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Geheimnisvolle Botschaften

In Riesa tauchten Schmierereien an Hauswänden auf – einige davon in arabischer Sprache. Das rief jetzt auch eine rechte Partei auf den Plan.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Die Spur der Schmierfinken zieht sich von der Stadthalle Stern die Großenhainer Straße entlang. Auf mindestens 17 Grundstücken hatten die Täter in roter und gelber Farbe ihre kryptischen Botschaften hinterlassen. Kurz nach dem Vorfall sprach die Polizei von einem Sachschaden von mindestens 5 000 Euro. Damals waren aber noch nicht alle Schmierereien gemeldet worden. Aktuell heißt es, eine Gesamtschadenssumme liege bisher nicht vor.

Die Schmierereien riefen nun auch die NPD auf den Plan. Denn neben vulgären Sprüchen und Wortfetzen auf Deutsch tauchten an einigen Stellen auch arabisch aussehende Schriftzeichen auf. Der NPD-Kreisverband schlussfolgert daraus: Die Schmierereien stammten „offenbar von Asylanten aus dem arabischen Raum“, wie es am Donnerstagabend in einer Mitteilung der rechtsextremen Partei hieß. Stadtverwaltung und Polizei seien deshalb aufgefordert, „die arabischsprachigen Zeilen im Hinblick auf mögliche islamistische Botschaften zu entschlüsseln“.

Das ist allerdings längst passiert. Wie Polizeisprecher Thomas Geithner auf Anfrage mitteilt, habe man die Zeichen mit Hilfe eines Dolmetschers übersetzt. „Oder zu übersetzen versucht, denn auch für ihn war nicht alles entzifferbar“, erklärt Geithner. Im Hinblick auf den Inhalt gibt der Polizeisprecher aber dennoch Entwarnung: „Es handelt sich um zusammenhanglose Formulierungen, die inhaltlich keine Straftat darstellen. Wenn die Worte überhaupt einen Sinn ergeben, dann am ehesten als verworrene, obszöne Liebesbekundungen.“ Politische Botschaften oder gar Aufrufe zu Straftaten seien jedenfalls nicht darin enthalten, so Geithner.

Zum genauen Inhalt der Schrift schweigt die Polizei. Eine Übersetzerin aus Dresden erklärt auf Anfrage, die Handschrift sei schwer leserlich. Auf einem Stück der Wand stehe jedenfalls sinngemäß „Rückkehr nach Syrien“. Das bestätigen auch zwei syrische Muttersprachler, die die SZ zu den Fotos befragt hat. Eine der Inschriften lasse sich etwa mit „Tschüss Rassismus, ich kehre nach Syrien zurück“ übersetzen. Ein weiterer Satz bedeute übersetzt „Ich liebe dich“, danach folge ein Name. An anderen Stellen haben selbst die Asylbewerber Probleme mit dem Entziffern: „Da steht: ‚Ich möchte ... Riesa.‘ Aber das dritte Wort kann ich nicht lesen. Die Wörter sind so schlecht geschrieben“, sagt einer. Beiden ist es nach eigenen Aussagen peinlich, dass sich offenbar einer ihrer Landsmänner so daneben benommen hat. „Ich habe das auch schon gesehen, das hat mich so geärgert“, sagt einer von ihnen. Seinen Freunden sei es genauso gegangen.

Ganz so einfach ist die Sache aber auch nicht. Den mutmaßlichen Tätern ist die Polizei offenbar bereits auf der Spur. „Im Fokus der Ermittler steht ein polizeibekanntes Trio aus Riesa“, sagt Polizeisprecher Thomas Geithner. Demnach handle es sich um eine Frau und zwei Männer im Alter von 19 Jahren. Einer der Männer stamme aus Syrien, bei den anderen beiden handle es sich um Deutsche. Die drei hätten „ihre Schmierereien zum Teil selber signiert“, so der Polizeisprecher. Die Tatverdächtigen würden sich demnach wegen des Verdachts der gemeinschädlichen Sachbeschädigung verantworten müssen.