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Fünf Wege, nachhaltiger zu gärtnern

Mit Beginn der Gartensaison sind schon kleine Schritte möglich. Auch der Handel stellt sich um.

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Wer Insekten ein Zuhause im Garten bietet, bekommt ihre Hilfe bei der Gartenarbeit und gärtnert nachhaltiger.
Wer Insekten ein Zuhause im Garten bietet, bekommt ihre Hilfe bei der Gartenarbeit und gärtnert nachhaltiger. © Symbolbild/Ulrich Perrey/dpa

Auch wenn man einen prächtig grünen Garten hat, tun wir darin Dinge, die nicht gut für die Umwelt sind.

"Während sich in der Natur die Stoffe beim Wachsen und Vergehen im Gleichgewicht halten, wurde im Laufe der Industrialisierung im gärtnerischen Landbau immer mehr entnommen als gegeben", sagt Marja Rottleb vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu).

Schließlich werden heutzutage nicht nur Blätter, Blüten und Früchte geerntet, sondern auch Schnittgut und Herbstlaub dem Kreislauf entzogen. Dabei kann nachhaltiges Handeln gerade im Garten anfangen – mit kleinen Schritten.

In Kürze:

  • Regionale Pflanzen bevorzugen
  • Alternativen zu Plastik finden
  • Substrat selbst herstellen
  • Tiere fördern
  • Gartenreste sammeln

1. Regionale Pflanzen bevorzugen

Ein Baustein ist die Auswahl und der Einkauf heimischer Pflanzen. Burkhard Bohne, Technischer Leiter des Arzneipflanzengartens der Technischen Universität Braunschweig, rät, vor allem im Gemüsegarten auf regionale Sorten zu setzen. Sie kommen schließlich mit den heimischen Bedingungen gut klar, ihr Anbau hat sich bewährt und bei diesen Samen und Pflanzen fallen keine weiten Transportwege an. Das verringert den Energieverbrauch und CO2-Ausstoß, was beim Klimaschutz hilft.

Der Nachhaltigkeitstipp für das Staudenbeet sind Wildvarianten, die meist weniger Wasser und Nährstoffe als Prachtstauden benötigen. Zudem kann man sie leicht selbst aus Samen ziehen. Damit verzichtet man auf schwere Transportgewichte sowie aufwendige Verpackungen beim Versand der Pflanzen. Immergrüne Sträucher, die vergreisen, kann man durch vitale heimische Laubsträucher wie Feldahorn, Kornelkirsche oder Buchen ersetzen.

2. Alternativen zu Plastik finden

Nicht unterschätzen sollte man den Kauf oder die eigene Anzucht von Pflanzen in Plastiktöpfen. Die Stoffe – und wenn es nur Splitter sind –- können in den Boden gelangen und dort als Mikroplastik zu einer Belastung werden. Es gibt aber schon Alternativen: Auf Märkten zum Beispiel werden junge Pflanzen in Papierbeuteln verkauft, und im Gartenhandel findet man kompostierbare Töpfe. Letztere werden mitsamt dem Wurzelballen in den Gartenboden gesetzt. Bohnes Rat für die eigene Anzucht: Man kann kleine Gefäße aus Zeitungspapier falten oder Eierkartons zweckentfremden. Langlebige Alternativen sind Saatschalen aus Holz oder offenporige Tongefäße.

Und manchmal sind es Kleinigkeiten, die man ändern kann: Auf Plastikschilder beim Beschriften der Aussaaten zugunsten von Metall- oder Holzschildern verzichten. Selbst machen lassen sie sich etwa aus den gesammelten Holzstielen von Eis. Oder man stülpt die leere Samentüte über einen Stock und schützt sie mit einem leeren Marmeladenglas vor Feuchtigkeit.

3. Substrat selbst herstellen

Plastikmüll fällt auch beim Kauf von Blumenerde an. Dabei kann man den guten Gartenboden doch auch für Töpfe nutzen, gemischt mit Sand und Komposterde.

Für die Anzucht von neuen Pflanzen aus Samen verzichtet man aber besser auf Düngerzusatz. Die Anzuchterde lässt sich wiederverwerten, indem man sie durch Erhitzen im Backofen sterilisiert. Ausgewachsene Pflanzen in Kästen und Kübeln brauchen mehr Nährstoffe. "Die können durch entsprechend großzügige Kompostanteile zugefügt werden", so Marja Rottleb. Alternativ lassen sich gebrauchte Teeblätter und Kaffeesatz als Dünger nutzen.

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"Ich empfehle, auf dem Balkon eine Wurmkiste auszuprobieren", so Rottleb. In der Kiste zersetzen Kompostwürmer pflanzliche Küchenabfälle zu einem nährstoffreichen Humus. Gleichzeitig entsteht eine wässrige Lösung, die mit Gießwasser gemischt Nährstoffe in den Boden bringt.

4. Tiere fördern

Gibt man Tieren Nistmöglichkeiten, Überwinterungsplätze und Nahrung, geben sie auch etwas zurück. So vertilgen Igel und Laufkäfer Schnecken, die sonst so manche Lieblingspflanze im Garten abknabbern würden.

Meisen verringern die Blattläuse und Fledermäuse ernähren sich von Mücken. "Natürlich braucht man für die Bestäubung auch Insekten und Vögel sowie Ameisen für die natürliche Ausbreitung von Samen", ergänzt Rottleb. "Ein zirkuläres Denken beim Gärtnern ist wichtig."

5. Gartenreste sammeln

Ein guter Anfang, etwas zurückzugeben, ist für Rottleb das Anlegen eines Komposts im Garten. "Man sammelt die gesunden Pflanzenreste ein, lässt sie verrotten und bringt sie wieder als Dünger in den Kreislauf ein." Gleichzeitig wird mithilfe von Kompost die Bodenstruktur verbessert, sodass sich Würmer und viele im Boden lebenden Insekten besser darin bewegen können. Darüber hinaus verhilft Kompost beim Speichern von Wasser in der Erde.

Eine gute Alternative ist die Verwertung der abgeschnittenen und gehäckselten Pflanzenreste als Mulch zwischen den Pflanzen im Beet. Der Vorteil des Mulchens ist, dass die Decke die oberste Bodenschicht schützt. "Sie erhält auch das Bodenleben und sorgt dafür, dass eine natürliche Lockerung und Belüftung des Bodens erfolgt", so Rottleb. Da der Mulch verrottet, gehen auch über ihn wertvolle Nährstoffe zurück an die Erde. "Wenn man keine Pflanzenreste zum Abdecken hat, sät man eine Gründüngung", empfiehlt Rottleb. Pflanzen wie Senf, Buchweizen und Feldsalat werden nicht oder nur teilweise geerntet und in den Boden eingearbeitet. (dpa)