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Dieses einfache Mittel rettet Gemüse im Garten

Tomaten mit Sonnenbrand, verkümmerte Kürbisse: Jörg Krüger aus Zittau hat eine Lösung gefunden, die Pflanzen gegen Verdunstung und UV-Schäden schützt.

Von Susanne Plecher
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Jörg Krüger hat in seinem Zittauer Garten auch das Gewächshaus beschattet.
Jörg Krüger hat in seinem Zittauer Garten auch das Gewächshaus beschattet. © Jörg Krüger

Jörg Krüger ist gelernter Obstgärtner. Der Zittauer bewirtschaftet in seinem Heimatort einen großen Hausgarten und zusätzlich noch einen Kleingarten. Neben vielen Obstgehölzen baut er dort mehr als 30 Gemüsesorten an. „Es ist einfach toll, sich frisches Gemüse aus dem eigenen Garten zu holen“, sagt er.

Doch in den vergangenen Hitzejahren, als schon im Frühjahr hochsommerliche Temperaturen herrschten und es so gut wie keinen Regen gab, wollten die Pflanzen nicht so wie er. „Das alles setzt sie so unter Stress, dass sie das Wachstum einstellen und es nur rein ums Überleben geht“, sagt Krüger, der Fachberater beim sächsischen Landesverband der Kleingärtner ist.

In Sachsen gibt es immer mehr Sommertage, also Tage, an denen es mindestens 25 Grad Celsius warm ist. Auch die Zahl der heißen Tage mit mindestens 30 Grad Celsius nimmt stetig zu. 2022 war zudem das sonnigste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn. Hitze, UV-Strahlen und die große Verdunstung setzen auch den Gartenpflanzen massiv zu – selbst wenn sie täglich gewässert werden.

Obst mit Sonnenbrand

So zeigten viele Früchte deutliche Hitzeschäden oder Verbrennungen. Bei den Tomaten machte sich das mit weichen, braunen Flecken bemerkbar.

Johannisbeeren und Brombeeren vergoren zum Teil noch am Strauch und wurden weiß. Äpfel und Birnen bekamen Sonnenbrand. Strategie vieler Pflanzen ist es dann, die Früchte entweder nur sehr klein auszubilden oder ganz abzustoßen. Zum Ernten bleibt dann nicht mehr viel – keine Option für Leute, die viel Arbeit, Zeit und auch etwas Geld in den Anbau ihres eigenen Gemüses und Obstes stecken.

„Vor allem in den Hitzejahren 2018 und 2019 gab es massive Sonnenbrandschäden und praktisch keine Erträge mehr. Selbst der Kürbis, der Wärme toleriert, hat kaum Früchte ausgebildet, obwohl ich sehr viel gegossen habe“, erinnert sich Krüger. Den rettenden Impuls bekam er beim Einkaufen.

Zittau war einst eine Gemüsegärtnerstadt mit mehr als 200 Gärtnereien. Einige davon haben sich erhalten, und mit ihnen altes Wissen und Erfahrungen. Zum Beispiel zur Beschattung. Der Gärtner, bei dem Krüger seine Jungpflanzen kauft, hatte auf einem Gestell breite Schattiergaze über seine Beete gespannt, um die Pflänzchen vor zu starkem Sonneneinfall zu schützen.

Pflanzenschutz ohne Chemie

Nach diesem Vorbild beschattet Krüger nun auch einen großen Teil seiner Gemüsebeete, die früher in der vollen Sonne standen, und das Gewächshaus. Auf einem selbst zusammengezimmerten Gestell hat er ein grünes Vliesgewebe gespannt, eine Netzgaze, die Regen durchlässt, Starkregen abfedert und die Intensität der Sonne um etwa ein Drittel reduziert.

Da die Seiten offen sind, kann die Luft zirkulieren. Damit die Gaze bei Sturm nicht abhebt, hat er sie unter Latten durchgeflochten und jeweils von oben oder unten mit weiteren Latten fest verschraubt. Die Südseite des Rahmens nutzt er zusätzlich als Rankgerüst zum vertikalen Gärtnern: An Schnüren wachsen Stangenbohnen oder Blumen wie die Schwarzäugige Susanne oder Wicken.

Unter dem Vlies grünt es üppig: Jörg Krüger hat seine Gemüsebeete in Zittau mit einer einfachen Vorrichtung gegen Hitze und zu viel Sonne gewappnet.
Unter dem Vlies grünt es üppig: Jörg Krüger hat seine Gemüsebeete in Zittau mit einer einfachen Vorrichtung gegen Hitze und zu viel Sonne gewappnet. © Jörg Krüger

In den so beschatteten Gemüsebeeten baut er in Reihenkultur fast alles an, was ihm schmeckt: Kürbis, Zucchini, Fenchel, Freilandgurken, Schwarzwurzel, selbst Zwiebeln. Und auch Wärmeliebhabern wie Tomaten oder Auberginen geht es im Vliesschatten prächtig.

Keine Ausfälle mehr

Die Erträge haben sich normalisiert. „Es gab keine Ausfälle mehr. Das ist Pflanzenschutz ohne Chemie“, sagt Krüger. Für Bereiche, die im Laufe des Tages ohnehin Schatten abbekommen, sei die Vlieslösung meist nicht nötig.

Pflanzen und Menschen natürlichen Schutz vor allzu starker Sonneneinstrahlung und angenehme Kühlung in der Mittagsglut zu schenken, hat eine lange Tradition. Vor allem in den südlichen Ländern gibt es Pergolen, die mit Spalierobst bewachsen sind, oder Laubengänge unter Blauregen, Kiwis und Weinstöcken. Sie sind nicht nur funktional, sondern sehen auch schön aus.

Auch in Jörg Krügers Gärten sind solche Beschattungsarten eingezogen. „Das sind schöne Gartenräume, in denen ich gern bin. Das erweitert die Möglichkeiten, etwas anzubauen und frisch zu ernten“, sagt der Zittauer. „Manchmal nehme ich mir meinen Klappstuhl, setze mich rein, und lasse alles auf mich wirken.“