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Frische Brötchen trotz Evakuierung

Am Tag nach dem Bombenfund muss niemand auf ein gutes Frühstück verzichten. Die Bäcker halten die Stellung.

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© Daniel Schäfer

Von Mareike Huisinga

Pirna. Bombenfund in Pirna. Auch die Bäckerei Scholz an der Ludwig-Richter-Straße in der Südvorstadt ist von der Evakuierung betroffen. Trotzdem musste am Tag danach niemand auf frische Brötchen verzichten, wie Inhaber Robert Scholz schmunzelnd feststellt. Doch der Reihe nach. Um 16 Uhr am Donnerstag weckt ihn seine Frau aus dem Mittagsschlaf und informiert ihn über die Bombe, die auf dem Sonnenstein gefunden wurde. „Angst hatte ich eigentlich nicht, denn zwischen unserer Bäckerei und dem Fundort ist ja der große Berg“, erklärt Robert Scholz. Bis 18 Uhr hat der Laden ganz normal geöffnet. Kunden kommen und gehen. Immer wieder schaut Robert Scholz auf die Webseiten der Stadt Pirna und der SZ. Wird nun evakuiert oder nicht, und vor allem: Ist die Bäckerei betroffen? Es herrscht Unklarheit.

„Schließlich wurde es uns zu heikel, da wir auch zwei kleine Kinder haben. Die wollten wir nicht aus dem Schlaf wecken, falls später eine Evakuierung angeordnet wird“, sagt der Bäckermeister. Gegen 19  Uhr packt Familie Scholz das Nötigste zusammen und findet Zuflucht bei der Schwiegermutter in Dorf Wehlen. Wenig später liest Robert Scholz im Netz über die Evakuierung. Auch sein Haus ist betroffen. Gut, dass die Familie sich bereits vorher entschlossen hat, das Heim zu verlassen.

Wie geht es jetzt weiter? Ohne zu wissen, ob er in dieser Nacht noch wieder in seine Backstube zurückdarf, denkt er optimistisch und stellt den Wecker auf zwei Uhr nachts. Bingo! „Als ich aus Wehlen raus fuhr, kamen mir nach kurzer Zeit Polizeiautos entgegen. Da wusste ich sofort, dass die Bombe entschärft ist, die Straßen wieder frei sind, und die Evakuierung aufgehoben wurde“, berichtet der 39-Jährige.

Als er sich der Siedlung nähert, bietet sich ihm ein ungewöhnliches Bild. Auf den Straßen sieht er viele Menschen, die aus den Notunterkünften oder von Freunden wieder in ihre Häuser zurückkehren. Viele haben nur einen Beutel mit dem Notwendigsten dabei. Der Bäckermeister selber verliert keine Zeit, schließt auf und begibt sich sofort in die Backstube, um den Teig für die Brötchen anzusetzen.

Um Punkt sechs Uhr öffnet das Geschäft wie an jedem normalen Tag und verkauft Brot, Semmeln und Eierschecke. „Das Gesprächsthema Nummer eins war natürlich die Bombe. Ich habe den Eindruck, dass die meisten Verständnis für die Evakuierung hatten“, sagt Scholz. Genauso fleißig war die Bäckerei Burkhardt in der Südvorstadt. Auch hier wurde nachts durchgearbeitet, so dass am nächsten Morgen kein Kunde auf frische Brötchen verzichten musste.