Döbeln
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Gegangen, um zu bleiben

Drei frühere Akteure der Männer der HSG Neudorf/Döbeln spielen seit dieser Saison in Weinböhla. Wie ist es ihnen dort ergangen?

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Erik Riedel war einst bester Torschütze bei der HSG Neudorf/Döbeln. Auch für seinen neuen Verein trifft er regelmäßig, ist zum Stammspieler aufgestiegen.
Erik Riedel war einst bester Torschütze bei der HSG Neudorf/Döbeln. Auch für seinen neuen Verein trifft er regelmäßig, ist zum Stammspieler aufgestiegen. © Dirk Rostig

Von Dirk Rostig

Des einen Freud, des anderen Leid. In der aktuellen Saison läuft es für die HSG Neudorf/Döbeln nicht rund. Nach 15 Spieltagen trägt die Spielgemeinschaft die dunkelrote Laterne und steht mit nur zwei Zählern auf dem letzten Tabellenplatz (12., 2:28 Punkte). 

Sicher ein Grund: Im Sommer verließen insgesamt sechs Spieler die HSG, drei davon wechselten zum Aufsteiger und damit Ligakonkurrent HSV Weinböhla. Dieser freute sich über die Verstärkung und befindet sich auf dem besten Weg zum Klassenerhalt (10., 10:20 Punkte).

Eine Zeit voller Ungewissheiten

Neben Goalgetter Erik Riedel, der erfolgreichste Döbelner Torschütze der Vorsaison (115 Tore in 20 Spielen), verließen auch Tormann Gino Löffler und Kreisspieler Gianluca Herrmann den Verein Richtung Landkreis Meißen. „Für uns war es echter Glücksgriff, dass wir als Aufsteiger gleich drei Spieler mit Sachsenliga-Erfahrung gewinnen konnten“, so Weinböhlas Co-Trainer Nils Gäbler.

Die ungewisse Situation – die HSG hing im Tabellenkeller fest, gleichzeitig stand lange Zeit nicht fest, wie viele Absteiger es aus der Sachsenliga geben wird – sorgte für turbulente Wochen an der Mulde. Drei Spieltage vor Saisonende wurde Trainer Thomas Schneider entlassen, auf ihn folgte Helmut Herrmann. Dieser holte in den letzten drei Partien allerdings auch keinen Punkt. Dennoch konnte die HSG aufgrund des geglückten Klassenerhalts des HC Elbflorenz in Liga 2, dem so möglichen Aufstieg der zweiten Mannschaft in die dritte Liga und dadurch in letzter Konsequenz kein weiterer Absteiger aus der Mitteldeutschen Oberliga als Sachsenliga-Zehnter, die Klasse halten.

Doch die schwierige Zeit überstand Mannschaft und Verein nicht gänzlich, intern gab es Querelen. Döbelns Trainer Thomas Schneider, der nach dem kurzen Zwischenspiel von Helmut Herrmann seit Sommer wieder auf der Trainerbank sitzt, hat den Klassenerhalt für diese Saison ausgerufen. Mit der Maxime „Aus den kleinen Möglichkeiten das Maximale rausholen“ sind die HSG-Männer genau wie die Weinböhlaer Männer in die Saison gestartet, bei beiden Teams geht es um den Verbleib in Sachsens höchster Spielklasse.

Gino Löffler wohnt nach wie vor in Döbeln, hat als Torwart in Weinböhla Fuß gefasst.
Gino Löffler wohnt nach wie vor in Döbeln, hat als Torwart in Weinböhla Fuß gefasst. © O. Ronicke

„Zu keinem Zeitpunkt bereut“

Zweimal standen sich die beiden Vereine bisher gegenüber. Im Hinspiel Anfang November merkte man auch deutlich die Brisanz zwischen beiden Mannschaften. Keiner konnte sich deutlich absetzen bzw. einen Vorsprung halten. Erst zwei Sekunden vor Abpfiff erzielte Weinböhla den Siegtreffer zum 27:28-Endstand. Mitte Dezember trafen sie im Rahmen des Landskron-Pokal erneut aufeinander. Auch diese torreiche Partie ging an Weinböhla (35:32/H). Am Samstag, 7. März, folgt dann in der Weinböhlaer Nassauhalle der dritte und vorerst letzte Vergleich.

Nicht nur sportlich, auch neben dem Feld sind die drei Döbelner in Weinböhla keine gänzlich Unbekannten. Mit Danny Nyugen und Tommy Schurzmann stehen bereits zwei ehemalige Mittelsachsen im Weinböhlaer Aufgebot.

