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Friesens laden ein

Die Familie ist neu in Bischofswerda. Sie wohnen hier und warten mit einer kleinen, feinen Galerie auf. An diesem Wochenende zum ersten Mal.

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© Regina Berger

Constanze Knappe

Bischofswerda. Der Harlekin sieht aus als lebe er. Schelmisch blickt die Kasperpuppe „geschafft, aber glücklich“ von einer Kohlezeichnung. Genauso fühlt sich auch Margret Friese. Es ist ihr Lieblingsbild. Eine von etlichen Arbeiten, die ab diesem Wochenende in der neuen Friesengalerie in Bischofswerda zu sehen sind. Im Schaufenster des kleinen Ladens in der Kirchgasse 1 stehen Krippenfiguren aus Keramik, Kerzen dazwischen verbreiten eine anheimelnde Atmosphäre.

Die meisten Arbeiten von Margret Friese, die ihr Atelier und eine Töpferwerkstatt in Königswartha betreibt, entstanden im Rahmen eines deutsch-polnischen Projekts des Steinhauses Bautzen mit Partnern in Zgorzelec. Gern denkt die 60-Jährige daran zurück. Zum Beispiel wie sie mit anderen deutschen und polnischen Künstlern auf den Elbwiesen in Dresden saß und sich inspirieren ließ. Dabei entstand das Bild von der Frauenkirche. Es ist wie auch jenes mit dem Klarinettenspieler mit Kohle gezeichnet. Das passe einfach in die dunkle Jahreszeit, findet die Künstlerin. Sie freut sich auf neugierige Besucher. Erwachsene und Kinder können sich auch selbst betätigen und kleine Geschenke aus Ton töpfern, die man vor Weihnachten fertig gebrannt abholen kann. Im hinteren Teil des Hauses befindet sich eine historische Wäschemangel, auch die kann man sich anschauen.

Idee kam gut an

Zwar ist die Friesengalerie nun zum ersten Mal für jedermann geöffnet, ihre Feuertaufe aber hat sie schon hinter sich. Im Juli luden Jennifer und Markus Friese, die neuen Eigentümer des Hauses, ihre Nachbarn zu einer Kennenlernparty ein. Bei dem Sommerfest stellte Markus Frieses Mutter Margret in dem kleinen Laden aus. Die Idee kam so gut an, dass die Familie zum Weihnachtsmarkt erneut öffnet und sich im nächsten Jahr am Tag der offenen Hinterhöfe beteiligen will. Keramikkurse könnten später ebenfalls in einem der zwei Ausstellungsräume stattfinden. Das aber ist Zukunftsmusik. Noch hat das Erdgeschoss keine Heizung, was auch der Grund für den Auszug des vorherigen Geschäfts war. In dem 200 Jahre alten Haus gibt es noch viel zu tun. „Es ist aber jetzt in einem Zustand, dass man darin leben kann“, sagt Markus Friese. Alles andere werde nach und nach.

Das Einleben ist nicht ganz leicht

Nach mehreren Jahren im Westen war Margret Friese 2007 aus Bayern nach Königswartha zurückgekehrt. Im Herbst vorigen Jahres folgte mit Markus einer ihren beiden Söhne. Näher dran an den Eltern zu leben, war ein Teil der Motivation dafür, die im Vergleich zum Westen hier günstigeren Immobilienpreise ein weiterer. Markus Friese, der in Königswartha aufwuchs, brachte seine Frau Jennifer, eine Oberpfälzerin, und den dreijährigen Karli, der eigentlich Karl-Louis heißt, mit. Vorübergehend lebten die drei bei den Eltern in Königswartha, seit Mai wohnen sie nun in ihrem eigenen Haus an der Kirchgasse in Bischofswerda. Der 36-Jährige bekam als OP-Pfleger einen Job im Bischofswerdaer Krankenhaus. Seine Frau, eine gelernte Versicherungskauffrau, arbeitet in einer Agentur in Radeberg, mit guten Aufstiegschancen. Beruflich könnte es für die zwei kaum besser laufen. Und dennoch, so sagen sie, hätten sie sich das Einleben etwas leichter vorgestellt. Die alte Heimat sei die Oberlausitz nicht mehr, da habe sich sehr viel verändert, und für die Bischofswerdaer sei er ein Zugereister, erzählt Markus Friese. Seine Frau lacht. Sie habe noch nicht viel Zeit gehabt, sich darüber Gedanken zu machen.

Jennifer Friese malt auch, wodurch sie sich ihrer Schwiegermutter noch enger verbunden fühlt. Die Idee der Friesengalerie finden alle spannend. Die wird zwar nicht regelmäßig offen sein, soll aber mit wechselnden Ausstellungen zu verschiedenen Anlässen immer wieder für Höhepunkte sorgen. Am Wochenende gibt es neben typischen Adventsgetränken und Gebäck auch einen lustigen Brotaufstrich und bayerische Leberkassemml’n.

Friesengalerie, Kirchgasse 1, Bischofswerda: geöffnet 5. Dezember 14-20 Uhr, 6. Dezember 14-19 Uhr, 20. Dezember 15-18 Uhr, hier kann das Getöpferte abgeholt werden. Das Töpfern kostet 3 Euro für 500 Gramm roten Ton.