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Die Gartensaison beginnt in Sachsen mit der Hitze-Vorsorge

Die Regentonnen von Anne Lukas aus Dresden sind voll. Doch Sachsens Kleingarten-Chef rät, sich jetzt für die nächste Trockenheit zu wappnen.

Von Susanne Plecher
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Anne Lukas bewirtschaftet seit sechs Jahren einen Kleingarten im Dresdner Westen. Gegen Trockenheit sorgt sie, wie Generationen von Kleingärtnern vor ihr, mit Regentonnen vor. Doch das reicht nicht mehr.
Anne Lukas bewirtschaftet seit sechs Jahren einen Kleingarten im Dresdner Westen. Gegen Trockenheit sorgt sie, wie Generationen von Kleingärtnern vor ihr, mit Regentonnen vor. Doch das reicht nicht mehr. © Jürgen Lösel

In den Pfützen auf der Bohnenallee spiegelt sich der blitzeblaue Frühlingshimmel. Osterglocken und Blausternchen blühen, Krokusse locken mit ihrem intensiven Lila die ersten frühen Bienen an. Der Regen der vergangenen Tage hat die Regenwassertonnen im Kleingarten von Anne Lukas bis zum Rand gefüllt. „Wir haben fünf davon aufgestellt“, sagt die Dresdnerin. „Aber in heißen Wochen sind die ganz schnell wieder leer.“

Gießwasser ist das flüssige Gold der Kleingärtner. Doch die Hitzeperioden der vergangenen Jahre zeigen, dass die herkömmliche Bevorratung oft nicht mehr ausreicht. Der niederschlagsreiche Winter und die derzeit gut gefüllten Talsperren, Flüsse und Bäche täuschen darüber hinweg, dass sich der Grundwasserspiegel im Freistaat noch immer nicht von den letzten Dürrejahren erholt hat.

Welche Wasserspeicher eignen sich?

„Wir müssen uns wappnen“, sagt Tommy Brumm, Präsident des sächsischen Landesverbandes der Kleingärtner. Die Trockenheit habe besonders Nordsachsen erwischt. „Nach unserer Kenntnis waren Torgau, Delitzsch, Leipzig und das Leipziger Land von Dürre, Hitze und Trockenschäden an den Pflanzen besonders betroffen.“ Brumm berichtet von Sonnenbrand auf Früchten und Äpfeln, die am Baum zu Mus verkocht seien. Die Gebirgsregionen seien gelegentlich wenigstens durch Sommergewitter versorgt worden. Doch ausgerechnet die Lausitz, Sachsens niederschlagärmste Region, fehlt in seiner Aufzählung. „Wahrscheinlich können die Gärtner dort mit der Trockenheit schon besser umgehen“, sagt er.

Brumm ist überzeugt: „Wir müssen lernen, so sparsam und effizient wie möglich mit Wasser umzugehen und noch mehr Regentonnen aufstellen.“ Zumal Kommunen im Hochsommer bereits mehrfach verboten haben, Wasser aus Bächen oder Flüssen zu entnehmen – und in besonders knappen Zeiten den Kleingartensparten das Wasser für ihre Pflanzen abdrehen könnten, damit genug für die Menschen bleibt.

Je mehr Regenwassertonnen, desto besser.
Je mehr Regenwassertonnen, desto besser. © www.loesel-photographie.de

Darüber hat auch Anne Lukas schon nachgedacht. Ihre Parzelle hat einen Wasseranschluss. Auf den greift sie zurück, wenn ihre fünf Tonnen leer sind. „Aber das merke ich dann auch bei der Jahresabrechnung“, sagt sie. Um Geld zu sparen, haben sich einige Gartennachbarn bereits große, oberirdische Zisternen zugelegt. „Ich wüsste dafür auch schon einen Platz“, sagt Lukas: Hinter ihrer überdachten Sitzecke wären die Plastiktanks etwas versteckt und könnten direkt mit Regenwasser gespeist werden.

„Zisternen sind eine gute Sache, aber unterirdisch sind sie nicht überall einsetzbar“, sagt Tommy Brumm. Der Landesverband will sich trotzdem dafür starkmachen, dass sie gebaut werden dürfen – das Einverständnis des Grundstücksbesitzers vorausgesetzt.

Welche trockenheitstolerante Alternative hat der englischen Rasen?

