Von Tobias Winzer
Freital. Üppige Freizeit- und Erholungslandschaften, eine neue Mehrzweckhalle und ein Festgelände, das sich von Schloss Burgk bis zum Platz des Friedens erstreckt – mit diesem Plan wollte sich Freital um die Landesgartenschau 2019 bewerben. Nachdem der Stadtrat das Vorhaben vor zwei Jahren stoppte, steht nun die nächste Bewerbungsrunde auf dem Plan. Diesmal geht es um die darauffolgende Landesgartenschau im Jahr 2022 – und zumindest ein Stadtrat fordert, dass Freital diesmal eine Bewerbung abgibt.

„Das wäre ein nachhaltiges Projekt für Freital“, sagt Lothar Brandau, einziger FDP-Stadtrat. „Das würde die Stadt unheimlich voranbringen.“ Vor allem für die Stadtteilentwicklung von Potschappel in Verbindung mit Burgk würde das einiges bringen, ist sich Brandau sicher. Freital verfüge über die notwendigen finanziellen Mittel, solch ein Ereignis zu stemmen. „Das würde sich auch positiv auf das Selbstvertrauen der Freitaler auswirken, wenn sie sehen, wie schön ihre Stadt aussehen kann.“ Die Pläne für die Gartenschau lägen fertig im Schreibtisch von Baubürgermeister Jörg-Peter Schautz (parteilos).
Das liegt daran, dass die Vorbereitungen für eine Bewerbung schon einmal sehr weit fortgeschritten waren. Ein Landschaftsarchitekturbüro hatte 2014 im Auftrag der Stadt ein Konzept für die Landesgartenschau 2019 erarbeitet. Der Bereich zwischen Schloss Burgk, Osterbusch und Platz des Friedens sollte zum Festgelände werden. Schloss Burgk hätte sein Torhaus und die alte Schlossgärtnerei wiederbekommen. Für den Festplatz war eine neue Mehrzweckhalle geplant. Das Areal des alten Bauhofes wäre neu angelegt worden. Entlang der Weißeritz hätte man Grünflächen gestaltet.
Diese Planungen könnten nun einfach recycelt werden, meint Brandau. Er wünscht sich vor allem eine Aufwertung rund um den ehemaligen Real-Markt. Ohne Fördermittel, die im Fall einer Landesgartenschau in Freital aber fließen würden, sei das nur schwer zu schaffen.
Gestoppt hatte der Stadtrat die Bewerbung vor zwei Jahren wegen der hohen Kosten. Mehr als elf Millionen Euro, so die Schätzung, wären an Investitionen in die Bauwerke, Parkplätze, Grünflächen und Gestaltungsmaßnahmen nötig. Die Durchführung hätte nochmals mit gut 6,5 Millionen Euro zu Buche geschlagen – für Werbung, Personalkosten, Veranstaltungen, Technik und Ausstattung.
Auf der Einnahmeseite stünden lediglich sieben bis acht Millionen Euro – der Zuschuss des Freistaates über 3,5 Millionen Euro, Eintrittsgelder, Verkaufserlöse, Sponsoren- und Spendengelder. Unterm Strich würden zehn bis elf Millionen Euro für die Stadt bleiben. Hinzu kämen Folgekosten von bis zu 800 000 Euro pro Jahr für Pflege und Betrieb der neuen Anlagen.
An diesen Zahlen hat sich nichts geändert – außer, dass die Summen wegen der allgemeinen Baupreisentwicklung noch höher liegen dürften. Wegen dieser Kosten und wegen des damaligen Votums der Stadträte ist man im Rathaus wenig begeistert von einer neuerlichen Bewerbung.
„Der Stadtrat hatte auf Grundlage einer von der Stadt erstellten Machbarkeitsstudie bereits 2014 mehrheitlich beschlossen, keine Bewerbung für die Landesgartenschau 2019 abzugeben“, so Rathaussprecher Matthias Weigel. Das habe vor allem finanzielle Gründe gehabt. „Einen anderslautenden Auftrag des Stadtrates an die Verwaltung für eine erneute Bewerbung gab und gibt es nicht.“ Heißt: Die Verwaltung müsste mit einem mehrheitlichen Stadtratsbeschluss gezwungen werden, sich zu bewerben.
Dafür ist die Zeit aber knapp. Am 31. August endet die Bewerbungsfrist, wie das Umweltministerium mitteilt. Die nächste Stadtratssitzung, in der ein Antrag für eine Bewerbung eingereicht werden könnte, findet erst am 1. September statt.
Lothar Brandau will sich davon nicht entmutigen lassen. „Wir sollten uns jetzt nicht wegen irgendwelcher Fristen davon abbringen lassen.“ Man könne sicherlich eine Verlängerung des Abgabetermins erreichen. Den Verweis des Rathauses auf den Stadtratsbeschluss von 2014 bezeichnet Brandau als vorgeschobenen Grund. „Das Rathaus sollte sich nicht hinter irgendwelchen Stadtratsbeschlüssen verstecken“, sagt der 66-Jährige. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“