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Wie kann ich meine Pflanzen vor Schädlingen schützen?

Schon der Standort entscheidet, ob eine Pflanze gegen Schädlinge eine Chance hat. Gartenprofis wissen, was außerdem hilft.

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Marienkäfer sind ein Zeichen für ein intaktes Ökosystem.
Marienkäfer sind ein Zeichen für ein intaktes Ökosystem. © 123rf

Für Gartenfreunde ist jetzt die schönste Zeit des Jahres – alles wächst und gedeiht, überall grünt und blüht es. Doch leider lieben Schädlinge wie Raupen, Blattläuse, Käfer und Schnecken Gärten ebenso. Das Ergebnis: kahl gefressene Büsche, welke Pflanzen, ungenießbare Früchte und zerstörte Gemüsebeete. Wie sich Schädlingen auf natürliche Art und Weise beikommen lässt und worauf es dabei ankommt, verrieten Gartenprofis in der Sprechzeit.

Idee 1: Heimische Pflanzen bekommen Hilfe von Meisen und Marienkäfern

Die Auswahl der passenden Pflanzen am passenden Standort schont sie vor Stress und sorgt dafür, dass sie weniger anfällig für Krankheiten und Schädlinge werden. Bei Gemüse und Obst kann man durch gezielte Sortenwahl Krankheiten und Schädlinge sogar nahezu ausschließen. Beispiele sind die Schorf- und Mehltauresistenz bei bestimmten Apfelsorten sowie die Lausresistenz bei Salat. Wählt man bei der Bepflanzung heimische Stauden und Gehölze aus, siedeln sich zudem natürliche Fressfeinde von Schädlingen an. Darunter fallen viele Insekten wie Marienkäfer und Florfliegen, aber auch Vögel wie Meisenarten, die gezielt auf die Jagd nach Schädlingen gehen.

Idee 2: Organischer Dünger stärkt Pflanzen von innen

Werden Pflanzen ausreichend und mit den richtigen Nährstoffen versorgt, sind sie widerstandsfähiger. Gut versorgt heißt aber nicht „viel hilft viel“. Das gilt besonders für den Einsatz von Dünger, zumal wenn er viel Stickstoff enthält. Der sorgt für weiches Gewebe, zum Beispiel bei Rosen, und macht die Pflanzen anfälliger für Krankheiten und Schädlinge wie Blattläuse. Wichtig ist vielmehr ein humusreicher, lebendiger Boden. Organischer Dünger enthält viel mehr Inhaltsstoffe als die mineralischen Dünger, zum Beispiel Mikroorganismen. Sie beleben den Boden und sorgen damit für vitaleres Wachstum. In Azet-Düngern sind darüber hinaus natürliche Mykorrhiza-Pilze enthalten, die eine bessere Wasserversorgung und damit weniger Trockenstress bewirken. Ein bepflanzter oder gemulchter Boden bietet dem Bodenleben Nahrung und Lebensraum. Organischer Bodenaktivator sorgt zusätzlich für eine hohe Vermehrungsrate der Bodenlebewesen.

Idee 3: Nützlinge mögen Unordnung im Garten

Gute Bedingungen für Marienkäfer und andere Nützlinge schafft man, indem man viele blühende Pflanzen über das ganze Jahr hinweg anbietet. Sinnvoll ist eine wilde Ecke im Garten, die man nicht mäht und in der alles wachsen darf. Denn dort siedeln sich Nützlinge, Insekten und andere Gartenbewohner an und Vögel finden Samen und Nahrung. So bereichert man eine Artenvielfalt im Garten, die den Pflanzen guttut.

