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So kommt die Natur ins Wohnzimmer

Der Trend geht zu einer wilden Mischung von Grün. Doch nicht alle Arten sind dafür geeignet.

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Bei so einem wilden Mix im Wohnzimmer ist es wichtig, dass alle Pflanzen die gleichen Ansprüche an Licht, Temperatur und Pflege haben.
Bei so einem wilden Mix im Wohnzimmer ist es wichtig, dass alle Pflanzen die gleichen Ansprüche an Licht, Temperatur und Pflege haben. © Franziska Gabbert/dpa

Lange führten exotische Pflanzen wie Orchideen die Liste der beliebtesten Zimmerpflanzen an. „Nun kommen die Grünpflanzen“, sagt Leo Thissen vom Bundesverband Zierpflanzen.

Gefragt sind vor allem Sorten mit großen Blättern wie das Fensterblatt (Monstera deliciosa), die Geigenfeige (Ficus lyrata) oder auch Strelitzien. „Bei den Blühpflanzen dominieren aber immer noch die Orchideen“, erklärt Arne Hückstädt vom Industrieverband Garten.

Neben der bekannten Schmetterlingsorchidee werden jetzt zunehmend auch anspruchsvollere Arten nachgefragt. An Beliebtheit gewonnen haben außerdem Blühpflanzen, die ansprechende Blätter oder besondere Blütenfarben haben, wie etwa Flamingoblumen (Anthurien). Auch Kakteen und Sukkulenten finden immer mehr Liebhaber.

Sich nur ein paar Blumentöpfe auf das Fensterbrett zu stellen, ist vielen in Pandemiezeiten zu wenig. Heute wird die Wohnung gerne mal zum Dschungel. Zimmerpflanzen sind zahlreich, üppig und dekorativ.

Fehlt es an Platz, sollten es wenigstens einige einzelne ausgefallene oder bizarre Exemplare im XXL-Format sein. In Mode sind auch bepflanzte Bilderrahmen oder ganze Grün-Wände. Die Zimmerpflanzen avancieren zu Elementen der modernen Inneneinrichtung.

Begrünte Wände liegen im Trend. Solche vertikalen Begrünungen verbessern zudem das Raumklima.
Begrünte Wände liegen im Trend. Solche vertikalen Begrünungen verbessern zudem das Raumklima. © GMH/dpa

Wer eine einzelne Pflanze in einem Raum in Szene setzen möchte, sollte nach Exemplaren mit spezieller Blattform oder -farbe suchen. Auch große und außergewöhnliche Blüten lassen eine Einzelpflanze wirken, ebenso wie Pflanzen mit einer auffallenden Wuchsform.

Besonders modern ist der Trend, Pflanzen an den Wänden zu platzieren. „Relativ unkompliziert sind grüne Bilderrahmen“, meint Thissen. „Dafür sind stark aufrecht wachsende Pflanzen geeignet. Sie müssen wie jede andere Zimmerpflanze passend zum Klima im Raum gewählt werden, sonst leiden sie und werden unansehnlich.“

Eine wilde Mischung von Grün, den angesagten „Urban Jungle“ erzielt man durch die Kombination verschiedener Pflanzen. „Dafür eignen sich alle Arten mit gleichen Ansprüchen, was Temperatur, Licht und Pflegeaufwand angeht“, sagt Hückstädt. Wichtig ist, dass große Pflanzen kleineren nicht das Licht wegnehmen. Deshalb sollten die kleineren näher am Fenster platziert werden.

Sukkulenten benötigen häufig wenig Pflege und sind daher auch für Anfänger gut geeignet.
Sukkulenten benötigen häufig wenig Pflege und sind daher auch für Anfänger gut geeignet. © Andrea Warnecke/dpa

Pflanzen profitieren davon, wenn sie in Gruppen stehen, allerdings nicht zu dicht, da sie sich sonst gegenseitig im Wachstum behindern. Größere Pflanzen kann man auch mit kleineren Arten unterpflanzen und so zwei oder mehr Pflanzen im selben Topf unterbringen. Auch hier müssen die Ansprüche zueinander passen. Wer einen größeren vertikalen Garten im Innenraum anlegen will, also etwa bepflanzte Bilderrahmen, sollte unbedingt einen Fachmann zurate ziehen.

Denn hier kommt es auch noch auf einen weiteren Faktor an: die Stabilität der Wände. „Er kann die Statik beurteilen und passende Systeme fachgerecht installieren“, sagt Hückstädt. In Mietwohnungen kann unter Umständen die Zustimmung des Vermieters notwendig sein, wenn es sich um eine bauliche Veränderung handelt.

Eins haben die meisten Zimmerpflanzen gemeinsam: „Fast alle Trendpflanzen kommen aus tropischen oder subtropischen Regionen. Daher benötigen sie meist Temperaturen über 20 Grad“, sagt Hückstädt. Da sie für ein gesundes Wachstum auch viel Licht brauchen, sollten sie an einem hellen Standort stehen. Insbesondere Pflanzen mit mehrfarbigen Blättern brauchen viel Licht, damit sie farbenfroh bleiben und gut wachsen. In dunklen Ecken verkümmern sie schnell.

Sehr hell mögen es zum Beispiel Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae), der Palmfarn (Cycadales) und die Zimmertanne (Araucaria heterophylla). „Diese Pflanzen brauchen mehr als 4300 Lux“, erklärt Jürgen Hermannsdörfer vom Zentralverband Gartenbau. Mit erheblich weniger Licht kommen dagegen zum Beispiel Drachenbaum (Dracaena) und Kolbenfaden (Aglaonema) aus. Ihnen genügen – je nach Sorte – schon 800 Lux.

Der Schwertfarn (Nephrolepis exaltata) braucht viel Feuchtigkeit - nur Staunässe und Zugluft mag die Pflanze nicht.
Der Schwertfarn (Nephrolepis exaltata) braucht viel Feuchtigkeit - nur Staunässe und Zugluft mag die Pflanze nicht. © Andrea Warnecke/dpa

„Bevor man eine Zimmerpflanze kauft, sollte man also den künftigen Standort kennen“, rät Thissen. „Es gibt für jeden Raum die passende Pflanze.“ Wichtig ist zu wissen, in welche Himmelsrichtung der Raum ausgerichtet ist. Es macht einen erheblichen Unterschied, ob er nach Süden oder Norden liegt. Da kommen völlig verschiedene Pflanzen in Frage.

Vom Nachhelfen mit externen Lichtquellen hält er nicht viel. „Besser ist es, für nicht so helle Räume Pflanzen zu wählen, die sich von Natur aus im Schatten wohlfühlen, zum Beispiel die Schusterpalme. Die muss sogar dunkel stehen, sonst gedeiht sie nicht.“ Auch Baumfreund (Philodendron) oder Farne kommen mit weniger Licht aus.

Die Vitalität der Zimmerpflanzen hängt auch vom passenden Pflanz-Substrat und der bedarfsgerechten Nährstoffversorgung ab. „Beim Umtopfen sind mineralisch-organische Substrate zu empfehlen und das Düngen sollte bei jedem Gießgang in kleinen Dosierungen erfolgen“, meint Herrmannsdörfer.

Bei Erdpflanzen in Übertöpfen ohne Drainage oder Wasserstandanzeiger ist das Gießen gar nicht so einfach, denn es besteht die Gefahr, dass die Pflanze überwässert wird. „Das ist ohnehin der verbreitetste Fehler bei der Pflege von Zimmerpflanzen. Sie leiden eher darunter, zu viel gegossen zu werden, als zu vertrocknen.“ (dpa)