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Friedrich Karl Flick ist tot

Der Milliardär und frühere Industrielle ist tot. Er starb im Alter von 79 Jahren in Österreich.

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Von Peter Lessmann

Wien - Er war eine der schillerndsten Figuren in der Wirtschaftsgeschichte der Nachkriegszeit. Der ehemalige Unternehmer, Investor und Milliardär Friedrich Karl Flick sorgte auch nach dem Verkauf seines Industrie-Imperiums Mitte der 80er Jahre für Schlagzeilen, vor allem in der Regenbogenpresse: So als er nach zwei geschiedenen Ehen 1990 eine 30 Jahre jüngere Ingrid Ragger ehelichte oder vier Jahre später, als er aus steuerlichen Gründen seinen Wohnsitz nach Österreich verlegte. Der Abschied des prominenten Steuerzahlers schmerzte die deutschen Finanzbehörden ganz besonders, denn er bedeutete Einnahmeausfälle von jährlich 100 Millionen DM (51 Mio Euro).

Der öffentlichkeitsscheue Flick, der 1927 in Berlin geboren wurde, trat 1957 als promovierter Kaufmann in den Konzern seines Vaters ein. Dieser war nach dem Krieg von einem amerikanischen Militärgericht zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden, von denen er drei Jahre verbüßte. Flick war einer der größten Waffenlieferanten für das NS- Regime gewesen. Doch gelang es ihm ein zweites Mal, ein Industrieimperium aufzubauen.

Um Stahlfirmen, den Papierhersteller Feldmühle, Dynamit Nobel und ein Paket von Daimler-Benz-Aktien hatte Flick eine mächtige Industriegruppe aufgebaut. Nach dem Tod seines Vaters und nach internen Familienstreitigkeiten wurde „FKF“, wie man Flick kurz nannte, 1975 alleiniger Chef des Düsseldorfer Konzerns. Drei Jahre zuvor war Eberhard von Brauchitsch, der 1970 als persönlich haftender Gesellschafter bei Flick ausgeschieden war, in das Unternehmen zurückgekehrt.

An der Seite von FKF kümmerte sich von Brauchitsch um die „Pflege der Bonner Landschaft“ (von Brauchitsch). Und das führte den Konzern schnurstracks in die Parteispendenaffäre von 1981. Die so genannte Flick-Affäre war der größte Wirtschaftsskandal in der deutschen Nachkriegszeit. Mehr als 25 Millionen DM (12,8 Mio Euro) hatten die Manager zwischen 1969 und 1980 an die Parteien gespendet. Der Name Flick wurde zum Synonym für die Einmischung der Wirtschaft in die Politik, für die „gekaufte Republik“. In den Strudel der Affäre gerieten auch die ehemaligen Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff und Hans Friderichs (beide FDP), die 1987 wegen Steuerhinterziehung zu Geldstrafen verurteilt wurden. Von Brauchitsch erhielt ein zweijährige Freiheitsstrafe auf Bewährung.

Mit 43000 Beschäftigten erzielte die Flick-Gruppe 1984 weltweit einen Umsatz von 22 Milliarden DM (11,3 Mrd Euro). Ein Jahr später trennte sich Flick von seinem Imperium und verkaufte die Firmengruppe für rund 5,4 Milliarden DM an die Deutsche Bank. Flick zog sich ganz ins Privatleben zurück. Seine unternehmerische Tätigkeit beschränkte sich auf die Verwaltung seines Vermögens, das auf vier bis fünf Milliarden DM geschätzt wird. Prachtvolle Villen und luxuriöse Anwesen, zum Teil mit Atombunker und Panzerglasscheiben gesichert, besaß Flick unter anderem in Kärnten, Düsseldorf und München.

Außerdem zählte ein ausgedehntes Jagdrevier im Burgenland zu seinem Eigentum. In Wien verkehrte der ehemalige Unternehmer, dem ein barocker Lebensstil nachgesagt wurde, in der Hauptstadt-Schickeria. 1991 geriet Flick noch einmal in die Schlagzeilen, als sein Schwager Opfer einer erpresserischen Entführung wurde. Er konnte schon nach wenigen Tagen befreit und das Lösegeld von 10 Millionen DM sichergestellt werden. Flick hinterlässt seine Frau Ingrid und die 1999 geborenen Zwillinge Victoria-Katharina und Karl Friedrich. (dpa)