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Gedenkrad für tote Radfahrerin

Die Unfallstelle auf der St. Petersburger Straße muss dringend umgebaut werden, fordern Vereine und Initiativen.

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© Sven Ellger

Von Kay Haufe

Dresden. Es ist inzwischen das sechste weiße Fahrrad, das in Dresden steht. Die Initiative Ghostbikes hat es am Wochenende auf der St. Petersburger Straße aufgestellt. Dort war am 13. August eine Radfahrerin verunglückt. Als die 45-Jährige einer gerade geöffneten Autotür ausweichen wollte, stürzte sie und wurde unter ein fahrendes Auto geschleudert. Wenige Tage später starb sie. Nun erinnert das weiße Rad an die Tote. So wie fünf andere an weiteren Stellen Dresdens, wo Radfahrer gestorben sind oder verletzt wurden. Sie alle sind auf der Webseite der Initiative dokumentiert.

Doch damit will Ghostbikes nicht allein zeigen, wo die Unfallorte liegen. Vielmehr soll immer auch auf die Gefahren im Straßenverkehr aufmerksam gemacht werden. Zu den Umständen des Unfalls auf der St. Petersburger Straße schreiben die Mitglieder der Initiative: „Dieser Unfall lässt uns gerade deshalb sprachlos und wütend zurück, weil die Radverkehrsführung an der St. Petersburger Straße bereits vielfach kritisiert wurde. Wir fordern das Stadtplanungsamt und Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain auf, Radfahrerinnen aus der Umklammerung zwischen fließendem Verkehr auf der einen und gefährlichen Autotüren parkender Fahrzeuge auf der anderen Seite zu befreien, bevor noch mehr Unfälle passieren.“

Erst vor wenigen Wochen hatte der Allgemeine Deutsche Fahrradclub ADFC in der Sächsischen Zeitung die St. Petersburger Straße mit dem Radweg neben der Parkspur als besonders unsicher kritisiert. Zur Entschärfung der Gefahrenstelle wurde vorgeschlagen, eine geschützte Fahrradspur einzurichten. Dieser Forderung an das Stadtplanungsamt schließt sich nun auch Ghostbikes an. „Das scheinbare Wegfallen von Parkplätzen darf nie Grund für das Beibehalten hochgefährlicher Verkehrsführungen sein“, heißt es in ihrer Erklärung weiter.

Der Baubürgermeister hat noch vor wenigen Wochen bestätigt, dass die Radverkehrsanlagen entlang der St. Petersburger Straße eine wichtige Verbindung in Nord-Süd-Richtung hin zur Universität sind und von vielen Radfahrern genutzt werden. Eine abgepollerte Radspur, wie sie der ADFC geforderte hatte, lehnte er indes ab. Abhilfe durch eine Pollerreihe, die das Öffnen von Kfz-Türen ohne Schulterblick verhindern soll, ließe sich dadurch nicht erzeugen, so Schmidt-Lamontain (Grüne). Auch das Aus- und Einparken von Autos wäre behindert. Zur Realisierung eines Radweges müsste eine Autospur eingezogen werden, was aufgrund des hohen Autoverkehrs nicht umsetzbar sei.

Unfälle mit Radfahrern, die gegen plötzlich geöffnete Autotüren stoßen, sind keine Seltenheit. Erst im Juni erlitt eine 39-Jährige in Leipzig dabei schwere Verletzungen. Im Dezember 2017 starb ein 77-Jähriger in Berlin, als ein Taxi die Tür öffnete. Nun gibt es die erste Tote in Dresden durch diese Problematik.

Der ADFC zählt Radwege neben Parkspuren zu den fünf größten Risiken für Radfahrer und verweist darauf, dass Radler möglichst einen Meter Abstand zu den parkenden Autos halten sollten. „Doch damit geraten sie sehr dicht an die Fahrspuren der St. Petersburger Straße. Autos fahren dann mit sehr kleinem Abstand an ihnen vorbei“, sagt Nils Larsen vom Dresdner ADFC. Er verweist auf eine Berliner Initiative, die gerade gestartet ist. Dort werden gerade die Räder von 80 Teilnehmern mit Sensoren ausgestattet, um zu messen, wie dicht die Autos an Radfahrer herankommen. Damit soll eine Karte mit den gefährlichsten Straße erstellt werden.

Das Straßen- und Tiefbauamt will erst den offiziellen Unfallbericht der Polizei auswerten. Erst dann könnte über mögliche Konsequenzen beraten werden.