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Geld für Liberec' jüdischen Friedhof

Zunächst neun Grabsteine sollen so langfristig erhalten werden. Die Region unterstützt das Vorhaben finanziell.

Von Petra Laurin
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Auf dem jüdischen Friedhof in Liberec werden einige Grabsteine restauriert.
Auf dem jüdischen Friedhof in Liberec werden einige Grabsteine restauriert. © Kraj

Ein Spaziergang über den jüdischen Friedhof – Květa Vinklátová  – muss dabei unwillkürlich über das Schicksal der Juden nachdenken. Über das im Zweiten Weltkrieg, aber auch an das in den Jahrhunderten davor. Gute Zeiten erlebt haben sie in Europa selten. Und so ist die Ratsherrin für Kultur, Denkmalschutz und Tourismus der Region Liberec (Reichenberg) überzeugt: „Diese Stätte zu erhalten ist unsere Pflicht.“

Neun Grabsteine des jüdischen Friedhofs in der tschechischen Stadt werden darum nun restauriert. Für die Instandsetzung stellt der Liberecký kraj fast 70.000 Kronen (knapp 2.700 Euro) aus den Mitteln des Fonds für Denkmalpflege bereit. Bis zum Jahr 1864 hatte Reichenberg keine eigene Begräbnisstätte für jüdische Bürger. „Die verstorbenen Juden mussten bis nach Turnau, heute Turnov überführt werden“, schildert Filip Trdla, Sprecher des Bezirksamtes. Die Errichtung eines eigenen Friedhofes in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sei daher das wichtigste Anliegen der jüdischen Gemeinde Reichenbergs gewesen. Der jüdische Friedhof liegt südöstlich von der Kreuzung der Straßen Kvìtnová revoluce und Ruprechtická, nahe dem deutsch-tschechischen Begegnungszentrum. Die ursprüngliche Fläche von 500 Quadratmetern reichte bald nicht mehr aus, daher wurden 1886 die Erweiterung und der Bau der Zeremonienhalle im Jugendstil an der Stirnseite des Friedhofs beschlossen. „Die Trauerhalle, nach dem Krieg als Kaffeelager genutzt, wurde nach der Sanierung 2009 zur Gedenkstätte an die Opfer der Shoa umgestaltet“, erzählt Sprecher Trdla.

Auf dem Friedhof befinden sich heute auch mehrere Ehrengräber gefallener Soldaten. In etwa 80 Gräbern seien zudem Kriegsflüchtlinge bestattet worden. Zusätzlich gebe es einen Urnenhain, Kindergräber sowie Gräber von elf Frauen aus dem Konzentrationslager Weißkirchen an der Neiße, die 1945 exhumiert und hier beigesetzt wurden. Nur einige Schritte vom Eingang entfernt steht ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. 

Die ersten Juden kamen im 15. Jahrhundert nach Reichenberg. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts begann sich Reichenberg zum Mittelpunkt des Tuchmachergewerbes und der Textilindustrie zu entwickeln. Jüdische Handwerker und Kaufleute haben sich um diese Branchen stark verdient gemacht. Ihnen wurde der dauerhafte Aufenthalt in Böhmen aber erst zu Beginn der 1860er Jahre gesetzlich erlaubt. 1938 lebten 1.400 Juden in der Stadt.

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