Leben und Stil
Merken

Warum man im Mai keinen Rasen mähen sollte

Die Gartenbau-Gesellschaft 1822 ruft zur Aktion „Mähfreier Mai“ auf. Geschäftsführerin Bettina de la Chevallerie erklärt den Grund.

 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die Rasenkante bleibt für Insekten stehen.
Die Rasenkante bleibt für Insekten stehen. © Christin Klose/dpa (Symbolbild)

Warum ist Rasenmähen problematisch?

Ein perfekt gepflegter Rasen bietet Insekten kaum Futter und Nistmöglichkeiten. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich der Anteil an nektarreichen Blüten um ein Zehnfaches erhöht, wenn man den Rasenmäher häufiger stehen lässt.

Welche Pflanzen gedeihen im Rasen?

Als Erstes Schnellstarter wie Gänseblümchen, Gundermann, Ehrenpreis, Klee und Löwenzahn. In einigen Gärten kommen aber auch Margeriten und Schlüsselblumen zum Vorschein. Gänseblümchen, Klee und Löwenzahn sind oft als Unkraut verpönt. Die Pflanzen sind aber kein Unkraut, sondern Wildkräuter. Sie haben einen hohen ökologischen Wert für die Insekten.

Sieht ein ungemähter Rasen nicht unordentlich aus?

Man muss ja nicht den gesamten Rasen mähen, sondern kann Stellen mit unterschiedlichen Höhen stehen lassen – an den Ecken, am Rand oder mittendrin als Insel. Auch ein gemähter Weg durch das hohe Gras kann Ordnung bieten. Und wiesenähnliche Säume, die nur einmal im Jahr gemäht werden, dienen als Puppenstube für Schmetterlinge.

Was haben wir Menschen davon?

Wir können uns entspannt in den Liegestuhl legen, Falter beobachten, neue Pflanzen entdecken und sie per App bestimmen – oder uns einfach freuen, dass sie da sind.

Und wenn Nachbarn sich beschweren?

Sprechen Sie mit ihnen. Sagen Sie ihnen: Ich bin nicht faul, sondern tue etwas für die Insekten. Nichtstun kann ökologisch sein.

Ist die Aktion angesichts des immensen Insektensterbens nicht ein Tropfen auf dem heißen Stein?

Nein. 75 Prozent der Haushalte haben einen Garten, sieben Prozent einen Schrebergarten und weitere sieben Prozent der Haushalte sind in Gemeinschaftsgärten aktiv. Dazu kommen öffentliche Grünanlagen und Parks – also enorm viel Fläche, auf die wir mehr Einfluss nehmen können als auf die Landwirtschaft. Im Garten macht ein Rasen meist die größte Fläche aus.

Wie oft sollte man Rasen mähen?

Das kann man nicht so pauschal sagen. Es kommt auf die Nutzung an. Einen Blumenkräuterrasen muss man vier- bis sechsmal im Jahr mähen, eine Blumenwiese nur zwei- bis dreimal. Die Mahd bleibt dann zum Trocknen auf der Fläche. So können die Samen noch aus den Samenständen herausfallen und in den Boden gelangen.

Wie mäht man naturfreundlich?

Am besten mäht man von innen nach außen, damit Insekten in die Hecken oder auf den Nachbargarten fliehen können. Empfehlenswert sind Sichel, Sense, Freischneider oder Balkenmäher. Ein Sichelmäher saugt Insekten ein. Für die Höhe gibt es eine Faustregel: Eine liegende Bierflasche sollte noch unter den Rasenmäher passen. Darunter reißt man zu viel aus.

Was kann man noch tun, um den Rasen ökologisch wertvoller zu gestalten?

Sinnvoll ist es, organischen Dünger zu verwenden und diesen sparsam einzusetzen. Ebenso sollte man auf Pflanzenschutzmittel verzichten. Kleine Senken und Schalen, in denen sich Wasser sammeln kann, sind wertvolle Insektentränken. (dpa)