Pirna
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Frustriert die Suche nach Gesangstalenten?

Thomas Manz fügt der Pirnaer Singegemeinschaft „Harmonie“ neue Facetten hinzu. Es ist nicht sein einziges Engagement als Chorleiter.

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Chorleiter Thomas Manz bei einer seiner Proben, die immer montags, 19  Uhr, im Schiller-Gymnasium stattfinden.
Chorleiter Thomas Manz bei einer seiner Proben, die immer montags, 19 Uhr, im Schiller-Gymnasium stattfinden. © Hannelore Angermann

Nach dem Tod des langjährigen Chorleiters Wolfgang Heyne übernahm der 40-jährige Thomas Manz vorigen Herbst zunächst vertretungsweise, seit Januar dieses Jahres dann offiziell die musikalische Leitung der Pirnaer Singegemeinschaft „Harmonie“. Nach den ersten Proben zeigte sich, dass der jüngere Chorchef mit seinem ungewohnt flotten Probenstil die 38 Sängerinnen und Sänger zunächst etwas verunsicherte. Man einigte sich nun auf einen goldenen Mittelweg.

Herr Manz, wollen Sie dem traditionsreichen Chor, der vor 98 Jahren aus der Taufe gehoben wurde, ein neues Image verpassen?

Nein, ich bin traditionsbewusst, das ist mir sehr wichtig. Deshalb pflege ich altes Volksliedgut und geistliche Chormusik, öffne mich aber auch Neuem, das ich in der Musikliteratur oder bei Konzerten anderer Chöre erschließe. Ich will das Repertoire breit aufstellen, nehme gern auch moderne Sachen wie Musicals, heitere Chormusik oder afrikanische Lieder mit auf.

Sie führen, wie schon erwähnt, die Chorproben straff und effizient, studieren in rascher Folge neue Lieder ein, lassen den Chor beim Singen oft aufstehen. Was bringt das?

Das bringt Dynamik und gibt dem Klangvolumen mehr Raum. Zudem will ich die wöchentlichen Proben optimal nutzen, aber nichts Unmögliches verlangen. Und wenn ich im Eifer mal eine Pause verpasse, dann verspreche ich Besserung.

Stimmt es, dass Sie in der Region schon ein großes Pensum als Chorleiter absolvieren?

Ja, Chorleiter sind rar und deshalb haben alle viel zu tun. Ich arbeite zum Beispiel seit 2003 regelmäßig mit dem Pirnaer Singekreis, bin dort stellvertretender Chorleiter. 2009 habe ich den Kirchgemeindechor Rosenthal-Langenhennersdorf übernommen, 2012 den katholischen Chor der Pirnaer Kunigundenkirchgemeinde. Zudem vertrete ich gelegentlich die Chorchefs in Graupa, Dippoldiswalde und Dohna.

Die Chorarbeit ist Ihre Nebentätigkeit. Was machen Sie hauptberuflich?

Ich bin Personalmanager bei der Dresdner Philharmonie, die 116 Musiker und 50 Verwaltungsleute beschäftigt. Ich fing dort als Praktikant an, machte dann eine Ausbildung und weitere Fachqualifikationen. Zu meinem Job gehört unter anderem auch die Vorbereitung von Tourneen. Es ist schön, dass ich dabei immer Berührung mit der Musik habe. Nebenbei erwarb ich auch meinen Abschluss als Chorleiter.

Sie sind voll berufstätig, betreuen Chöre und haben selbst eine große Familie. Wie bringt man alles unter einen Hut?

Man muss sich auf das Wesentliche konzentrieren, effizient arbeiten, um dann zu Hause die nötige Zeit für die Familie mit vier Kindern zu haben. Ohne die zupackende Unterstützung meiner tollen Frau, die als Tagesmutti tätig ist, ginge das gar nicht.

Wie sind Sie zur Musik gekommen?

Ich wuchs damit auf. Zunächst inspirierte mich meine Oma, die gut singen konnte. In der Kirchgemeinde lernte ich das Orgelspiel und saß schon als Kind an der Orgel. Mit 14 spielte ich sie erstmals beim Gottesdienst, später sehr oft. In der 11. Klasse vertrat ich die erkrankte Musiklehrerin bei Proben, übernahm den Schulchor und gründete ein Ensemble. Dieses Doppelquartett trat mit populären Liedern auf. Das Rüstzeug erwarb ich autodidaktisch.

Nicht nur Chorleiter, auch Sänger, vor allem jüngere, muss man heute mit der Lupe suchen. Frustriert Sie das?

Nicht wirklich, denn man wird fündig, wenn man mit Lust und Liebe dabei ist, andere fürs Singen in guter Qualität begeistert und zum Mitmachen anregt. In der Familie, im Freundeskreis – es gibt überall Interessierte mit Talent. Man muss offen sein, sie zu Proben einladen. Und auch Chorfreundschaften und gemeinsame Auftritte und Events gestalten. Diesen Weg will ich mit der „Harmonie“ gehen. Chorsingen macht ja nicht nur Freude. Es schafft auch Geselligkeit und Gemeinschaft. Und das ist unsere Chance.

Gespräch: Hannelore Angermann

Frühlingskonzert der „Harmonie“, am Sonnabend, 27. April, 16 Uhr, im Diakonie- und Kirchgemeindezentrum Pirna-Copitz, Eintritt frei.

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