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Gegen den Strom

Neben dem ICM leitet Falk Müller nun auch die Städtischen Dienste. Das ist vor allem eine Rechenaufgabe.

Von Daniel Krüger
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„Wasser, Sport, Erholung.“ Unter diesem Motto möchte Falk Müller ein Gesamtkonzept für die Städtischen Dienste entwerfen, das Touristen lockt und die Meißner zufriedenstellt.
„Wasser, Sport, Erholung.“ Unter diesem Motto möchte Falk Müller ein Gesamtkonzept für die Städtischen Dienste entwerfen, das Touristen lockt und die Meißner zufriedenstellt. © Claudia Hübschmann

Meißen. Kurze Haare, Hemd, ein Strahlen auf dem Gesicht. So begrüßt der neue Chef, der seit Dezember die Verantwortung für die Städtischen Dienste übernommen hat, Reporter und Fotografin in seinem Büro. Das liegt direkt über der Schwimmhalle des Wellenspiels, bis zur Empore mit Ausblick auf die Schwimmbecken ist es nur ein Katzensprung.

Ein angenehmer Arbeitsplatz, möchte man meinen, und doch liegen eine ganze Menge neuer Aufgaben vor Falk Müller. Neben dem Familienbad an der Berghausstraße ist der 35-Jährige auch für den Aufzug am Burgberg, die öffentliche Toilette am Kleinmarkt und das Innovationszentrum im Triebischtal zuständig. 

Das ICM leitet er bereits seit 2016. Damals, als der vorherige Geschäftsführer Jürgen Vater in den Ruhestand ging, entdeckte Müller die Stellenausschreibung und beschloss, sich zu bewerben.

Der gebürtige Riesaer, der mit seiner Frau und seinem 5-jährigen Sohn noch immer in seinem Geburtsort wohnt, studierte zunächst Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Mittweida. Hier spezialisierte er sich auf Personalmanagement und Logistik. „Ich hatte schon immer gern mit Menschen zu tun, finde das spannend“, erklärt Müller.

Durch den Zivildienst bei den Johannitern kam es dazu, dass er nach dem Diplomabschluss schließlich im Regionalvorstand der Unfallhilfe landete. Bis heute engagiert er sich dort ehrenamtlich. „Irgendwann wollte ich mich umorientieren, weil mich eine neue Branche immer reizte“, sagt Müller. 

Er bekam die Stelle im ICM und wurde vor allem durch das wenige Personal gefordert. „Wir sind im ICM nur drei Mitarbeiter. Es gibt einen Kollegen für die Technik, eine Kollegin für die Buchhaltung und Finanzen und mich. Da muss man sich gut aufeinander verlassen können.“

Weil er nur teilzeitbeschäftigt war, gab er zusätzlich Unterricht an einer Dresdner Akademie. Ein hohes Pensum und viel Pendelei, das seine Frau, eine Lehrerin, aber nicht störte. „Sie kennt mich und weiß. dass so ein Arbeitstag bis 16 Uhr absolut nichts für mich wäre“, lacht Müller.

Er stelle sich bei neuen Jobs – ganz der Manager – immer die Frage, ob die Strukturen noch auf die heutige Zeit passen. So auch beim ICM, ein alter DDR-Bau, den Müller energetisch sanieren möchte. Neben dem abgeschlossenen Glasfaserausbau, ein Projekt, das ihn viele Nerven kostet. „Wir haben Fördermittelanträge gestellt, aber das ist keine schnelle Sache, da braucht man Beharrlichkeit“, sagt Müller.

Ganz allgemein scheint ihn die Frage nach guten Energiekonzepten nicht loszulassen, denn seit Dezember muss er auch für die Erhaltung des Wellenspiels kämpfen, das hohe Heiz- und Stromkosten verschlingt. 

Der Zuschuss der Stadt von rund einer Million Euro im Jahr ist gerade so berechnet, dass mit den Einnahmen durch Eintrittsgelder eine Schwarze Null in der Bilanz steht. Deshalb will sich Müller in einem ersten Schritt mit einem Energieberater zusammensetzen und über nachhaltigere Techniken sprechen. Um sich in die allgemeine Thematik einzuarbeiten, hat er zudem engen Kontakt mit dem ehemaligen Leiter Karl-Heinz-Gräfe.

Nach bekannt werden der Ruhestandspläne Gräfes, hatte Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) Müller den Job als Geschäftsführer der Städtischen Dienste angeboten. Nach der Zusage arbeitete Gräfe Müller über ein halbes Jahr intensiv ein. „Ich bin ja kein Bäderfachmann“, sagt Müller lachend. Durch gute Teamarbeit stecke er jetzt tief in der Materie.

Dem 35-Jährigen ist bewusst, dass seine Aufgabenfelder in Meißen kontrovers diskutiert werden. Besonders die häufigen Pannen am Burgbergaufzug ärgern die Bürger. Müller unterstützt deshalb, dass am Aufzug gerade Fernwartungskameras installiert werden und hofft künftig auf Dauerbetrieb ohne Personal. 

Beim Thema Freibad hingegen sind ihm zum Teil die Hände gebunden. „Gerade laufen ja Konzepterarbeitungen, aber letztlich entscheidet die Politik“, sagt Müller. Er zumindest könnte sich vorstellen, dass die SDM auch dort Betreiber wären. „Das hätte sicherlich Charme, muss sich aber auch rechnen.“