„Mit Danny und Tommy spielen zwei meiner besten Freunde beim HSV. Ich wollte unbedingt mit den beiden wieder zusammenspielen, das hat mich schlussendlich vom Wechsel überzeugt“, so Erik Riedel. Aber er ergänzt gleichzeitig: „Auch die unsichere Situation in Döbeln – Wer wird Trainer? Wie sieht der Kader aus? In welcher Liga spielen wir? – trug natürlich dazu bei.“

Den Schritt nach Weinböhla hat er zu keinem Zeitpunkt bereut. „Ich bin froh, dass ich von Beginn an so viel Spielzeit bekomme, mich als Stammspieler etablieren konnte. Trainer Martin Kovar fordert und fördert, bringt mir viel Vertrauen entgegen.“ Selbstkritisch gibt der 25-Jährige aber auch zu: „Ich bin noch nicht da, wo ich sein möchte. Ich möchte eine Konstanz in meiner Leistung erreichen und auch abrufen können.“ Riedel ist sich sicher, dass es für Weinböhla mit dem Klassenerhalt reicht. „Es macht Spaß, ein Teil der Mannschaft zu sein. Es gibt keine Grüppchen, jeder kommt mit dem anderen klar. Auch durch die Aktivitäten außerhalb der Halle rücken wir alle nochmal näher zusammen, der Teamgeist stimmt einfach“, so der ehemalige Döbelner weiter.

Die räumliche Umstellung klappte ohne Probleme. „Anfangs konnte ich mich mit Gino und Gianluca reinteilen, das war okay. Und jetzt, wo ich nach Dresden gezogen bin, haben wir ebenfalls eine Fahrgemeinschaft und der Weg ist deutlich kürzer.“

Auch Gino Löffler bereut den Schritt nach Weinböhla nicht. Der Torhüter wohnt als einziger Spieler in Döbeln. „Da ich vorher in Zwenkau gespielt habe und so drei Jahre zwischen Döbeln und Leipzig gependelt bin, ist die Fahrt nach Weinböhla nun auch kein größerer Aufwand für mich“, so der Torhüter. Auch er ist schnell und sehr gut in der Mannschaft angekommen und aufgenommen worden. 

Dabei war er gleich von Anfang an gefordert: „Leider hat sich mein Torhüterkollege in der Saisonvorbereitung verletzt, so dass ich mich gleich von Beginn an beweisen musste.“ Für Co-Trainer Nils Gäbler sind die beiden Torhüter Gold wert: „Tomas und Gino sind vom Typ her unterschiedlich und ergänzen sich prima.“

Im Gegensatz zu Erik Riedel und Gino Löffler muss der dritte Ex-Döbelner pausieren. Gianluca Herrmann zog sich in der Saisonvorbereitung ein Kreuzbandriss zu. Die Operation war erst im Dezember, und er wird leider die komplette Saison ausfallen. Doch: „Die Reha verläuft super und ich werde voraussichtlich zur neuen Saison wieder voll ins Mannschaftstraining einsteigen“, so der 24-Jährige, der dennoch bei fast jeder Trainingseinheit dabei ist und sich Stück für Stück zurückkämpft.

Gianluca Herrmann ist aktuell der „Pechvogel“ des Trios und fällt wegen Verletzung bis Saisonende aus.
Gianluca Herrmann ist aktuell der „Pechvogel“ des Trios und fällt wegen Verletzung bis Saisonende aus. © O. Ronicke

Gute Entscheidung

Die Entscheidung, nach Weinböhla zu wechseln, bereut keiner der drei. „Das Projekt in Weinböhla rund um die Mannschaft hat mich interessiert. Zudem war ich positiv von der Einstellung, dem Teamgeist und der Mannschaft überrascht“, so Gianluca Herrmann, und er ergänzt wohl stellvertretend für alle: „Ich glaube, wir können uns unter Trainer Martin Kovar als Mannschaft und individuell sehr gut weiterentwickeln.“ 

Alle drei Spieler attestieren ihm ein „facettenreiches und anspruchsvolles Training“. Mit einem Augenzwinkern verweist Riedel vor allem auf die Vorliebe für den kleinen Kraftraum in der Weinböhlaer Halle. Auch das Trainergespann um Kovar, Inhaber der A-Lizenz, und Nils Gäbler, das die Mannschaft seit 2014 betreut, bestätigt das: „Alle drei haben sich sofort in die schon bestehende Mannschaft eingelebt.“ Und das ist bei dem 20 Spieler umfassenden Kader keine Selbstverständlichkeit. 

Dennoch, so Riedel, hat er sich nie als „der Neue“ gefühlt. Und Herrmann ergänzt: „Untereinander besteht auf den einzelnen Positionen vielleicht ein gewisser Konkurrenzkampf, doch der ist gesund und wir fördern uns so gegenseitig. Denn am Ende gewinnen oder verlieren wir als Team.“

Auch neben dem Spielfeld haben die drei Positives zu berichten. „Die Zuschauer in Weinböhla sind wirklich klasse, man wird wertgeschätzt. Als ich mich Ende letzten Jahres verletzt habe und ausfiel, wurde nachgefragt, sich gekümmert. Auch die Nähe zu den Fans ist irgendwie anders“, so Erik Riedel. 

Der Stammspieler ergänzt: „Und natürlich ist es ein gutes Gefühl, wenn man auch bei Auswärtspartien so lautstark mit Trommeln unterstützt wird.“ Und auch Löffler stellt fest: „Wie Döbeln ist auch Weinböhla ein eher familiärer Verein. Zu den Heimspielen ist die Halle immer voll und die Stimmung besonders.“

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