Berlin/Hamburg - Die Staatsanwaltschaft Hamburg leitete am Montag ein Verfahren gegen Unbekannt ein. Das im Indischen Ozean geenterte Schiff gehört der Hamburger Reederei Leonhardt &Blumberg. Ob die in der Region eingesetzte deutsche Marine die Verfolgung des Schiffes aufnehmen kann, war am Montag unklar.Die Hamburger Behörde ermittelt wegen des Verdachts eines Angriffs auf den Seeverkehr, sagte Sprecher Wilhelm Möllers. An Bord sind laut Staatsanwaltschaft 24 Besatzungsmitglieder mehrerer Nationen, darunter fünf deutsche Staatsangehörige. Das Bundeskriminalamt sei mit den Ermittlungen beauftragt worden, berichtete Möllers.
Ob die Piraten Lösegeld für die Geiseln gefordert haben, konnte Möllers nicht sagen. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin sagte: „Unser oberstes Ziel ist es, (...) Leib und Leben der Betroffenen zu sichern.“ Ein Krisenstab im Auswärtigen Amt arbeitet mit Hochdruck daran, das Schiff wieder frei zu bekommen.Im Interesse der sich in der Gewalt der Piraten befindlichen Besatzungsmitglieder wollten Verteidigungsministerium und Auswärtiges Amt keine weiteren Informationen geben. Die „Hansa Stavanger“ wurde 1997 gebaut, ist 170 Meter lang und kann 1550 Standardcontainer laden. Nach Angaben des Ostafrikanischen Seefahrer-Hilfsprogramms wurde es zwischen Kenia und den Seychellen gekapert.
Das Schicksal der sieben Seeräuber, die vor mehr als einer Woche im Golf von Aden den deutschen Marine-Tanker „Spessart“ angegriffen hatten und dabei gestellt wurden, ist unterdessen weiter ungewiss. Die Piraten befinden sich derzeit an Bord der Bundeswehr-Fregatte „Rheinland-Pfalz“. Die Kieler Staatsanwaltschaft teilte am Montag mit, dass die Entscheidung, ob die Piraten in Deutschland angeklagt oder nach Kenia überstellt werden, bei der Bundesregierung liege. Die Behörde hatte nach einer Anzeige der Regierung wegen eines versuchten Angriffs auf den Seeverkehr ebenfalls ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Kiel ist der Heimathafen des Tankers „Spessart“.
Der Verteidigungsexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Rainer Stinner, forderte als Konsequenz aus der neuen Welle von Piraten- Angriffen ein härteres Vorgehen der Bundeswehr. „Das der Regierung gegebene Bundestagsmandat ermöglicht eindeutig die aktive Bekämpfung der Mutterschiffe“, sagte Stinner. Alles deute darauf hin, dass die Piraten ihre Aktionen auf die hohe See verlagern und verstärkt von Mutterschiffen aus operieren. „Es reicht nicht aus, Schiffe zu eskortieren und bei Bedarf Hilfe zu leisten.“
Neben den deutschen Schiffen brachten Piraten auch noch andere in ihre Gewalt. Am Montag überfielen Seeräuber im Golf von Aden vor der Küste Somalias ein britisches Containerschiff. Auf dem 32000-Tonnen- Frachter seien 24 Besatzungsmitglieder aus Bulgarien, Russland, der Ukraine und den Philippinen gewesen, teilte ein Sprecher der EU- Mission NavFor in Northwood nahe London mit.
Das mit Eisen beladene Schiff sei von den Piraten auf kleineren Booten überfallen worden. Ebenfalls am Montag wurde ein taiwainesisches Schiff entführt. Zudem wurde am Wochenende eine französische Jacht mit vier Menschen an Bord vor der nordöstlichen Küste Somalias überfallen.
Das Internationale Schifffahrtsbüro(IMB) in London hatte zuletzt einen massiven Anstieg der Piraten-Aktivitäten an der Ostküste Somalias registriert. Allein im März wurden dort 15 Schiffe entführt. Im Februar waren es noch zwei, im Januar keines. (dpa)