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Heimischer Garten wird teures Vergnügen

Die Folgen des Ukraine-Kriegs machen sich auch bei Dünger, Mulch und Blumenerde bemerkbar. Doch eine Hoffnung bleibt.

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Nick Burkhardt, Chef des Erdenwerks Corthum, freut sich über frisch sortierten Rindenmulch. Doch auch er musste die Preise anpassen.
Nick Burkhardt, Chef des Erdenwerks Corthum, freut sich über frisch sortierten Rindenmulch. Doch auch er musste die Preise anpassen. © Uli Deck/dpa

Weil einige Bestandteile von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln vorrangig aus der Ukraine und Russland kommen, steigen die Preise deutlich, wie Anna Hackstein, Geschäftsführerin des Industrieverbands Garten, sagt. Da der Blumenerde Dünger beigemischt wird, sei diese genauso von Preissteigerungen betroffen.

Hinzu kämen auch beim Thema Garten höhere Energiepreise. Die Verarbeitung von Holzfaserprodukten als Alternative zu Torf etwa ist Hackstein zufolge sehr energieintensiv.

Hinzu kommen unterbrochene oder eingeschränkte Lieferketten: Viele Unternehmen bezögen Teile für Möbel, Grills und andere Geräte aus Asien, sagt Hackstein. Manche produzierten komplett dort.

Dünger ist "extrem teuer geworden“

Noch sind manche Anstiege moderat: Bei Corthum kostet der Kubikmeter Pflanzenerde 58 Euro netto ab Werk, zwei Euro mehr als vergangenes Jahr. Das Unternehmen aus Marxzell im Nordschwarzwald beliefert Garten- und Landschaftsbauer sowie Händler wie Gartencenter. Die Preislisten gelten eigentlich ein Jahr lang, wie Geschäftsführer Nick Burkhardt sagt. Zum ersten Mal hätten sie nun innerhalb des Jahres Preise angehoben. „Und nächstes Jahr müssen wir vielleicht stärker anpassen.“

Auch Burkhardt verweist auf den Dünger. „Der ist extrem teuer geworden“, sagt er. Organischer Dünger, den Corthum zu den Erden gibt, sei zeitweise überhaupt nicht lieferbar gewesen. Gestiegene Spritpreise wirken sich auf den Lkw-Fuhrpark aus. Und auch Folie für die Verpackung sei bis zu 40 Prozent teurer geworden.

Verbraucher halten sich teils zurück

Der Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten spricht von einer wesentlich höheren Zahl an Preiserhöhungen. Auch spüre die Branche eine gewisse Zurückhaltung der Verbraucher.

Allein die Bau- und Heimwerkermärkte in Deutschland erzielten im vergangenen Jahr einen Bruttoumsatz von mehr als 24 Milliarden Euro. Nach einem starken Anstieg im ersten Corona-Jahr war die Tendenz in vielen Segmenten 2021 allerdings rückläufig. „Im Augenblick hat keiner so richtig Lust zu investieren“, sagt Verbandssprecher Jörn Brüningholt.

Allerdings seien Hochbeete nun sehr gefragt – durchaus auch hochwertige. Sie würden sogar auf Balkone gebaut, auf dass sich die Menschen mit Tomaten, Radieschen, Salat und Ähnlichem selbst versorgen. „Aber das rettet so ein Jahr nicht.“

Dennoch glauben Branchenvertreter, dass der Garten weiter ein wichtiges Thema bleibt. Der Nutzgarten erlebe eine Renaissance, sagt Gardena-Sprecher Heribert Wettels. Anders als früher sei das auch bei 20-Jährigen ein riesiges Thema. Deutschland habe sich auch noch nicht so sehr mit dem Thema Wasserknappheit auseinandergesetzt. „Das kommt jetzt schnell.“ Insbesondere wollten viele Städte den Klimaschutz vorantreiben und sich für die Zukunft anpassen – da seien neue Pflanzen ein wichtiges Thema.

Vom Garten als Zufluchtsort spricht Brüningholt. Hackstein wiederum verweist darauf, dass manche Menschen es gerade in Krisenzeiten zu Hause schön haben wollten. „Wir gönnen uns was, dazu gehören auch schöne Pflanzen.“ (dpa)