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Dortmund sieht Rot, Schalke gewinnt

Beim 2:4 im Revierderby verspielt die Borussia wohl ihre Chance auf den Titel. Der BVB schwächt sich durch zwei Fehltritte selbst, der Trainer schimpft auf den Schiedsrichter.

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Die Schalker jubeln. Ex-BVB-Kapitän Marcel Schmelzer mag gar nicht hinsehen.
Die Schalker jubeln. Ex-BVB-Kapitän Marcel Schmelzer mag gar nicht hinsehen. © Alik Keplicz/AP/dpa

Vier Gegentreffer und zwei Rote Karten - Borussia Dortmund hat im Kampf um die deutsche Fußball-Meisterschaft einen gewaltigen Rückschlag erlitten. Ausgerechnet im prestigeträchtigen Revierderby gegen den Erzrivalen FC Schalke 04 verspielte der Tabellenzweite beim 2:4 (1:2) womöglich seine Titelchance. Gewinnt Spitzenreiter FC Bayern am Sonntag beim 1. FC Nürnberg, würde der Abstand zu den Münchnern bei noch ausstehenden drei Spielen auf vier Punkte anwachsen. Zudem muss der BVB vorerst ohne Superstar Marco Reus und Abwehrspieler Marius Wolf auskommen, die jeweils nach Foulspielen in der 60. und 65. Minute die Rote Karte sahen.

Dagegen gelang den Schalkern dank der Treffer von Daniel Caligiuri (18./Foulelfmeter/62.), Salif Sané (28.) und Breel Embolo (86.) vor 81.196 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park ein großer Schritt Richtung Klassenverbleib. Für das Tor zur zwischenzeitlichen 1:0-Führung des BVB hatte Mario Götze (14.) gesorgt. Das zweite BVB-Tor erzielte Axel Witsel (84.)

Dabei hatte Hans-Joachim Watzke die Zielsetzung für den Endspurt noch wenige Minuten vor dem Anpfiff vorgegeben: "Wenn wir alle vier Spiele gewinnen, werden wir Meister", sagte der BVB-Geschäftsführer beim TV-Sender ARD voller Hoffnung, dass der einen Punkt besser platzierte FC Bayern noch einmal patzt.

Trainer Favre tobt: Größter Skandal

Mit diesem wuchtigen Kopfball bringt Salif Sane (r.) die Schalker mit 1:2 in Führung. Dortmund reagiert genervt, fängt sich zwei Rote Karten ein.
Mit diesem wuchtigen Kopfball bringt Salif Sane (r.) die Schalker mit 1:2 in Führung. Dortmund reagiert genervt, fängt sich zwei Rote Karten ein. © dpa/ Bernd Thissen

Doch wie so oft bei einem Derby entwickelte sich - unabhängig von den unterschiedlichen Tabellenplätzen beider Teams - eine umkämpfte Partie auf Augenhöhe. Der Tabellenzweite aus Dortmund dominierte nur die Anfangsphase und schien nach dem frühen 1:0 auf gutem Weg zu einem standesgemäßen Sieg. Nach sehenswertem Lupfer von Jadon Sancho war Götze zur Stelle und kam aus kurzer Distanz zu einem seiner seltenen Kopfballtreffer. Beim Jubel wurde Sancho von einem Feuerzeug am Ohr getroffen, das mutmaßlich aus dem Schalker Fanblock geworfen worden war. Der 19-Jährige konnte das Spiel nach einer kurzen Behandlungspause fortsetzen.

Nur vier Minuten später gab es den nächsten Aufreger. Schalkes Stürmer Breel Embolo schoss Julian Weigl aus kurzer Entfernung an. Schiedsrichter Felix Zwayer entschied nach Videobeweis zum Entsetzen der Dortmunder auf Elfmeter, den Caligiuri sicher verwandelte. BVB-Trainer Lucien Favre fühlte sich deshalb betrogen. "Das ist so lächerlich. Die Leute, die diese Regel erfunden haben, können nicht mehr in den Spiegel sehen. Sie haben keine Ahnung vom Fußball. Das ist der größte Skandal. Das ist eine große Schande für den Fußball", sagte Favre bei Sky und in der ARD über den Strafstoß. "Man muss sich die Arme abschneiden. Aber ohne Arme hat man kein Gleichgewicht mehr. Das hat nichts mit Fußball zu tun", sagte Favre.

Der Ausgleich sorgte bei den zuletzt verunsicherten Schalkern für neuen Mut. Fortan waren sie besser im Spiel und schlugen gleich bei der nächsten Chance erneut zu. Nach einem Eckball von Caligiuri nutzte Sané die defensive Standardschwäche beim BVB und traf per Kopf zum 2:1. Das hinterließ beim Gegner sichtbar Wirkung. Zwar bemühte sich der BVB noch vor der Pause um den Ausgleich, brachte die Abwehr der Schalker jedoch nie ernsthaft in Gefahr.

Auch nach Wiederanpfiff fiel dem Favoriten zunächst wenig ein. So hatten die Schalker wenig Mühe, die Partie trotz der großen BVB-Vorteile beim Ballbesitz zu kontrollieren. Endgültig auf die Verliererstraße gerieten die Dortmunder nach dem Platzverweis für Reus nach einem Foulspiel des Nationalspielers an Suat Serdar. Dass der starke Caliguiri den folgenden Freistoß zum 3:1 verwandelte, machte das BVB-Unglück perfekt.

Die Rote Karte für Wolf nach Foul an Serdar beseitigte alle Zweifel an Schalkes Sieg. Mit neun Profis war der BVB in der Schlussphase chancenlos. Zwei späte Tore durch Witsel und Embolo konnten die Dramaturgie der Partie nicht mehr entscheidend beeinflussen.

Lebenszeichen aus dem Tabellenkeller

Im Abstiegskampf haben sowohl der VfB Stuttgart als auch Hannover 96 ein Lebenszeichen gesendet. Der VfB setzte sich am Samstagabend unter Interimstrainer Nico Willig mit 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach durch und festigte den Relegationsplatz. Allerdings bleiben es durch den Derbysieg des FC Schalke 04 weiter sechs Punkte Rückstand auf Platz 15, der den direkten Klassenerhalt bedeuten würde.

"Es musste etwas passieren, und es ist etwas passiert mit dem Trainerwechsel", sagte VfB-Kapitän Andreas Beck bei Sky. Der starke Anastasios Donis (56. Minute) sorgte  mit einem Schuss ins lange Eck für den verdienten Sieg der wie verwandelt auftretenden Schwaben. Sportvorstand Thomas Hitzlsperger zeigte "sehr, sehr angenehm überrascht", wie schnell Trainer und Mannschaft es hinbekommen hätten, "die heftige Niederlage (0:6 in Augsburg/d. A.) umzuwandeln in einen Sieg".

Hannover 96 siegte derweil 1:0 (0:0) gegen den FSV Mainz 05, bleibt aber Schlusslicht mit sechs Zählern Rückstand auf den VfB.

Außerdem verlor Werder Bremen mit 1:4 (1:2) bei Fortuna Düsseldorf, Eintracht Frankfurt kam über ein 0:0 gegen Hertha BSC nicht hinaus. Der Berliner Lukas Klünter sah wegen wiederholten Foulspiels (80.) Gelb-Rot.

Pokalfinalist RB Leipzig machte dagegen am 31. Spieltag mit einem 2:1 (1:0) gegen den SC Freiburg die Qualifikation für die Champions League perfekt. (dpa, sid)

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