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DFL meldet 10 Corona-Fälle im Profifußball

Nach den positiven Tests in Köln ist nun auch Dynamo betroffen. Die DFL verteilt indes einen Maulkorb, während die Politik über Geisterspiele im Free-TV verhandelt.

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DFL-Geschäftsführer Christian Seifert gibt die Richtung vor - und die Vereine folgen ihm. Auskünfte in Sachen Corona-Tests bei den Profis sind demnach nur noch dem Ligaverband vorbehalten.
DFL-Geschäftsführer Christian Seifert gibt die Richtung vor - und die Vereine folgen ihm. Auskünfte in Sachen Corona-Tests bei den Profis sind demnach nur noch dem Ligaverband vorbehalten. © dpa

Berlin/Dresden. Gleich zehn Corona-Fälle bei der ersten Testwelle mit 1.724 Personen im deutschen Profifußball: Mit dieser Bürde gehen die Deutsche Fußball Liga (DFL) und die 36 Klubs der 1. und 2. Bundesliga in die Woche der erhofften Entscheidung der Politik über Geisterspiele. 

Nach dem Wirbel um den 1. FC Köln hat die DFL die Vereine zum Stillschweigen aufgefordert und die brisanten Ergebnisse am Montag selbst gesammelt veröffentlicht - ohne die positiven Fälle dabei den betroffenen Klubs zuzuordnen. Und der Ligaverband zog ein positives Fazit: "Die in den vergangenen Tagen erfolgten Tests haben ihren Zweck erfüllt, für zusätzliche Sicherheit zu sorgen und so die Spieler bestmöglich vor Ansteckung im Mannschaftstraining oder Spielbetrieb zu schützen."

Nach den drei bekannten Fällen beim Bundesligisten 1. FC Köln gab es also noch sieben weitere positive Fälle in den Ligen eins und zwei - einer davon bei Dynamo Dresden. "Der betroffene Spieler ist gegenwärtig symptomfrei und befindet sich bereits seit Sonntagmorgen in einer 14-tägigen häuslichen Quarantäne", teilte der Verein mit, ohne den Namen des Spielers zu nennen.

Das Ergebnis ist keine Überraschung für die DFL, die bei ihrem Konzept für einen Fortsetzung der Profiligen nach eigener Aussage mit ähnlichen Resultaten gerechnet hatte. Etwas mehr als 0,5 Prozent der Tests wiesen demnach das Virus nach. Die zweite Testung beim 1. FC Köln brachte indes ausschließlich negative Ergebnisse. 

Vorm ersten Spiel müssen alle in Hotel-Quarantäne

Bei einem Start ins Mannschaftstraining, der die Genehmigung der örtlichen Behörden erfordere, seien fortan "pro Woche zwei Tests in regelmäßigen Abständen vorgesehen", ergänzte die DFL in ihrer Mitteilung. Es wurden Proben von Spielern und weiterem Mannschaftspersonal wie Trainerstab und Physiotherapeuten entnommen und von fünf Fachlabor-Verbünden im gesamten Bundesgebiet untersucht. Die positiven Fälle wurden den jeweiligen Gesundheitsämtern gemeldet.

Die DFL teilte außerdem mit: "In Abstimmung mit dem Bundesarbeitsministerium wurden neben den aktuell stattfindenden zwei Testwellen vor dem Start des Mannschaftstrainings weitere Punkte wie ein verpflichtendes Trainingslager unter Quarantäne-Bedingungen vor einer möglichen Fortsetzung des Spielbetriebs sowie freiwillige Testungen der Familien von Spielern vor einer möglichen Saison-Fortsetzung in das Konzept integriert."

Politiker fordern die Übertragung im Free-TV

Alles soll dem großen Ziel untergeordnet werden - Saison-Fortsetzung am 15. Mai! Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Länderchefs sollen am Mittwoch den 36 Profiklubs endgültig die Zustimmung für die geplanten Geisterspiele geben. Im besten Fall rollt der Ball wieder in knapp anderthalb Wochen - und das womöglich sogar im Free-TV. Das hatte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) bereits in der Vorwoche gefordert.

