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Der Mann, der drei Welttorhüter überwand

„Dynamo ohne Sachse ist wie Dresden ohne Taxe.“ Dieser Spruch sollte zum 70. Geburtstag wieder aufleben. Doch die Feier muss kleiner als geplant ausfallen.

Von Jens Jahn
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Rainer Sachse kann am Montag nicht so groß wie vorgesehen feiern.
Rainer Sachse kann am Montag nicht so groß wie vorgesehen feiern. © Robert Michael

Dresden. Seinen 70. Geburtstag feiert Rainer Sachse am Montag mit seiner Familie, die geplante Party mit 65 Gästen ist aufgrund der immer noch geltenden Kontakt-Beschränkungen wegen der Corona-Pandemie gestrichen worden. „Das ist sehr schade“, sagt Karla Sachse traurig. „Ich hatte schon so viel organisiert, wollte Rainers Fußballkarriere noch einmal Revue passieren lassen.“

48 Jahre lang ist Rainer Sachse nun schon mit seiner Karla verheiratet. „Sie ist immer eine treue Seele in allen Lebenslagen gewesen, hat all meine Höhen und Tiefen im Fußball mitgemacht und mir stets den Rücken gestärkt“, sagt der Jubilar und streicht Karla liebevoll und dankbar über die Schulter. Auch ihre beiden Kinder haben sich zu dieser kleinen, aber trauten Geburtstags-Runde gesellt. Tochter Claudia wird nächstes Jahr 50, Sohn Rico ist 46.

Bis heute ist Rainer Sachse dem Fußball und vor allem Dynamo verbunden. „Auch wenn es nicht mehr mit meiner aktiven Zeit zu vergleichen ist, Dynamo trage ich immer im Herzen“, sagt er. Fünfmal war er mit den Schwarz-Gelben DDR-Meister, bestritt 172 Oberliga-Spiele für die Dresdner. Mit seinen 70 Punktspieltoren hatte Sachse maßgeblichen Anteil an den Meisterschaften, ebnete aber auch im damaligen FDGB-Pokal als Torschütze und Vorlagengeber den Weg zu den Pokaltriumphen 1971 und 1977. „Wir holten als einzige DDR-Mannschaft zweimal das Double aus Pokal und Meisterschaft.“ 1971 gab er im Finale gegen den Dauerrivalen BFC Dynamo zwei Vorlagen, die Klaus Sammer zum 2:1-Erfolg nutzen konnte. Sechs Jahre später erzielte der gebürtige Dresdner in der 87. Minute das entscheidende Tor zum 3:2-Sieg gegen den 1. FC Lok Leipzig.

15 Tore als Einwechsler bringen keinen Platz in der Startelf

Außerdem hält Sachse einen DDR-Rekord für die Ewigkeit. In der Saison 1979/1980 wurde er in 15 Partien eingewechselt und erzielte 15 Tore. Trotzdem war er mit seiner Jokerrolle alles andere als einverstanden: „Ich wollte natürlich immer von Beginn an spielen. Nach jedem Tor als Einwechsler hoffte ich auf einen Platz in der Startelf. Doch Trainer Walter Fritzsch ließ mich weiter auf der Bank schmoren.“

1980 wechselte Sachse, der für die DDR-Auswahl zwei Länderspiele bestritt, zu Stahl Riesa. Torwart Claus Boden und sein langjähriger Kumpel Frank Richter folgten ihm später. „Mit Frank verbindet mich bis heute eine enge Freundschaft. Wir treffen uns oft, machen mit unseren Frauen gemeinsame Radtouren“, erzählt der gelernte Triebwagenschlosser. Bis 1984 blieb Sachse als Spieler bei den Stahlwerkern, schaffte mit ihnen nach dem Abstieg als Torschützenkönig in der 2. Liga die Rückkehr in das Oberhaus des DDR-Fußballs.

Regelmäßige Treffen mit früheren Mannschaftskameraden

Nach seiner Karriere arbeitete er zunächst als Jugendtrainer in Riesa. Bei Stahl Freital und der TSG Meißen war er erfolgreich als Trainer tätig. 1994 gründete der Fachschul-Ökonom ein Transportunternehmen. Nun genießt Sachse das Leben als Rentner und die Zeit für viele gemeinsame Aktivitäten mit seiner Karla. Und für die regelmäßigen Treffen mit seinen ehemaligen Mannschaftskameraden.

Sie trafen sich jahrelang zum Skatspielen in der Gaststätte von Siegmar Wätzlich in Rammenau. Am 18. April jährte sich dessen Todestag zum ersten Mal. „Wir waren an seinem Grab und haben uns an die vielen gemeinsamen Stunden erinnert“, erzählt Sachse und meint die früheren Dynamo-Spieler Klaus Lichtenberger, Max Engels und Frank Richter.

Sie schwelgen gern in Erinnerungen. „Ich denke auch oft an die Europapokalspiele Dynamos zurück. Immerhin konnte ich mit dem Münchener Sepp Maier, Ray Clemence vom FC Liverpool und Dino Zoff drei Welttorhüter bezwingen. Unvergessen der Auftritt bei Juventus Turin vor 80.000 Zuschauern. Ich traf zum 2:3-Anschluss, und nach dem 2:0-Heimsieg waren wir eine Runde weiter.“ Der Spruch „Dynamo ohne Sachse ist wie Dresden ohne Taxe“ ist noch heute allgegenwärtig. Karla Sachse wollte ihn zum Ehrentag ihres Gatten aufleben lassen. „Aber diese Feier wird nachgeholt. Versprochen!“