Moosflächen und Rasenfilz statt saftig grüner Flächen: Nach dem milden, feuchten Winter sieht der Rasen an vielen Orten in Sachsen nicht besonders gut aus. Viele Leser wollten wissen, wie sie ihre Grünflächen jetzt wieder fit bekommen und gleichzeitig auf die kommenden Hitze- und Trockenperioden des Sommers vorbereiten können.
In meinem Rasen hat sich viel Moos gebildet. Wie entferne ich es, ohne die Graspflanzen zu beschädigen?
Zunächst stellt sich die Frage, warum sich so viel Moos gebildet hat. Liegt die Stelle im Schatten? Dann hat Rasen dort immer Schwierigkeiten. Bodendecker-Pflanzen sind die bessere Wahl. Vielleicht ist der Boden dauerhaft feucht, weil er verdichtet ist. Dann gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Vertikutieren – damit entferne ich das Moos. Allerdings ist der Erfolg nur von kurzer Dauer, wenn ich nicht an den Bodenbedingungen etwas ändere. Deshalb sollten Sie zweitens einen Rasendünger verwenden, der den Rasen so vitalisiert, dass er Moos verdrängt.
Soll ich vor dem Vertikutieren düngen?
Auf jeden Fall! Es ist wichtig, am besten direkt nach dem Mähen einen Rasendünger auszubringen. Anschließend zwei Wochen warten und erst dann zum Vertikutierer greifen. So haben die Rasengräser 14 Tage Zeit, um Nährstoffe aufzunehmen, sind gut gestärkt und können direkt nach der Pflegemaßnahme wieder kräftig durchtreiben.
Wie schließe nach der Moosentfernung die großen Lücken?
Mit qualitativ hochwertigem Rasensaatgut. Von reinen Nachsaatmischungen rate ich ab, da diese häufig nur schnell keimende, aber nicht immer stabile Rasensorten enthalten. Voraussetzung für schnelles Keimen ist eine gute Bodenvorbereitung: Lockern Sie den Boden bei Bedarf mit einem Rechen auf und säen Sie anschließend aus. Da Gräser Lichtkeimer sind, sollte nur mit einer dünnen Schicht Erde abgedeckt werden. Dann wird die Fläche gewalzt und angegossen. Das Saatgut darf während der Keimung auf keinen Fall austrocknen. Zusätzlich sorgt ein guter organischer Dünger dafür, dass auch bestehende Gräser die Lücken schnell schließen.
Was hilft auf Dauer gegen die Bildung von Moos und Unkraut im Rasen?
Moos und Unkraut haben immer dort leichtes Spiel, wo der Boden vernachlässigt wurde. So entstehen Lücken, in denen sie sich breitmachen können und die Rasenpflanzen verdrängen. Regelmäßige Bodenpflege und Düngung sind die wichtigsten Maßnahmen für einen gesunden Rasen.
Worauf sollte ich bei der Auswahl des Düngers achten?
Verwenden Sie einen hochwertigen organischen Rasendünger. Darin sind viel mehr Inhaltsstoffe enthalten als in den mineralischen Düngern. Hilfreich ist, wenn im Rasendünger Mykorrhiza-Pilze enthalten sind. Sie sorgen für eine bessere Toleranz bei Trockenheit. Bodenbelebende Mikroorganismen sorgen für mehr biologische Aktivität im Boden, sodass sich weniger Rasenfilz entwickeln kann.
Was versteht man unter einem Bodenverbesserer? Wie bringt man ihn aus?
Dabei handelt es sich um Hilfsstoffe, die den Untergrund im Garten verbessern. Wer einen schweren Lehmboden hat, kann zum Beispiel Sand einarbeiten, um die Erde durchlässiger und luftiger zu machen. Auf sandigen Böden hingegen lässt sich mithilfe von Bentonit – einem Tonmineral – die Speicherfähigkeit von Wasser und Nährstoffen erhöhen. Um einen schwächelnden Rasen wieder in Schwung zu bringen, eignet sich beispielsweise Bodenverbesserer. Der Bodenhilfsstoff versorgt die Gräser mit Nährstoffen und fördert einen aktiven Humusaufbau. Ausbringen lässt sich das Granulat mit einem Streuwagen oder einfach per Hand.
