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Fünf lohnende Ausflugsziele im böhmischen Winter

Glas selbst blasen, exotische Fische schauen, ein Schloss besuchen – in Nordböhmen geht nicht nur Wintersport.

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Bei einigen Glasbläsern dürfen Besucher mitmachen.
Bei einigen Glasbläsern dürfen Besucher mitmachen. © Jan Skvara

1. Glas selbst blasen

Nordböhmen ist die Region der Glaskunst. Längst ist es auch für Besucher möglich, den Glasbläsern bei Bearbeitung dieses zerbrechlichen Materials zuzusehen. In den beiden Glasstädten Novy Bor (Haida) und Kamenicky Senov (Steinschönau) und Umgebung bieten viele Glasbläserfirmen Führungen an. In einigen dürfen Besucher sogar selbst das Blasrohr an den Mund legen. Die Vielfalt der Glasfirmen ist groß. Von kleinen Werkstätten über große Unternehmen, von Kunstglas über Kronleuchter bis hin zu Gebrauchsglas. Es empfiehlt sich, vorher einen Termin zu vereinbaren. Führungen finden in der Regel vormittags statt. Bei der Vermittlung hilft auch die Tourist-Info in Novy Bor (+420487726815, [email protected]). (stn)

Einige Glasfirmen mit Führung: Novy Bor: Sklarna Slavia, Studio Anezka Borka Sipka, Egermann, Crystalex (nur große Gruppen), Kras Glass, Flek Glass; Lindava:  Lasvit, Ajeto; Kamenicky Senov: Jilek; Prachen: Sklarna Prachen

2. Bizarre Eisgebilde

Sie heißen „Feenhöhle“, „Weinkeller“, „Orgel“, „Vorhang“ oder „Große Eissäule“ und es gibt sie nur bei knackigen Frosttemperaturen zu sehen: Die Eisgebilde in der Böhmischen Schweiz, die bei den Tschechen „Eisfälle“ (ledopady) heißen. Sie bilden sich bevorzugt in Felshöhlen und an Überhängen. Voraussetzung sind aber lang anhaltende Minusgrade. Fehlen sie oder ist die Frostperiode zu kurz, fällt das einzigartige Naturschauspiel aus. Oder es zeigt sich in abgespeckter Form wie im vergangenen Jahr. Da war der Vorhang deutlich kleiner. Und in der Feenhöhle fielen die Eisformen ganz aus.

Die spektakulären Eisformen bilden sich überall dort, wo Wasser durch die Felsen sickert oder an ihnen herunterfließt. Mit zunehmender Kälte erstarrt das Wasser und das Gebilde wächst immer mehr. In der Feenhöhle wachsen die Eisformen ähnlich wie Stalagmiten in die Höhe. An Überhängen, „hängen“ sie herunter. Dabei nehmen sie eine charakteristische gelbe bis rostbraune Farbe an. Sie stammt von abgestorbenen Pflanzenresten im Erdreich. Die Eisfälle befinden sich im Khaatal (Kyjovske udoli) bei Kyjov (Khaa) sowie nördlich davon im Tal des Vlci potok (Wolfsbach) sowie in dessen Umgebung. (stn)

Eine Karte befindet sich auf der Webseite des Nationalpark Böhmische Schweiz (zweite Datei von unten: Brtnicke ledopady)

Besonders reizvoll sind die Eisformen in der „Feenhöhle“ im Kyjovske udoli (Khaatal).
Besonders reizvoll sind die Eisformen in der „Feenhöhle“ im Kyjovske udoli (Khaatal). © Vaclav Sojka

3. Hoch zum Gipfel

Bis auf einen kleinen Hang im Dörfchen Tasov (Taschow) neun Kilometer südöstlich von Usti nad Labem (Aussig) ist das Böhmische Mittelgebirge ziemlich wintersportfrei. Dafür wird hier gewandert. „Wir haben die ganzen Weihnachtsferien bis Neujahr geöffnet“, versichert Elias Molnar, der die Baude auf dem höchsten Berg Milesovka (Milleschauer) betreibt. Geöffnet hat auch der kleine Imbiss sowie die Wetterwarte. Außerhalb der Weihnachtsferien ist am Wochenende und Feiertagen von 9 bis 16 Uhr geöffnet. Auch auf dem markanten Gipfel Lovos (Lobos) ist den ganzen Winter durch Betrieb. Geöffnet ist hier sogar freitags (15-20 Uhr) sowie samstags 10-22 und sonn- und feiertags 10-16 Uhr. Besonderen Andrang erwartet der Hüttenwirt am Neujahrstag. „Da werden wir schon 8 Uhr öffnen.“ Grund ist der Neujahrsaufstieg, der seit 40 Jahren vom Klub tschechischer Touristen veranstaltet wird. Von einer solchen Aktion auf dem Milesovka weiß Baudenwirt Molnar nichts. Aber auch so erwartet er zu Neujahr viele Besucher. (stn)