Tigerschnegel fressen die Gelege andrer Nacktschnecken und sind daher eher Freund als Feind im Garten.
Tigerschnegel fressen die Gelege andrer Nacktschnecken und sind daher eher Freund als Feind im Garten. © David Ebener/dpa

Idee 4: Kupferband hält Schnecken fern, Netze schützen Gemüsepflanzen

Schnecken erklimmen gern die Hochbeete, aber sie mögen kein Kupfer. Eine gute Barriere ist deshalb ein breites, selbstklebendes Kupferband als Schnecken-Schutz. Wo das nicht möglich ist, kann ein umweltschonendes Schneckenkorn verwendet werden. Es ist wichtig, darauf zu achten, dass es ungiftig für Haustiere ist und Nützlinge wie Igel, Vögel, Regenwürmer und Bienen schützt. Gemüsebeete lassen sich insektizidfrei mit einem Schädlings-Schutznetz vor Raupenfraß bewahren. Es verhindert, dass Falter oder Fliegen Eier an den Pflanzen ablegen, aus denen Raupen oder Maden schlüpfen. Es bildet zugleich einen gewissen Schutz gegen Starkregen und Hagel. Sonnenlicht und Regen dringen jedoch ungehindert hindurch – die Pflanzen leiden durch das Netz keinen Mangel.

Diesen traurigen Anblick hat die Raupe des Buchsbaumzünslers verursacht.
Diesen traurigen Anblick hat die Raupe des Buchsbaumzünslers verursacht. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Idee 5: Buchsbaumzünsler lassen sich mit einer Falle nachweisen

Der Zünsler beginnt vorwiegend im April mit dem Fraß an den Buchbäumen, wobei noch weitere Raupen-Generationen folgen, meist im Juni und September. Ob überhaupt Buchsbaumzünsler im Garten vorkommen, testet man Ende Mai mit einer Buchsbaumfalle, die mit weiblichen Duftstoffen die Männchen anlockt. Sieben bis zehn Tage später erscheinen dann die Raupen. Gegen sie hilft ein Mittel mit einem biologischen Wirkstoff, dem Bacillus thuringiensis. Es wird auf die Blätter gespritzt, die Raupen nehmen es mit dem Fraß auf und gehen daran zugrunde. Es ist weder für Bienen noch für andere Nützlinge problematisch.

Idee 6: Wenn schon gespritzt werden muss, dann effektiv

Das nach Packungsanleitung in Wasser aufgelöste Pulver sollte nur bei Temperaturen ab 15 Grad eingesetzt werden, da die Raupen erst dann aktiv genug sind. Grundsätzlich sollte man nicht bei sonnig-heißem Wetter und Wind spritzen. Entscheidend ist, dass die Blätter und Triebe auch im Inneren der Pflanzen und von der Blattunterseite gut benetzt werden, denn dort sitzen die Schädlinge. Die Kombination von Sprühgeräten mit einer Spritzlanze erzielt hier durch den großen Sprühwinkel sehr gute Ergebnisse. Bei Insektiziden und Fungiziden sollte man mit einem höheren Gerätedruck arbeiten, erkennbar am konstanten Sprühnebel. Bei Herbiziden ist der Behälterdruck eher niedriger, um eine Abdrift des Spritzmittels durch leichten Wind zu vermeiden. Für Produkte mit einem Säureanteil von über zehn Prozent sollte ein säureresistentes Gerät eingesetzt werden.

Idee 7: Apps helfen dabei, Schädlinge zu erkennen

Schädlinge wie die Blattlaus oder Schnecken lassen sich mit bloßem Auge selbst sicher bestimmen. Doch in vielen Fällen ist es schwierig, zu erkennen, unter welchen Schädlingen oder welcher Krankheit eine Pflanze leidet. Hilfe gibt es bei Bestimmungsseiten im Internet wie der Datenbank Arbofux der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, wo man durch eine Reihe von Auswahlkriterien zum Ziel gelangt. Noch einfacher geht es zum Beispiel mit der Pflanzendoktor-App von Neudorff. Man nimmt mit der Handykamera ein Bild auf, die App vergleicht es mit einer Datenbank und liefert das passende Ergebnis nebst Behandlungsplan. (rnw)

Die Fragen beantworteten in der Sprechzeit Gartenbauingenieurin Sabine Klingelhöfer, Gärtnermeister Ingo Schlieder, Andreas Mesch sowie der Leiter der Gartenakademie Rheinland-Pfalz, Werner Ollig.