Wann, wie häufig und wie kurz soll ich den Rasen mähen, damit er gesund bleibt?
Ich mähe meinen Rasen mindestens einmal pro Woche, in der Hauptwachstumszeit Mai und Juni zweimal wöchentlich. Am besten hält man sich an die Ein-Drittel-Regel: Wenn der Rasen vier Zentimeter hoch sein soll, wird er bei einer Höhe von sechs Zentimetern wieder gemäht. Die Schnitthöhe liegt für den klassischen Gebrauchsrasen bei drei bis vier Zentimetern. Ist es im Sommer sehr heiß, kann man ihn auch etwas höher stehen lassen. Das schützt die Grasnarbe vor Verbrennungen, senkt Verdunstung und Wasserverbrauch.
Kann ich Rasenschnitt liegen lassen?
Ja, das wird beim Mulchmähen praktiziert, etwa mit einem Spindelmäher. Die kurzen, abgeschnittenen Halme fallen als kleine Schnipsel in die Grasnarbe, zersetzen sich, sodass man weniger düngen muss. Zudem spart man sich die Entsorgung des Schnittguts. Aber man muss häufiger mähen, in der Hauptwachstumszeit bis zu dreimal die Woche. Langes und vor allem nasses, verklumptes Schnittgut sollte man unbedingt von der Rasenfläche entfernen, damit die Gräser darunter nicht faulen. Der Rasenschnitt kann auch zum Mulchen in Beeten verwendet werden, indem man ihn dünn zwischen den Gartenpflanzen ausbringt.
Gibt es eine Reihenfolge, die ich bei der Rasenpflege einhalten sollte?
Ja, zunächst prüfen Sie mit einem pH-Bodentest, ob der Rasen gekalkt werden muss. Da es keinen sauren Regen mehr gibt, ist das Kalken allerdings nicht mehr so häufig nötig. Dann wird zum ersten Mal gemäht. Anschließend bringen Sie einen organischen Dünger aus.
Welche Rasensorten eignen sich besonders gut für heiße, trockene Sommer?
Mittlerweile gibt es Gräsermischungen, die besser mit trockenen und sonnenexponierten Standorten zurechtkommen. Das gilt aber nur dann, wenn bei der Neuanlage oder Renovierung des Rasens so lange ausreichend bewässert wird, bis sich die Gräser etabliert haben.
Wie kann ich die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens verbessern?
Dabei spielt der Humusgehalt des Bodens eine wichtige Rolle. Rasen lebt nicht allein von Wasser und Nährstoffen – viel wichtiger ist es, dem Boden organische Masse zuzuführen. Von reinen Kompostgaben rate ich ab, weil sie oft Unkrautsamen enthalten. Mein Tipp: Verwenden Sie ausschließlich und regelmäßig organische Rasendünger und Bodenverbesserer – und nutzen Sie einen Mäher mit Mulchfunktion.
Wann, wie oft und mit wie viel Wasser soll ich den Rasen wässern?
Selten, dann aber durchdringend. Das regt die Gräser an, in die Tiefe zu wurzeln und macht sie weniger anfällig für Trockenheit. Aufgestellt wird der Rasensprenger spätestens, wenn Fußabdrücke etwa eine Viertelstunde nach Betreten des Rasens noch sichtbar sind. Am besten in den Morgen- oder Abendstunden wässern, weil an sonnigen Tagen sonst zu viel kostbares Gießwasser ungenutzt verdunstet. Bei jeder Beregnung sollte die Fläche mit zehn bis 15 Liter Wasser pro Quadratmeter versorgt werden.
Soll ich den Rasen im Sommer etwas weniger kurz mähen?
Unbedingt. Ein etwas längerer Rasen bietet dem Boden Sonnenschutz. Fünf Zentimeter sollte er mindestens lang sein. (rnw/sp)
Die Fragen beantworten Sabine Klingelhöfer; Gartenbauingenieurin, Emmerthal, Ingo Schlieder; Gärtnermeister und „Gartendoktor“, Mettmann und Dieke van Dieken; Redakteur bei „Mein schöner Garten“.