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Friedlicher als das Meißner Weinfest

Beim Punkrock-Festival „Back to Future“ in Glaubitz sorgt ein Team von fünf Rettungssanitätern dafür, dass es bei Notfällen sofort Hilfe gibt.

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© Sebastian Schultz

Von Sebastian Schultz

Glaubitz. Nahe dem Eingang zum Festivalgelände stehen zwei Einsatzfahrzeuge des DRK. Dort können die Festivalbesucher ihre Verletzungen verarzten lassen. Während vom Festival schneller Punkrock herüber dröhnt, haben die Sanitäter kaum eine Pause. Doch selten ist es der Alkohol, der Probleme bereitet: Oft ist es eine ältere Verletzung, die sich jetzt beim Festival wieder bemerkbar macht.

© Sebastian Schultz

So hat sich ein 33-Jähriger vor Wochen eine Brandverletzung beim unsachgemäßen Umgang mit Mülltonnen zugezogen. Sanitäterin Evelyn Rothe nimmt es mit Humor und empfiehlt, die Wunde immer mal wieder mit Honig einzureiben. „Das ist ein altes Hausmittel von meiner Oma“, lacht sie, während sie die Wunde mit Spray einsprüht und einen Verband anlegt. – Plötzlich steht eine aufgeregte junge Frau vor den Sanitätern. Ihr Freund habe sich das Bein gebrochen. Sofort macht sich das Team auf den Weg zum Festivalgelände. Eine große Tasche nehmen sie dabei nicht mit. Nur das Notwendigste ist dabei, Verbandsmaterial und ein Tragetuch. Auf dem Weg erfragen die Sanitäter schon mal die Grunddaten: Name, Alter, wie es dazu kam. Inzwischen sind sie beim Festzelt angekommen. Dort sitzt ein junger Mann auf dem Boden und rappelt sich mit aller Kraft auf. Das Laufen fällt ihm sichtlich schwer. Evelyn Rothe tastet das verletzte Bein kurz ab und atmet erleichtert auf. „Es ist nicht gebrochen, nur der Knöchel ist leicht gestaucht“, erklärt sie. Trotzdem muss der junge Mann mit zum Einsatzwagen. Dort erhält er eine Bandage, um die Schmerzen zu mildern. Für den ehrenamtlichen Rettungssanitäter Fabian Alt ist so eine Situation Standard. „Wir müssen erst einmal annehmen, dass es sich tatsächlich um einen schweren Notfall handelt. Danach können wir uns immer noch freuen, wenn es nicht so schlimm ist“, sagt der 21-Jährige.

Wenn es am Einsatzwagen etwas ruhiger ist, gehen die Sanitäter auch mal über das Festivalgelände. Um Präsenz zu zeigen. „Die Gäste sehen, da ist jemand, der im Notfall helfen kann“, erklärt Alt. Das zeigt seine Wirkung. Kurz darauf kommen nacheinander drei Gäste, um auf einen Betrunkenen hinzuweisen, der nicht mehr ansprechbar ist. Die Diagnose ist klar: Wasser statt Bier wird diesem jungen Mann verschrieben.

Doch dass Besucher Bescheid geben, die einander gar nicht kennen, erlebe man nicht so oft. Fabian Alt, der eigentlich Allgemeine Verwaltung an der Meißner Fachhochschule studiert, ist bereits auf einigen Festivals und Events im Einsatz gewesen. Aber dieses Gemeinschaftsgefühl erlebe er so intensiv nur beim „Back to Future“ in Glaubitz, wo er zum dritten Mal dabei ist. „Ja, das Publikum hier sieht auf den ersten Blick etwas seltsam aus, ist aber sehr freundlich, hilfsbereit und komplett friedlich“, erklärt Fabian Alt. Während es etwa beim Weinfest in Meißen immer mal wieder zu Schlägereien kommt, gab es hier beim Glaubitzer Punkfestival noch nie Verletzungen aufgrund von Prügeleien.

Das meiste sind hitzebedingte Notfälle, wie Sonnenstich oder Kreislaufprobleme. So ergeht es auch der Partnerin von Uwe Fuhrmann. Eine knappe Stunde liegt sie im Einsatzwagen, bis sich ihr Blutdruck wieder stabilisiert. Aber gleich weiterfeiern ist für sie keine Option. Stattdessen gehen die beiden Dresdener jetzt zum Zeltplatz und ruhen sich an diesem Abend aus. „Auf ein paar Bands zu verzichten, das werden wir überleben“, resümiert Fuhrmann. Die Gesundheit gehe vor. Inzwischen gibt es eine kurze Ruhepause für das Helferteam von fünf Einsatzkräften, die mit zwei Fahrzeugen rund um die Uhr vor Ort sind.

Während die Sanitäter kurz verschnaufen, kommt ein Punk mit einem Bierbecher in der Hand entlang. „Übelst cool, dass ihr da seid, ihr macht einen richtig guten Job“, prostet er herüber. Vor zwei Jahren musste er selbst die Hilfe der Sanis in Anspruch nehmen. Beim Tanzen hatte er sich einen Finger ausgerenkt. Solche Sätze sind für die Ehrenamtler ein echtes Dankeschön: Sie haben rund um die Uhr zu tun, damit die Festivalgäste ein entspanntes Wochenende verbringen können.

Wer sich für eine ehrenamtliche Tätigkeit als Rettungssanitäter interessiert, kann sich gerne beim DRK melden.