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So plant RB Leipzig den Neustart

Der Fußball-Bundesligist prescht vor: mit Corona-Tests am Montag und Teamtraining ab Dienstag. Er hat noch mehr auf Lager im Kampf gegen Corona und die Folgen.

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Vorstandschef Oliver Mintzlaff will den wirtschaftlichen Totalschaden verhindern.
Vorstandschef Oliver Mintzlaff will den wirtschaftlichen Totalschaden verhindern. © dpa/Jan Woitas

Von Tom Bachmann

Leipzig. Mehr als warme Worte gibt es von den politischen Entscheidern bisher nicht. Trotzdem richtet RB Leipzig alles auf einen zügigen Neustart der Fußball-Bundesliga aus. Bereits zu Beginn der nächsten Woche möchte der Klub wieder mit dem Teamtraining beginnen. Am Montag unterziehen sich alle Spieler einem Corona-Test, den ein Berliner Labor untersucht. "Der Plan ist, dass wir am Dienstag wieder ins Mannschaftstraining einsteigen wollen, insofern alle Tests negativ sind und das Gesundheitsamt zustimmt", sagte Geschäftsführer Oliver Mintzlaff am Freitag.

Derzeit trainiert der Verein in Kleingruppen ohne Körperkontakt. Zum Teamtraining bedürfte es allerdings einer behördlichen Genehmigung. Diese könnte Anfang der Woche bereits erfolgen. RB steht in ständigem Kontakt mit der Stadt und hat offenbar wohlwollende Signale bekommen.

Leipzig will sich zudem nächste Woche in Quarantäne begeben. "Wir planen, ab nächstem Samstag mit der Mannschaft und dem Staff in Quarantäne zu gehen. Wir halten uns hauptsächlich am Trainingsgelände auf und übernachten womöglich auch da. Das wird noch diskutiert", sagte Nationalspieler Marcel Halstenberg. Er sprach von einer Quarantänezeit von sieben bis zehn Tagen.

Die Krise hinterlässt gravierende Spuren

Der Klub setzt auf den 16. Mai als Neustart-Termin. Man wolle keine Sonderrolle, habe aber aus der Politik zuletzt positive Signale erhalten. Dass dann weniger als zwei Wochen Teamtraining zur Verfügung stünden, sieht Mintzlaff als unproblematisch. "Wir sind nicht in der Situation für Wunschszenarien. Es hätte auch eine Woche gereicht. Wir wären auch am 9. Mai bereit gewesen", sagte er.

Mintzlaff betonte zudem die Bedeutung der Fortsetzung der Bundesliga. "Wir brauchen das TV-Geld, um zu überleben, und das ist der Grund, warum wir wieder Fußball spielen wollen", sagte er. Trotz der dann fließenden Fernsehbeträge hinterlässt die Corona-Krise gravierende Spuren in den Vereins-Kalkulationen. Auch im besten Fall nimmt RB über 20 Millionen Euro weniger ein.

Ein Spieler steht bei Bayern München auf der Liste

Dieser beste Fall sehe vor, dass Leipzig die Bundesliga-Saison zu Ende spiele, sich erneut für die Champions League qualifiziere und bis Ende des Jahres unter Ausschluss der Öffentlichkeit spiele. "Das reduziert unseren Handlungsspielraum im Sommer deutlich. Das macht auch vor RB nicht halt", sagte Mintzlaff.

Folgen sind bereits im Transferfenster zu spüren. "Wir müssen verkaufen, bevor wir etwas kaufen. Aber die Notwendigkeit zum Verkauf sehe ich nur bedingt. Wir haben einen guten Kader", sagte er. Mintzlaff wies zudem darauf hin, dass Dayot Upamecano verkauft wird, sollte er seinen bis 2021 laufenden Vertrag nicht verlängern. Der französische Verteidiger kann den Klub im Sommer für 60 Millionen Euro verlassen. Angesichts der wirtschaftlichen Ungewissheit dürften aber nur wenige Vereine diese Summe aufbringen können. Klar ist, dass er bei Bayern München auf der Liste steht.

Trainer Julian Nagelsmann verzichtet bis zum Jahresende auf Teile des Gehalts.
Trainer Julian Nagelsmann verzichtet bis zum Jahresende auf Teile des Gehalts. © dpa/Swen Pförtner

Am Stadionausbau will Leipzig trotz Einsparungen festhalten. Die Red-Bull-Arena ist als Spielstätte für die Heim-EM 2024 vorgesehen. Allerdings bremst der Verein bei Neueinstellungen. "Wir können 25 Mitarbeiter nicht einstellen, was wir andernfalls getan hätten. Wir versuchen nun, dies auf 2021 zu schieben", sagte Mintzlaff.

Zudem steht ein weiterer Gehaltsverzicht der Profis im Raum. Bisher verzichten die Spieler bis zum Saisonende auf zehn Prozent ihres Gehalts. "Ich kann das nicht vorschreiben, aber ich gehe davon aus, dass die Spieler über den Juni hinaus auf Gehalt verzichten werden", sagte Mintzlaff. Für den Vorstand wie auch Sportdirektor Markus Krösche und das Trainerteam um Julian Nagelsmann gilt das bereits. Da verzichte man bereits bis zum Jahresende auf Teile des Gehalts.

Verbandschef Winkler ist für Saisonabbruch bei Amateuren

Derweil plädiert Sachsens Fußballverbandschef Hermann Winkler für einen Abbruch der Spielzeit unterhalb der Regionalliga. Er sagte, man fasse in der nächsten Woche einen Beschluss, die Saison zum 30. Juni zu beenden: "Wir haben jetzt sechs Wochen keinen Fußball gespielt. Wir können es nicht erklären, warum wir im September wieder anfangen und die alte Saison weiterspielen. Es gibt da Verständnis in fast allen Klubs." 

Man müsse nun noch klären, wie mit Auf- und Abstieg umgegangen werden soll. Winkler stellt sich vor, keine Absteiger zu haben und für die Aufsteiger ein Quotientenmodell zu entwickeln: "Also Anzahl der Punkte durch Anzahl der Spiele mit Stichtag 13. März, als abgebrochen wurde." Sollte es einen Gleichstand und mehrere aufstiegswillige Vereine geben, könne man in den oberen Ligen auch über eine Aufstockung nachdenken und dafür in der nächsten Saison mehr Absteiger haben. "Wir müssen einfach flexibel sein und so wollen wir auch unsere Spielordnung in den nächsten Tagen ändern." (dpa)