In einer vorbereitenden Telefonkonferenz sollen nun die Chefs der Staatskanzleien beraten haben, dass für die Zulassung von Geisterspielen eine Regelung gefunden werden müsse, Spiele auch im frei empfangbaren Fernsehen zu zeigen. Laut Bild-Zeitung soll sich die bayerische Staatskanzlei deswegen im engen Austausch mit den Fernsehsendern befinden. Hintergrund ist die Sorge vor Menschenansammlungen bei Fans mit einem Sky-Abonnement.

Der Rechteinhaber wollte die Möglichkeit, Spiele frei empfangbar auf dem eigenen Kanal zu zeigen oder Rechte an ARD und ZDF weiterzuverkaufen, zumindest nicht ausschließen. Man werde mit den Partnern Konzepte besprechen, teilte Sky mit, "wenn die Politik ihre Einschätzung publik gemacht hat".

Exakt 1.724 Corona-Tests wurde im ersten Anlauf von Spielern, Trainern und Betreuern in der 1. und 2. Fußball-Bundesliga gemacht, zehn davon fielen positiv aus. Nun folgt die zweite Welle - und dann die Fortsetzung der Saison?
Exakt 1.724 Corona-Tests wurde im ersten Anlauf von Spielern, Trainern und Betreuern in der 1. und 2. Fußball-Bundesliga gemacht, zehn davon fielen positiv aus. Nun folgt die zweite Welle - und dann die Fortsetzung der Saison? © Jens Büttner/dpa (Symbolbild)

Die Zeit drängt, auch für die Teams. Bis zum anvisierten Wiederanpfiff am übernächsten Wochenende hätten sie lediglich eineinhalb Wochen Zeit für Mannschaftstraining mit Körperkontakt. Nahezu alle Trainer hatten zuvor eine mindestens zweiwöchige Vorbereitung gefordert. 

Diskutiert wird auch weiter auf politischer Ebene. Sprecher Steve Alter bekräftigte beispielsweise die Haltung des Bundesinnenministers Horst Seehofer, dass auch Fußballprofis nach Kontakt mit Corona-Infizierten für 14 Tage isoliert werden müssen. "Das ist ein Prinzip, das für die gesamte Bevölkerung zur Anwendung kommt, und es gibt keinen Grund, warum das bei Fußballprofis anders sein sollte", sagte Alter. Das ausführliche wie detaillierte DFL-Hygienekonzept sieht angesichts der engmaschigen Tests bisher nur die Isolation positiv getesteter Profis vor.

In diesem Zusammenhang erwies Stürmer Salomon Kalou von Hertha BSC der Bundesliga am Montag einen Bärendienst: In einem selbst aufgenommenen Facebook-Livevideo ist der Ivorer dabei zu sehen, wie er auf dem Vereinsgelände und in der Kabine einige Mitspieler und Mitarbeiter des Klubs per Handschlag begrüßt.

Debatte über Sonderrolle des Fußballs geht weiter

So oder so: Der Profifußball wird weiter unter strenger Beobachtung stehen. Die Vorsitzende der Sportministerkonferenz (SMK), Anja Stahmann, forderte von der DFL "höchstmögliche Transparenz" - zeitgleich sickerte beim Btranchenblatt Kicker eine Mail von DFL-Direktor Ansgar Schwenken an die Chefs der Profiklubs durch, dass "von eigenen Verlautbarungen abzusehen" sei. 

Stahmann forderte jene öffentliche Debatte, welche die DFL lieber im Keim ersticken möchte: die über eine mögliche Sonderrolle des Fußballs. "In der Öffentlichkeit sagen die Leute zu Recht", sagte die Bremer Sportsenatorin im Deutschlandfunk, "warum ein Geisterspiel und noch kein Gottesdienst? Warum sind die Spielplätze zu, aber Millionäre dürfen Fußball spielen?"

Und warum sollen die Spiele ohne Fans stattfinden? Das fragt sich vor allem die organisierte Fanszene, die sich über den Zusammenschluss "Unsere Kurve" erneut klar gegen Geisterspiele positionierte ("Spiele ohne Fans bleiben gespenstisch und unattraktiv") und Befürchtungen von Fan-Ansammlungen in Stadionnähe entschieden zurückwies ("Fans sind kein Sicherheitsproblem"). (sid, dpa)