Update Sport
Merken

Notfall überschattet DFB-Pokal-Viertelfinale

Sanitäter retten einen Fan und bringen ihn ins Krankenhaus. Bayer Leverkusen dreht das Spiel gegen Union Berlin. Eintracht Frankfurt besiegt Werder Bremen.

 4 Min.
Teilen
Folgen
Ordner schirmen mit Decken den Notarzteinsatz ab.
Ordner schirmen mit Decken den Notarzteinsatz ab. © dpa/Federico Gambarini

Leverkusen. Überschattet von einem medizinischen Notfall und einer halben Stunde gespenstischer Stille im Stadion ist Bayer Leverkusen ins Halbfinale des DFB-Pokals eingezogen. Die Rheinländer setzten sich am Mittwochabend in einem durch die Begleitumstände emotionalen Viertelfinale gegen Union Berlin mit 3:1 (0:1) durch. Nach den Toren von Karim Bellarabi (72.), Charles Aranguiz (86.) und Moussa Diaby (90.+1) vor 18.453 Zuschauern dürfen die Fans vom ersten Titel seit dem Pokalsieg 1993 träumen.

Union kann dagegen nur noch in der Fußball-Bundesliga für Aufsehen sorgen. Der Aufsteiger war der zweiten Halbfinal-Teilnahme nach der Endspielsaison 2001 nahe. Marcus Ingvartsen (39.) hatte sogar zur Führung getroffen. Doch nach der Gelb-Roten Karte gegen Christopher Lenz (71.) schwanden die Kräfte bei den Berlinern.

Eine halbe Stunde herrscht gespenstische Stille im Stadion

"Union hat es gut gemacht. Wir haben in der ersten Halbzeit sehr träge gespielt und es zum Glück in der zweiten Halbzeit viel besser gemacht", betonte Bayers Sportboss Simon Rolfes. Unions Ex-Dynamo Robert Andrich erklärte: "Gegen Leverkusen ist es in Unterzahl noch schwerer, aber ich denke, wir haben uns dagegen gewehrt."

Bereits nach einer Viertelstunde war das Spiel keine normale Pokalpartie mehr. Sanitäter rannten in den unteren Zuschauer-Rang, zogen eine Person heraus, deckten sie mit Decken ab und starteten Reanimationsversuche. Die Zuschauer stellten daraufhin bis kurz vor dem Halbzeitpfiff ihre Gesänge ein. Jeder einzelne Ruf im Stadion war plötzlich zu hören. Kurz nach der Pause twitterte Bayer, dass sich der Fan auf dem Weg ins Krankenhaus befinde. "Wir wussten nicht, was los ist. Wenn man so etwas hört, merkt man, wie unwichtig der Fußball ist", meinte Nationalspieler Kai Havertz.

Die Schlüsselszene: Der Handelfmeter nach Videobeweis

Derweil stürmte Eintracht Frankfurt zum 14. Mal ins Halbfinale und versetzte Werder Bremen den nächsten sportlichen Tiefschlag. Ein glücklicher Handelfmeter nach Videobeweis, den André Silva in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit zur Führung verwandelte, ebnete dem hessischen Klub den Weg zum 2:0-Erfolg. Daichi Kamada sorgte nach der Pause für die Entscheidung. Die Mainstädter dürfen dank des Sieges vor 51 500 Zuschauern weiter vom sechsten Pokal-Triumph träumen. Die Hanseaten können sich nun auf den Abstiegskampf konzentrieren. Im Halbfinale muss die Eintracht auf Filip Kostic verzichten, der in der Nachspielzeit noch die Rote Karte wegen groben Foulspiels an Ömer Toprak sah, der verletzt vom Feld musste.

Schlüsselszene des Spiels war der Handelfmeter für die Gastgeber direkt vor der Pause. Bei einem Kopfball-Duell mit Timothy Chandler sprang der Ball Ludwig Augustinsson an die Hand. Schiedsrichter Felix Zwayer wertete die Aktion nach Videostudium als strafbar - eine harte Entscheidung, die Gäste-Trainer Florian Kohfeldt in Rage versetzte und auch eine Gelbe Karte einbrachte. "Ich gehe in ein Kopfball-Duell. Er ist größer. Ich bin sehr enttäuscht mit dieser Situation. Ich bin kein Fan vom VAR", sagte Augustinsson. Mitspieler Kevin Voigt ergänzte: Wenn man klar nach dem Regelwerk geht, kann man sagen: Das ist ein Elfmeter. Mich persönlich langweilt das Thema. Ich bin es leid. Es sind so viele Emotionen, die kaputt gehen. Ich bin kein Freund dieser Regel."

Ein Aufreger: Anhaltende Fanproteste gegen DFB und DFL

Dieses Plakat der Fans von Eintracht Frankfurt richtet sich gegen den Deutschen Fußball-Bund.
Dieses Plakat der Fans von Eintracht Frankfurt richtet sich gegen den Deutschen Fußball-Bund. © dpa/Uwe Anspach

Die Bremer waren ohnehin schon verärgert nach Frankfurt gereist, nachdem das ursprünglich für vergangenen Sonntag angesetzte Bundesligaspiel zwischen Werder und der Eintracht abgesagt worden war. Hintergrund war die vorherige Verlegung des Frankfurter Europa-League-Spiels in Salzburg wegen eines Orkans von Donnerstag auf Freitag. "Aus meiner Sicht ist jetzt ein Wettbewerbsnachteil der einen Mannschaft zum Nachteil einer anderen geworden", sagte Bremens Geschäftsführer Frank Baumann.

Ein Aufreger in Frankfurt waren auch die anhaltenden Fan-Proteste gegen den Deutschen Fußball-Bund und die Deutsche Fußball-Liga. "Unser Fußball durch euch verkauft, euer Dialog nur Schall und Rauch" oder "Die Funktionäre sind das hässliche Gesicht des Fußballs, nicht die Fans", war auf den Bannern in der Eintracht-Kurve zu lesen. Direkte Schmähungen gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp gab es nicht, wohl aber Andeutungen, beispielsweise: "Dietmar Hopp, du Sohn einer Mutter." Vielleicht nicht für die Plakate, wohl aber für das Abbrennen von Pyrotechnik dürfte der DFB beide Klubs noch zur Kasse bitten. Frankfurter Fans schossen ihr Feuerwerk vor dem Spiel ab, die Bremer nach der Halbzeit ab. (dpa)