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Geyer fordert den Abbruch der Saison

Der einstige Erfolgstrainer bezieht in seiner Kolumne für den Kicker klar Position. Es sollte keinen Meister geben - und auch keine Absteiger. Das wäre gut für Dynamo.

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Eduard Geyer ist fast bei jedem Heimspiel von Dynamo im Stadion - jetzt fordert der einstige Erfolgscoach jedoch den Abbruch der Saison.
Eduard Geyer ist fast bei jedem Heimspiel von Dynamo im Stadion - jetzt fordert der einstige Erfolgscoach jedoch den Abbruch der Saison. © Robert Michael

Dresden. Für seine Sprüche ist er berühmt, für seine klare Meinung bei manchem sicher auch gefürchtet. Eduard Geyer war als Fußball-Trainer erfolgreich, hat mit Dynamo Dresden 1989 die Meisterschaft gefeiert, ist mit den Schwarz-Gelben ins Europacup-Halbfinale eingezogen, hat später Energie Cottbus sensationell bis in die Bundesliga geführt. Seinen kritischen Blick auf den Fußball hat sich der 75 Jahre alte Dresdner bewahrt.

Als Experte nimmt er in seiner neuesten Kolumne für das Fachmagazin Kicker Stellung zum Umgang der Bundesliga mit der Corona-Krise. Darin spricht er sich deutlich für einen Saison-Abbruch aus. "Grundsätzlich bin ich dafür, die Saison zu beenden - ohne Wenn und Aber. Es sollte keinen Meister und keine Absteiger geben, und man sollte die Saison im nächsten Jahr quasi wiederholen", scheibt Geyer.

"Wollen wir lieber mehr Menschen sterben lassen?"

Er räumt ein, ein Abbruch sei sportlich nicht fair - und nennt das Beispiel des FC Liverpool, der in der englischen Premier League als souveräner Spitzenreiter seinem ersten Meistertitel seit  1990 entgegen sieht. Doch in der 2. Bundesliga würde Dynamo von dieser Lösung profitieren, denn die Dresdner sind trotz der beiden Siege in Regensburg und gegen Aue vor der Zwangspause Tabellenletzter in der zweiten Liga, zum Relegationsrang beträgt der Rückstand einen Punkt, auf den ersten Nichtabstiegsplatz sind es vier.

Geyer hält es "für fragwürdig", dass die Bundesligaklubs inzwischen wieder in kleinen Gruppen trainieren, "obwohl die Corona-Krise Deutschland noch im Griff hat". Er verstehe zwar die wirtschaftlichen Interessen der Vereine, so Geyer: "Aber wollen wir lieber 100.000 Menschen in Deutschland, England, Spanien, Italien und Frankreich mehr sterben lassen, um mit dem Fußball noch mehr Profit zu machen?"

Er verstehe die Klubs, die als Unternehmen versuchen, die Arbeitsplätze ihrer Mitarbeiter zu sichern. "Aber ich finde, man sollte lieber später als früher wieder anfangen, Fußball zu spielen", schreibt Geyer. Mit der Pandemie sei es wie mit einem Geschwür, es müsse vollständig entfernt werden, damit der Patient gesunden kann. Deshalb müsse man radikal vorgehen.

Nach der Pause kommen nur Geisterspiele infrage

Der einstige Erfolgscoach und letzte DDR-Auswahltrainer hatte sich zum Jahreswechsel auch deutlich zur sportlichen Krise bei Dynamo geäußert und gefordert, man müsse von oben bis unten durchkehren. Geyer hatte seine Ehrenspielführerschaft bei der SGD nach erneuten Stasi-Vorwürfen seiner früheren Mitspieler Klaus Sammer, Hans-Jürgen Kreische und Dieter Riedel zurückgegeben, aber im Interview mit der SZ erklärt, er gehe trotzdem weiter zu den Spielen.

Doch Dynamos 2:1-Sieg im Sachsenderby gegen Erzgebirge Aue wird vorerst auch für ihn der letzte Besuch im Rudolf-Harbig-Stadion bleiben. Damals sollen bereits mindestens zwei Personen unter den Fans gewesen sein, die mit dem Corona-Virus infiziert waren. Die 36 Klubs der beiden Bundesligen hatten vor einer Woche beschlossen, die Spielpause wegen der Corona-Pandemie vorerst bis zum 30. April zu verlängern. Danach soll die Saison in Abstimmung mit der Politik und den Gesundheitsbehörden fortgesetzt werden, infrage kämen allerdings nur "Geisterspiele", Zuschauer wären nicht zugelassen. (sid, SZ)