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Frisches Parkett für Radebeul

Zwei Tänzer der Landesbühnen verwirklichen ihren Traum vom eigenen Studio. Laien wie Profis sollen dort lernen können.

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© Arvid Müller

Von Dominique Bielmeier

Radebeul. Mu-Yi Chen tanzt nicht nur auf Spitze, sie sitzt sogar so: die Füße elegant aufgerichtet, die Zehen zur Fußsohle hin gebogen, als sei nichts weiter dabei. Das jahrelange harte Tanztraining merkt man der 38-Jährigen, wie sie auf dem niedrigen Ledersofa in der kleinen Café-Ecke sitzt und scherzt, nicht gleich an. Man erkennt es aber an ihrem Körper, ihrer ganzen Haltung, der ruhigen Eleganz, die sie ausstrahlt. Und die sie auch diesem ganz besonderen Ort in Radebeul-Ost verliehen hat.

Hier, in der Meißner Straße, direkt neben dem Autohaus Kuntzsch, haben Mu-Yi Chen und ihr Tanz- und Lebenspartner Norbert Kegel sich einen Traum erfüllt: Auf 165 Quadratmetern eröffnen die ehemaligen Ensemble-Tänzer der Landesbühnen am Sonnabend ihr eigenes Tanzstudio für Tai-Chi, Ballett, Jazzdance, Hip-Hop und mehr. „Viel Liebe und viel Handarbeit“ stecke darin, erklärt der 36-Jährige. Das beginnt bei den gerahmten Fotos von gemeinsamen Auftritten und endet beim handgenähten Schallschutzvorhang, der die beiden Tanzsäle zu je 60 Quadratmetern voneinander trennt.

Edles, helles Parkett, Ballettstangen für Groß und Klein, hohe Fenster, durch die viel Licht fällt, ein durchdachtes Beleuchtungskonzept – das Studio von „Muno-Productions“ ist in gerade einmal rund vier Monaten so geworden, wie man sich ein professionelles Tanzstudio nur wünschen kann. Neben Liebe und Handarbeit steckt deshalb noch etwas darin: ein hohes Risiko.

Zwischen 15 000 und 20 000 Euro haben die selbstständigen Tänzer geschätzt in ihren Traum investiert; die Anmeldungen für die Kurse, die am 15. Mai beginnen sollen, sind jedoch noch verhalten. „Es ist noch nicht so viel, dass man überleben kann“, sagt Kegel. Dabei bietet ihr Studio etwas, das in der Region sonst kaum zu finden ist: professionelles Theatertraining, an jedem Morgen während der Woche.

Doch Kegel und Chen sind überzeugt von ihrem Konzept, dass eine Fusion aus Theater, Event und Unterhaltung ist und nun in Radebeul eine Heimat gefunden hat. So überzeugt, dass sie schon einmal in die Zukunft träumen. Von anderen Tänzen, die gelehrt werden könnten – Salsa oder Tango zum Beispiel. Von weiteren Lehrern, die Kurse geben könnten. Von einer möglichen Kooperation mit einem Kinderheim, irgendwann. Und von einem späteren Ensemble, das sich vielleicht aus Kontakten zu den Profi-Tänzern ergibt, die dann hier trainieren werden. „In zehn, 15 Jahren ist Muno-Productions eine Instanz“, sagt Norbert Kegel und muss lachen. Nein, nein, bitte nicht schreiben! „Das hat er gesagt“, ruft Mu-Yi Chen schnell und hebt die Handflächen in einer unschuldigen Geste.

Seit rund sechs Jahren sind die Tochter eines berühmten Kalligraphiekünstlers aus Taipeh und der gebürtige Dresdner ein Paar. Sie lernten sich an den Landesbühnen Sachsen kennen und haben sich vor zwei Jahren als Muno-Productions selbstständig gemacht. Für Landesbühnen-Stücke wie „Jedermann“ stehen sie noch heute zusammen auf der Bühne. „Wenn Tanzen keinen Spaß mehr macht, läuft irgendwas falsch“, sagt Kegel. Seine Partnerin lächelt zustimmend, entrollt die Zehen und steht auf.

Tag der offenen Tür am Sonnabend, 13. Mai, 13 Uhr, Tanzstudio, Meißner Straße 9. Ab 16 Uhr zeigen die Tänzer ein kurzes Programm. www.muno-productions.de