Wirtschaft
Merken

Warum es kaum Aronia-Beeren gibt

Die Beere, die vor allem in Sachsen und Brandenburg wächst, gilt als sehr gesund. Vielerorts fällt die Ernte in diesem Jahr allerdings komplett aus.

 2 Min.
Teilen
Folgen
Auf Sachsens größter Plantage bei Coswig wird in diesem Jahr nicht geerntet.
Auf Sachsens größter Plantage bei Coswig wird in diesem Jahr nicht geerntet. © Archivbild: Anne Hübschmann

Coswig/Beelitz. Die Aronia-Ernte in Sachsen und Brandenburg fällt in diesem Jahr nahezu aus. "Es ist eine Katastrophe", sagte Jörg Holzmüller vom Dresdner Unternehmen Aronia-Original. Er arbeitet mit mehreren Landwirten in Sachsen, Brandenburg und Nordhessen zusammen, die Beeren zur Verarbeitung liefern. 

Die Spätfröste im Mai hätten den Pflanzen zur Blütezeit so zugesetzt, dass kaum Beeren an den Sträuchern hingen, erklärte Holzmüller. Die Pflanze sei zwar frostresistent, aber die junge Blüte anfällig. Über mehrere Tage hinweg habe es im Mai Nachtfröste mit Temperaturen bis zu minus sieben Grad gegeben. "Das konnten die jungen Blüten nicht überleben."

Auf Sachsens größter Plantage bei Coswig, wo die Früchte auf einer Fläche von rund 80 Hektar wachsen, wird in diesem Jahr nicht geerntet. "Es sind ein paar Beeren dran, aber dafür lohnt sich der kostenintensive Aufwand nicht", so Holzmüller.

Auch im Spreewald in Brandenburg, wo Heinz Peter Frehn Aronia anbaut, fällt die Ernte mehr oder weniger aus. Der Landwirt rechnet mit einem Verlust von 70 bis 80 Prozent. In vier Wochen werde vielleicht das noch gerettet, was an den Pflanzen gereift sei. "Bereits im Vorjahr fiel die Ernte wegen Frostschäden aus", sagte er. Seitdem die ersten Pflanzen vor acht Jahren auf einer Fläche von 100 Hektar gesetzt wurden - fünf Jahre dauert es bis zur ersten Ernte - konnten erst zweimal Früchte gepflückt werden. 2018 habe der Ertrag bei 700 Tonnen gelegen. Man müsse sich mit dem Wetter und der Situation arrangieren, sagt er. "Aufgeben ist keine Alternative."

Der 69-jährige Brandenburger Landwirt Gerhard Jochen aus Beelitz hat sich damit abgefunden, wieder nichts zu ernten. "Der Frühfrost im Mai hat meine Pflanzen voll erwischt, da stand schon alles in voller Blüte", sagt er. Trotzdem sei er stolz auf seine Pflanzen: sie überlebten zwei Trockensommer, jetzt die Frühfröste und sehen immer noch gut aus. "Wenn auch ohne Beeren", nimmt er die Situation mit Humor. 2010 hatte er auf zwei Hektar 5000 Pflanzen gesetzt. Nur 2014 habe er einen nennenswerten Ertrag von etwa drei Tonnen erzielt.

Ein Landwirt im sächsischen Diehra-Zehren inspiziert geerntete Aronia-Beeren
Ein Landwirt im sächsischen Diehra-Zehren inspiziert geerntete Aronia-Beeren © dpa/Sebastian Kahnert

Eigentlich wollte Holzmüller zumindest auf der 20 Hektar großen Plantage in Naundörfel bei Meißen ernten. Mehrmals täglich hat er den Zucker- und Farbstoffgehalt gemessen - und hoffte auf eine Ausbeute von 40 bis 50 Tonnen. Nun haben sich die Hoffnungen zerschlagen, die Beeren sind zu klein und trocken. "Für uns ein Totalausfall. Was die Zukunft bringt, weiß ich nicht." Bereits in den Jahren 2018 und 2019 habe die Trockenheit die Ernte in Sachsen auf etwa 30 bis 40 Prozent der üblichen Menge geschrumpft. Nun hofft Holzmüller noch auf Beeren von den Anbauflächen in Nordhessen. Denn die Nachfrage vor allem nach dem Saft sei gerade in der Corona-Krise hoch, so Holzmüller.

Der Aronia-Beere werden gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben, sie ist reich an den Vitaminen A, C und K. Wegen ihres recht sauren rohen Geschmacks kommen sie eher in verarbeiteter Form zum Einsatz, vor allem als Saft oder getrocknet in Müsli. (dpa)