Trotz Trockenheit: In Pesterwitz können Kirschen geerntet werden

Dunkelrot, reif, saftig - die Sauerkirschen auf der Plantage am Rand von Pesterwitz sind reif. Helfer der Familie Folde, denen die Obstbäume gehören, sind gerade dabei, ihre Schütten, die sie um den Hals tragen, zu füllen.
Nach und nach bringen auch Mariana Pasca und Adela-Elena Scarlat die Früchte in die bereitstehenden Stiegen. Die beiden Frauen aus Rumänien sind nicht das erste Mal hier. Schon vergangenes Jahr hatten sie Foldes für einige Wochen geholfen. Nach den drei Hektar Süßkirschen sind jetzt die sieben Hektar Sauerkirschen an der Reihe. Insgesamt rechnet Seniorchef Lars Folde mit 15 Tonnen. Davon werden etwa zehn Tonnen für eigene Säfte sowie Frucht- und Glühweine benötigt.
Die Ernte in diesen Tagen wird im Hofladen und auf Wochenmärkten verkauft - die 500-Gramm-Schale für 2,50 Euro. "Vom 15. bis 23. Juli können auch die Selbstpflücker zu uns kommen. Täglich 8 bis 18 Uhr haben wir unsere Plantage zwischen Pesterwitz und Zauckerode für sie geöffnet", sagt Folde. Kostenpunkt für die, die sich ihre Eimer und Kisten selbst füllen: 3,20 Euro pro Kilogramm.
Dünger ist knapp und teuer
Noch etwa eine Woche werden im Hofladen zusätzlich Süßkirschen verkauft, für 5,90 Euro das Kilo. Ein paar Bäume sind noch gut gefüllt, gegen ungewollte Naschgäste von oben durch Vogelattrappen geschützt. Sind diese Bäume leer, ist die Süßkirschenernte abgeschlossen.
Jetzt bräuchten eigentlich die Erdbeerfelder, auf denen bis vor drei Wochen an die 30 Tonnen geerntet worden sind, Dünger, damit sich die Pflanzen fürs nächste Jahr kräftigen können, zeigt Folde auf die andere Straßenseite.
Aber der Vorrat ist aufgebraucht und die Preissteigerungen gehen auch an den Pesterwitzern nicht spurlos vorüber. "Haben wir den Dünger vor einem halben Jahr noch für 250 Euro pro Tonne eingekauft, kostet er jetzt schon 1.050 Euro. Da schauen wir uns genau an, wo und wie viel wir noch auf die Felder bringen können, damit sich die Arbeit lohnt", sagt Folde.
Unternehmen hadert mit Trockenheit und Kosten
Genau aus diesem Grund überlegt er auch, einen Teil der 100 Hektar Ackerfläche als Bienenweide einzurichten. Bisher baue der Betrieb Wintergerste für Futter, Weizen zur Verarbeitung als Mehl und Raps für Öl an. Würde es nicht bald entsprechende politische Entscheidungen zur Unterstützung der kleinen Unternehmen geben, könnte sich das demnächst ändern.
Nur gut, dass die Kirschen keinen Dünger brauchen und trotz der Trockenheit so gut gewachsen sind. "Der Wassermangel ist eine Katastrophe", sagt er. "Nur die Süßkirschen haben wir nach der Blüte etwas bewässert, damit sie uns nicht vorzeitig abfallen. Bei allem anderen sind wir auf die Natur angewiesen", schildert Folde. Mehr Wasser zu vergießen sei schon aus Kostengründen nicht möglich.
Bis September reift weiteres Obst
Und so müssen auch die 30 Sorten Äpfel, die gerade ausgedünnt werden, auf Nass von oben hoffen. Ab 25. August, so Folde, würden die ersten Sorten geerntet.
Die Selbstpflücke bei Äpfeln ist ab 23. September jeweils freitags bis sonntags zwischen 8 und 16 Uhr geplant. Auch Birnen, Pfirsiche, Zwetschgen, Nektarinen und Mirabellen reifen in den nächsten Wochen. Der Familienbetrieb hat auf insgesamt 45 Hektar Obst angebaut. Dazu kommen neben dem Ackerland eine Weihnachtsbaumplantage und Flächen für 30 Bienenvölker. Auch ein Reiterhof gehört zum Betrieb.
Nicht zu vergessen sind die neun Hektar Wein, die die Familie in Pesterwitz hegt und pflegt. Der Weinberg mit fantastischem Ausblick ist längst kein Geheimtipp bei Ausflüglern mehr. Die Trauben reifen gut, sagt Folde. Ein Pluspunkt sei, dass die Stöcke Tiefwurzler sind und so noch Feuchtigkeit finden würden. Doch irgendwann müsste auch dort Nachschub kommen. Auf eine gute Lese im September hofft der Chef dennoch. Zuvor bereitet er sich für die Weinfeste im August und September noch auf seine wissbegierigen Gäste vor.