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Gefahr für Radler am Schillerplatz

Fehlende Radwege und zu enge Straßen: Die Stadt will jetzt Pläne vorlegen, um die wichtige Kreuzung zu entschärfen.

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© Jörn Haufe

Von Tobias Wolf

Wer als Radfahrer täglich über den Schillerplatz muss, der weiß: Vergnügungssteuerpflichtig ist das nicht. Vielfahrer bemängeln, dass sich die Bedingungen dort fast nur am Bedarf des Autoverkehrs orientieren. Seit Anfang 2010 gibt es einen Beschluss des Stadtrates, den Schillerplatz aufzuwerten und die Sicherheit von Radlern rund ums Blaue Wunder zu verbessern. Passiert ist bislang nichts. Doch jetzt scheint das Rathaus aufgewacht zu sein. Innerhalb der nächsten sechs Monate will die Stadt ein Konzept vorlegen – über fünf Jahre nach der ersten Initiative. Die Sächsische Zeitung zeigt die gravierendsten Probleme.

Spießrutenlauf auf dem Blauen Wunder im Berufsverkehr

Dicht an dicht rollt die Blechlawine vor allem zu den Stoßzeiten über das Blaue Wunder. Eine Spur in Richtung Loschwitz, zwei zum Schillerplatz. Radwege gibt es nicht. Pedalritter haben keine Wahl, als im Berufsverkehr mitzufahren. Zwar gelten auf der Brücke Tempo 30, doch halten sich Autofahrer offenbar nur selten daran, wie Margit Haase beklagt, die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen im Stadtrat. So habe die Stadt bereits Testmessungen durchgeführt, bei der sich 90 Prozent der Autofahrer nicht an die Geschwindigkeit hielten. „Es scheint, als sollten Radfahrer dort am besten gar nicht auftauchen oder die Gehwege auf der Brücke nutzen“, sagt Haase. Dort sind sehr viele Fußgänger unterwegs. „Da gibt es immer wieder Konflikte.“ Für Konrad Krause vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) ist das keine Alternative. „Das Blaue Wunder ist für Radfahrer wichtig, weil es in Richtung Osten keine weitere Elbquerung im Stadtgebiet gibt.“

Markierte Schutzstreifen zu beiden Seiten der Fahrbahn mit nur zwei Spuren für Autos wären die Ideallösung, so Krause. Denn die Schutzstreifen dürften auch von größeren Fahrzeugen wie den Bussen der Verkehrsbetriebe oder von Stadtrundfahrten mit genutzt werden, solange kein Radler darauf fährt.

Diskutiert wird darüber seit Jahren. Außerdem hat sich der Radverkehr Krause zufolge in Dresden seit 1991 fast verdreifacht. „Dabei sollten nach der Eröffnung der Waldschlößchenbrücke die anderen Brücken entlastet werden“, sagt Grünen-Rätin Margit Haase. „Diese Spielräume sollte das Rathaus jetzt endlich nutzen.“

Kein Platz auf Tolkewitzer Straße und Naumannstraße

„Für Radfahrer, die aus Tolkewitz kommen und in die Innenstadt wollen, ist es praktisch unmöglich, sicher über den Schillerplatz zu kommen“, beklagt Carsten Biesok. Ähnliches gelte für die Naumannstraße aus der Gegenrichtung. Der 45-jährige FDP-Ortsbeirat ist passionierter Radfahrer. „Man ist als Verkehrsteilnehmer gar nicht vorgesehen und muss im fließenden Verkehr mitschwimmen“, sagt Biesok. Fußwege seien zu schmal. Gefährlich ist es auch im Abschnitt zwischen Kretzschmarstraße und dem Schillerplatz. Dort müssen sich Radler auf der linken Spur einordnen und dabei die Bahngleise passieren, deren Einfassungen bröckeln. Stürze seien programmiert, so Biesok. Die Verkehrsbetriebe wollen die Stelle prüfen. Falls es schlimmer werde, soll dort repariert werden.

Das Nadelöhr Hüblerstraße darf nur in eine Richtung befahren werden

Manfred Dreßel nutzt oft die Hüblerstraße, wenn er auf die andere Elbseite ins heimische Wachwitz will. Allerdings nur schiebend auf dem Fußweg, denn Radler dürfen sie in Richtung Schillerplatz nicht passieren. „Viele fahren deshalb illegal entgegen der Einbahnstraße“, sagt der 72-Jährige. „Weil man auf dem Fußweg Fußgänger stört.“ Familien mit Kinderwagen, Rentner mit Rollatoren oder Kunden, die einkaufen wollen. „Eine extra ausgewiesene Fahrradspur wäre für die Hüblerstraße eine echte Verbesserung“, sagt Dreßel. Doch diese Idee gefällt nicht jedem, weil dafür ein Parkstreifen entfallen müsste. Der Blasewitzer Ortsbeirat ließ Ende letzten Jahres einen entsprechenden Antrag der Grünen durchfallen. Schillergalerie-Chefin Jana Betscher versteht die Radler, hat aber Bedenken. „Die Verkehrssituation ist für alle nicht befriedigend“, sagt sie. „Fällt aber ein Parkstreifen weg, haben die Einzelhändler in der Hüblerstraße weniger Kunden.“

Einziger legaler Weg durch die Haltestelle auf der Loschwitzer Straße

Gebetsmühlenartig verweist das Rathaus auf die Loschwitzer Straße und preist die Haltestellendurchfahrt als sichere Alternative für Radler an, weil es sonst keine gibt, ohne im dicksten Autoverkehr zu landen. Für Margit Haase von den Grünen ist das keine Empfehlung. „Wer mit Kindern radelt und dort durch muss, muss eine erhöhte Sturzgefahr wegen der Schienen in Kauf nehmen“, sagt sie. „Sobald dort mehrere Bahnen durchfahren, wird es sehr eng.“ Oder es herrscht Stillstand, wenn sie auf beiden Seiten halten.

Wie die Stadt die Sicherheitsprobleme von Radfahrern am Schillerplatz lösen will, ist unklar. Die Kreuzung müsse als Ganzes betrachtet werden, sagt Straßenbauamtschef Reinhard Koettnitz. Am Ende müsse der Stadtrat entscheiden.