Spiele bis zur Teilnahme, bei der man mit etwas Glück, in der ersten Runde sogar auf den Deutschen Rekordmeister FC Bayern München treffen könnte.

Michael Arnold, Kapitän und Torhüter der Wilsdruffer, stand schon mal im Endspiel – besser gesagt, er saß 2010 beim FC Erzgebirge Aue als Ersatz-Torwart auf der Bank. „Wir waren gerade in die zweite Liga aufgestiegen und traten im Finale gegen Chemnitz an. Die spielten zwar in der Regionalliga, waren aber richtig heiß auf das Spiel und gewannen mit 3:2. Man sieht, der Underdog hat immer eine Chance.“

Wilsdruffs Torhüter und Mannschaftskapitän Michael Arnold freut sich auf das Pokal-Halbfinale gegen den Chemnitzer FC.
Wilsdruffs Torhüter und Mannschaftskapitän Michael Arnold freut sich auf das Pokal-Halbfinale gegen den Chemnitzer FC. © Matthias Rietschel

Auf den 32-Jährigen wird viel Arbeit zukommen, vielleicht sogar ein Elfmeterschießen. „Wir haben in diesem Wettbewerb bisher fünf Partien absolviert, konnten viermal in die Verlängerung und dreimal sogar ins Elfmeterschießen.“ Wie oft Arnold schon einen „Elfer“ gehalten hat, weiß er nicht genau, „aber ich denke, jeder vierte wird es schon sein“.

"Dieses Spiel krönt alles"

Einst war Michael Arnold sogar auf dem Weg zum Profi-Kicker. In Aue besuchte er das Internat, bestritt rund 100 Oberligaspiele für die „Zweite“, aber an Martin Männel, der noch heute das Zweiliga-Tor der „Veilchen“ hütet, führte kein Weg vorbei. Fortan stand der Beruf an erster Stelle, danach kam Fußball. Der gelernte Bürokaufmann wechselte nach Bautzen, später zu Einheit Kamenz, schulte zum Sport- und Fitnesskaufmann um. Seit 2016 steht Arnold in Wilsdruff unter Vertrag und ist beim Hauptsponsor angestellt.

„Von einem Pokal-Halbfinale konnten wir damals nur träumen. Wir haben die Jahre vergangen immer gesagt, wir wollen in die dritte Runde. Schon das war ein großer Erfolg für den Verein. Und jetzt stehen wir im Halbfinale. Auch unser Aufstieg in die Landesliga war eine geile Sache, aber diese Partie krönt alles.“

Noch zwei Spiele bis zum FC Bayern München. Michael Arnold lacht: „Ja, das wäre es. Erst CFC, dann Zwickau im Finale und dann Bayern im DFB-Pokal.“ Aber hat Wilsdruff überhaupt eine Chance gegen Chemnitz? „Man wird sehen. Für mich ist wichtig, dass ich die ersten zwei, drei Dinger halte. Je länger es 0:0 steht, umso besser für uns. Wir wollen das Spiel möglichst lange offenhalten.“

So oder so werden die Fans auf ihre Kosten kommen. Bereits am ersten Vorverkaufstag gingen 250 Tickets weg. Die Chemnitzer werden mit bis zu 200 Anhängern anreisen. Die Tore vom Parkstadion werden um 16 Uhr geöffnet. „Wir freuen uns auf viele Zuschauer. Für das leibliche Wohl ist gesorgt. Selbst ein VIP-Raum für unsere Ehrengäste steht zur Verfügung“, berichtet Karsten Fink.