Beim Bewässern selbst sei es besser, Prioritäten zu setzen. „Wenn es eng wird, muss man nicht den englischen Rasen gießen. Der hat die geringsten Überlebenschancen“, sagt Brumm. Blühwiesen kommen viel besser mit Trockenheit zurecht und sind mit ihrer Artenvielfalt und dem Nahrungsangebot für Insekten und Vögel auch im Kleingarten eine Augenweide. Selbst die eine oder andere Distel in der Wiese sei „kein Widerspruch zur kleingärtnerischen Nutzung“, so Brumm.

Er konstatiert, dass in vielen Parzellen bereits ein Umdenken stattfände, zum Teil auch aus ganz praktischen Gründen. „Wir haben viele junge Familien, die einfach nicht so viel Zeit haben, jeden Tag zu gießen.“

Die Zeit nimmt sich Anne Lukas schon. Aber die Wiese gießt sie nicht. Ihr Wasser bleibt den Nutzpflanzen vorbehalten. In drei Hochbeeten will sie in der kommenden Saison Wurzelgemüse, Salat und Nasch-Erdbeeren für die Kinder anbauen. Die Sorten hat sie noch nicht festgelegt. Auch hier lohnt sich ein Blick auf die Trockenheitstoleranz der Pflanzen.

Welche Sorten kommen besser mit Trockenheit klar?

Tommy Brumm rät zu alten Sorten wie den Roten Meier, ein Amaranth, der von den Römern nach Mitteleuropa gebracht wurde und als Gemüsepflanze fast in Vergessenheit geraten ist. Auch Mangold und Ruccola oder Wurzel- und Kohlgemüse wie Pastinaken, Rüben und Rettich können heiße, trockene Tage eher verkraften als zarte Blattsalate mit kurzen, flächigen Wurzeln.

Wer die Kulturen dann noch mischt und zum Beispiel zu den Erdbeeren Knoblauch pflanzt oder die Möhren mit Buschbohnen und Kopfsalat in ein Beet setzt, nutzt nicht nur den begrenzten Platz optimal aus. Die stufenartig gesetzten Pflanzen profitieren auch voneinander, weil sie sich Schatten spenden, Temperaturschwankungen ausgleichen, die Verdunstung vermindern oder Schädlinge abschrecken. Doch nicht jede kann mit jeder. Bei der Zusammenstellung sollte man darauf achten, dass Pflanzen einer Gattung meist die gleichen Nährstoffansprüche haben und konkurrieren.

Was schützt gegen Verdunstung und Starkregen?

Was allen jedoch gut gefällt, ist eine Mulchschicht aus Laub, Rasenschnitt oder geschredderten Ästen oder Rinde. Sie schützt den Boden vor Sonne, Verdunstung oder bei Starkregen und bietet vielen Lebewesen Nahrung. „Alles muss bedeckt sein“, rät Biologin Elke Schwarzer in ihrem Buch „Superpflanzen“. Darin gibt sie auch Tipps, wie sich das Mikroklima im Beet noch weiter verbessern lässt. So gibt Totholz im Beet Feuchtigkeit bei Hitze an die Pflanzen ab. Kleine Senken oder Gräben sammeln Morgentau und sind kühler, was ideal ist für weniger trockenheitsliebende Pflanzen.

Hecken sind Windbrecher, die kleineren Pflanzen Schutz und ein feuchteres Klima bieten. Doch die Tage von Thuja- oder Lebensbaum sind gezählt, denn lange Trockenzeiten stressen sie. Gute Alternativen sind nach Meinung der bayerischen Gartenakademie naturnahe Hecken aus Liguster, Holunder oder Pfaffenhütchen. Weniger Platz brauchen Hartriegel, Wildrosenarten und Bauernjasmin.

Anne Lukas hat sich für eine Gartenbegrenzung aus Johannes-, Stachel- und Blaubeerbüschen entschieden. Die macht auch den Kindern Freude. Im Garten geht es schließlich nicht nur ums Wassersparen.

Lesetipps: Broschüre des Landesverbandes zum Klimawandel

Elke Schwarzer: „Superpflanzen. Alleskönner für den Garten“ und Katrin Lugerbauer „Echte Hitzeprofis. Nachhaltige Gartengestaltung mit trockenheitsliebenden Stauden“, beide erschienen bei Ulmer.