Von Mario Sefrin
Olbersdorf. Ralph Grohmann steht in seiner Gaststätte „Captain Hook“ am neuen Tresen und nickt zufrieden. „Es war wirklich Zeit für eine Veränderung“, sagt der Gastwirt von der Westseite des Olbersdorfer Sees. Nach 18 Jahren stellte sich Grohmann gemeinsam mit seinen Mitarbeitern im vergangenen Jahr die gastronomische Sinnfrage: „Müssen wir unser Konzept überdenken? Genügt dieses auch noch künftig den Anforderungen?“, bringt Grohmann seine Überlegungen im vergangenen Jahr auf den Punkt.

Im Ergebnis der Überlegungen setzte sich Grohmann im Sommer 2017 ins Auto, um für ein Wochenende Richtung Ostsee zu fahren und sich auf dem Weg verschiedene Restaurants und gastronomische Konzepte anzusehen. „Ich hatte mich natürlich vorab informiert und mir eine Liste von 15 Gaststätten zusammengestellt, die ich besuchen wollte“, erzählt Ralph Grohmann. Auch die drei Gastronomie-Konzepte, über die er sich informieren wollte, kannte Grohmann schon vorab: „Erstens das klassische Konzept mit getrennter Küche und Gaststättenbereich mit Kellner, zweitens das Konzept, in dem das Essen in der Küche zubereitet wird und es dann in Wärmebehälter auf ein Buffett kommt, wo die Gäste bestellen und bezahlen. Und drittens das Konzept, wo die Gäste das Essen am Tresen wählen und dieses danach dort frisch zubereitet wird.“
Anfangs, sagt Ralph Grohmann, sei Konzept zwei sein Favorit gewesen. Doch dieses ist für die Umsetzung im „Captain Hook“ nicht praktikabel, war der Gastronom schnell überzeugt. „Das Konzept setzt viele Gäste voraus. Doch wir haben am Olbersdorfer See nicht konstant 500 bis 1 000 Besucher am Tag.“ Die Gefahr, dass viele zubereitete Speisen weggeschmissen werden müssten, sei zu hoch, so Grohmann. Er entschied sich deshalb für Konzept drei – und ist mittlerweile von diesem überzeugt. „Die Gäste müssen nicht mehr lange auf den Kellner warten, sondern können sich gleich am Tresen ihre Speisen aussuchen. Außerdem können sie bei der Zubereitung der Speisen zusehen“, zählt Grohmann die Vorteile des neuen Konzepts auf. Wer nicht zuschauen möchte, könne sich auch schon einen Sitzplatz suchen, sagt Grohmann. „Die Gäste werden dann über Bildschirme informiert, dass ihr Essen fertig ist.“
Zwar werden die alten Küchenräume im „Captain Hook“ noch für die Vorbereitung der Speisen gebraucht, gekocht wird künftig aber am neuen, modernen Tresen. Diesen haben Grohmann und seine fünf Mitarbeiter selbst gebaut, auch ein neues Kassensystem und eine moderne Lüftungsanlage haben in den vergangenen Monaten im „Captain Hook“ Einzug gehalten. Eine mittlere fünfstellige Summe habe er in den Umbau investiert, sagt Ralph Grohmann. Den Test hat das neue Konzept übrigens schon hinter sich: „Seit Ostern arbeiten wir mit unserem neuen Tresen“, so Grohmann. „Manche Gäste sind zwar anfangs etwas skeptisch, am Ende waren jedoch alle begeistert.“ Nun soll die Speisekarte gestrafft werden: „Wir werden künftig großen Wert auf frische, gesunde Speisen legen“, sagt Ralph Grohmann.
Das Gaststättenkonzept ist übrigens nicht die einzige Neuerung beim „Captain Hook“. Auch der Imbissverkauf wird derzeit vergrößert. „Wir bauen an“, sagt Ralph Grohmann. Bisher sei der Imbissbereich sehr beengt gewesen. Ob der Anbau aber in dieser Saison eingeweiht werden kann, sei noch unklar, so Grohmann.
Ganz neu ist der Tresen im „Captain Hook“ aber wiederum nicht. Denn für dessen Verkleidung hat Ralph Grohmann alte Bretter des Holzstegs an der See-Nordseite genutzt. „Die Bretter waren für den Steg nicht mehr geeignet“, sagt Grohmann. „Sie wegzuschmeißen, war mir aber zu schade. Darum habe ich sie eingelagert“ – und nun einem neuen Leben zugeführt. Der große Holzsteg hat auch zur See-Begehung zu Wochenbeginn die Hauptrolle gespielt. Weil sich der Zustand des Stegs nach vielen Jahren zusehends verschlechtert, sucht die Gemeinde, der 128 Hektar See und drumherum gehören, nach Möglichkeiten den Steg zu erneuern – am besten mit Fördermitteln. Aus diesem Grund hatte die Gemeinde zur Begehung am Montag eine Mitarbeiterin der Landesdirektion eingeladen, um mit ihr über notwendige Investitionen am See zu sprechen. Die Gemeindeverwaltung, die am See ansässigen Fimen und der Verein „Freizeitknüller Olbersdorfer See“, zu dem die Gemeinde, die See-Firmen und der Verein O-See Sports gehören, treffen sich zweimal im Jahr – vor und nach der Saison – um über Probleme und notwendige Veränderungen am See zu sprechen, aber auch um erfolgreiche Entwicklungen zu würdigen.
Am Montag wurde dabei festgestellt, dass es mit der Reinhaltung der Flächen am See mittlerweile gut klappt. Das kostet aber: „Die Gemeinde stellt jährlich rund 75 000 Euro für die Pflege und Instandhaltung des Naherholungsgebietes bereit“, sagt Michael Noack vom Olbersdorfer Bauamt. „Das Hauptaugenmerk liegt dabei vordergründig auf der Ordnung und Sauberkeit des See-Areals.“ So sind im vergangenen Jahr allein Kosten in Höhe von rund 1 200 Euro für die reine Müllentsorgung angefallen, sagt Noack. Dazu komme noch der umherliegende Müll, dessen Beseitigung aufwendig ist. Zu Ordnung und Sauberkeit gehört laut Noack jedoch nicht nur der Müll, sondern auch die Pflege der Infrastruktur mit ihren Grünflächen, dem Strand und dem Wegenetz. Die anfallenden Arbeiten betreffen laut Noack nicht nur die Anlagen zwischen Stand, Seecamping und Hotel „Haus am See“, sondern das komplette Areal um den Olbersdorfer See. Michael Noack war nach der Begehung trotzdem zufrieden: „In früheren Jahren hatten wir mehr Probleme auf dem Zettel.“