www.chata-lovos.cz

www.milesovka.cz

Der Milleschauer ist der höchste Berg des Böhmischen Mittelgebirges.
Der Milleschauer ist der höchste Berg des Böhmischen Mittelgebirges. © Elias Molnar

4. Tudor-Schloss mit Modellbahn

Die winterliche Ruhe in Nordböhmen wird noch verstärkt, da die staatlichen Schlösser Winterpause halten. Bis auf wenige Besuchertage bleiben sie bis März geschlossen. Doch es gibt Alternativen. Das Schloss in Decin (Tetschen) gehört der Stadt und ist ganzjährig geöffnet. Das Gleiche gilt für das Schloss in Jilove (Eulau) sowie das private Schloss in Libouchec (Königswald). Die Pause in den staatlichen Schlössern ist aber auch die Gelegenheit, mal das Schloss Trmice (Türmitz) in den Blick zu nehmen. Es wurde Mitte des 19. Jahrhunderts im für diese Gegend eigenwilligen Tudorstil erbaut. Als Sitz der Familie Nostitz diente es bis 1919, als es der Aussiger Fabrikant Wolfrum kaufte. Wolfrum vermachte es später der Stadt zur Einrichtung eines Museums. Das Schloss gehörte also schon lange vor 1945 der Stadt. Das änderte aber nichts daran, dass es danach immer mehr verfiel. Als die Autobahn Dresden-Prag geplant wurde, stand es schon fast auf der Abrissliste. Doch die Planer entschieden sich noch einmal anders. In den 1990er Jahren wurde es restauriert. In den 50 Räumen befinden sich nicht nur ein Veranstaltungssaal und die Stadtbibliothek. Bekannt ist das Gebäude vor allem durch seine Modellbahnausstellung. Ein weiterer Raum verfolgt die Geschichte des Kohlebergbaus in der Region. Führungen finden ganzjährig immer mittwochs (13/15 Uhr) und samstags (10/13/15 Uhr) statt. Größere Gruppen sollten sich anmelden, können dann aber auch Termine außerhalb der regulären Zeiten vereinbaren. (stn)

Telefon +420602419588, Schlossverwalter Jan Soucek spricht etwas Deutsch.

Schloss Trmice überrascht durch seinen Tudor-Stil.
Schloss Trmice überrascht durch seinen Tudor-Stil. © Jan Soucek

5. Auf die Paradiesinseln

Dem Winter ins Warme entfliehen. Das geht in Decin (Tetschen) in der Teplicka-Straße 19. Dort befinden sich die Paradiesinseln, (tschechisch: Rajske ostrovy). So heißt die seit 2006 bestehende Filiale des Zoos mit Aquarien, Terrarien und weiteren Wärme liebenden Tieren. Rund 115 Tiere bewohnen das mehrstöckige Gebäude, darunter Zwerglori, Falscher Clownfisch, Tigerpython und Kubanische Schlankboa. Ein Besuch lohnt gerade auch finanziell. Da das große Meeresaquarium beschädigt ist, zahlen Besucher nur 15 statt 30 Kronen. Die Beschränkungen sind aber minimal, versichert Zoo-Sprecherin Alena Houskova. Das Aquarium und seine Bewohner können weiter besichtigt werden. Wer übrigens am gleichen Tag im Zoo war, muss nicht noch extra zahlen. Umgekehrt zahlen Besucher des Aquariums für den Zoo nur die Differenz. (stn)

Öffnungszeiten: täglich 9-18 Uhr, www.zoodecin.cz

Der Pazifische Rotfeuerfisch ist einer der Bewohner der Paradiesinseln in Decin (Tetschen). 
Der Pazifische Rotfeuerfisch ist einer der Bewohner der Paradiesinseln in Decin (Tetschen).  © Alena Houskova