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Gehen oder bleiben?

Riesas Stadträte müssen sich Gedanken machen, ob sie 2019 wieder antreten. Parallel formiert sich eine neue Kraft.

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© Eric Weser

Von Britta Veltzke

Riesa. Nicht mal mehr ein Jahr bleibt bis zu den nächsten Stadtratswahlen. Einen fixen Termin gibt es noch nicht. Traditionell geben die Sachsen gleichzeitig ihre Stimme für die Mitglieder des Europäischen Parlamentes und ihrer Stadträte ab. Beide werden alle fünf Jahre gewählt. Die Europawahl findet am 26. Mai statt. Die SZ hat sich schon mal umgehört, wer sich in Riesa noch mal aufstellen lassen will – und wer sonst so in den Startlöchern sitzt.

Das derzeit älteste Mitglied des Stadtrats, Manfred Kuge, will noch mal für die SPD ins Rennen gehen.
Das derzeit älteste Mitglied des Stadtrats, Manfred Kuge, will noch mal für die SPD ins Rennen gehen. © Sebastian Schultz
CDU-Stadträtin Inge Reinacher möchte noch in diesem Jahr aus dem Stadtrat ausscheiden.
CDU-Stadträtin Inge Reinacher möchte noch in diesem Jahr aus dem Stadtrat ausscheiden. © Sebastian Schultz
Dirk Haubold (Freie Wähler) macht eine weitere Kandidatur von seinem Arbeitsort abhängig.
Dirk Haubold (Freie Wähler) macht eine weitere Kandidatur von seinem Arbeitsort abhängig. © Sebastian Schultz
Christian Nowotny (Die Linke) ist die Lust auf die Stadtratsarbeit etwas vergangenen.
Christian Nowotny (Die Linke) ist die Lust auf die Stadtratsarbeit etwas vergangenen. © Sebastian Schultz

CDU-Youngster bleibt dabei

Die CDU, um Fraktionsvorsitzenden Helmut Jähnel, will sich erst nach der Sommerpause entscheiden, wen sie ins Rennen schickt. Einzelne Aussagen sind aber bereits durchgesickert. So will der Youngster der Fraktion, Steffen Krechlak, wieder antreten. Mit Ende 20 ist er mit Abstand das jüngste Mitglied der Fraktion – und des gesamten Stadtrates. Als stellvertretender Fraktionschef ist er von Anfang an mit einem vertrauensvollen Amt ausgestattet worden. Bei der kommenden Wahl dürfte er gute Chancen auf einen sicheren Listenplatz haben. Zu den Urgesteinen gehört Kurt Hähnichen. Der 70-Jährige will ebenfalls noch mal antreten. Ob ihm die CDU aber auch einen aussichtsreichen Platz anbietet, ist unklar. Schließlich ist er kein Parteimitglied – andererseits aber sehr bekannt und damit ein Garant für viele Stimmen. Ohne einen Moment zu überlegen ist auch Friedhelm Preuß bereit, ein weiteres Mal zu kandidieren. „Wenn ich gebraucht werde, bin ich da“, so der 73-Jährige. Inge Reinacher (71 Jahre) hingegen will den Stadtrat altersbedingt noch in diesem Jahr verlassen.

Die Linke dürfte mindestens einen Kollegen verabschieden

Fraktionschefin Uta Knebel tritt wieder an. Sie hofft, dass in der nächsten Legislaturperiode wieder mehr Fahrt in die Stadtratsarbeit kommt. Derzeit verfügt die CDU über eine komfortable Mehrheit. Die kleineren Fraktionen können mit eigenen Ideen wenig ausrichten, wenn sie damit keinen Gefallen bei der CDU finden. Noch nicht entschieden haben sich hingegen Barbara Richter, Jens Zoppa sowie die beiden langjährigen Stadträte Sonja György und Volker Thomas. Mit Unterbrechungen sind beide seit 1990 im Stadtrat. Volker Thomas findet, dass er bereits sehr viel seiner Lebenszeit „für die Gesellschaft und auch konkret für die Stadt Riesa eingesetzt“ habe. Doch ausschließen möchte er eine erneute Kandidatur auch nicht. Wer derzeit dazu tendiert aufzuhören, ist Christian Nowotny. In seiner zweiten Legislaturperiode habe er den Eindruck, mit seinen Ideen, etwa nach mehr Freizeitmöglichkeiten für junge Leute, auf Unverständnis zu stoßen.

Riesas ältester Stadtrat will noch mal für die SPD antreten

Fraktionsvorsitzender und SPD-Ortsvereinschef Andreas Näther tritt noch mal an. Aktuell arbeitet er mit zwei Fraktionskollegen zusammen, die keine SPD-Mitglieder sind: der mit 76 Jahren älteste Stadtrat Manfred Kuge sowie Hannes Keuerleber. Beide wollen 2019 erneut antreten.

Fraktionschef von Freien Wählern und Bürgerbewegten wäre wieder dabei

Fraktionsvorsitzender Stefan Schwager will seine Arbeit gern fortführen. Er und Dirk Haubold (Freie Wähler) wurden 2014 mit hoher Zustimmung gewählt. Haubold hat Riesa inzwischen wegen einer neuen Arbeitsstelle im Erzgebirge verlassen. Er hat bereits angekündigt, dass er nicht wieder antritt, wenn er dort bleibt. Dies ist allerdings noch nicht sicher. Ebenfalls noch nicht entschieden hat sich der Verwaltungsexperte Wilfried Brendel (Bürgerbewegung). Mit Carina Thiel und Matthias Kirsten hat die Fraktion im Laufe der Legislaturperiode gleich zwei Mitglieder verloren. Thiel aus Altriesa, die sich seitdem fraktionslos durchschlägt, möchte wieder kandidieren. Matthias Kirsten sitzt inzwischen in den Reihen der CDU, ist aber nach wie vor Mitglied der Bürgerbewegung. Ob er noch mal antritt und wenn ja, auf welchem Ticket, ist noch unklar.

Rechtsextreme NPD mit mindestens zwei Kandidaten

Die beiden Mitglieder der rechtsextremen NPD, Jürgen Gansel und Michaela Steinert, werden erneut antreten. Das hat Gansel bereits angekündigt. Steinert ist seit 2014 dabei, Gansel seit 2009.

FDP-Stadtrat fühlt sich bei der CDU besser aufgehoben

FDP-Stadtrat Christian Thielemann sitzt in den Reihen der CDU-Fraktion. Bei der nächsten Wahl will er erneut antreten, jedoch nicht mehr für die Liberalen. Mit der FDP-Ortsgruppe habe er nichts mehr zu tun. „In der Fraktion der CDU fühle ich mich sehr gut aufgehoben.“ Die FDP in Riesa um Sven Borner will 2019 mit einem eigenen Team antreten.

AfD bereitet sich auf den Einzug in den Riesaer Stadtrat vor

Bei der letzten Kommunalwahl war die AfD noch vergleichsweise unbekannt – beziehungsweise fuhr sie damals mit ihrer Anti-Euro-Politik noch einen anderen Kurs. In Riesa war und ist die rechtspopulistische Partei bislang eher unauffällig. Das soll sich laut dem Landesverband nun aber ändern. „Seit dem Frühjahr gibt es eine Riesaer Regionalgruppe“, sagt Mario Assmann. Gerade sei man auf der Suche nach einem geeigneten Parteibüro in Riesa. Eine Versammlung, bei der die Liste für die Kommunalwahl 2019 zusammengestellt wird, sei für die Zeit nach der Sommerpause geplant, so Mario Assmann. Eine Kandidatur fest vorgenommen hat sich der Neu-Riesaer Joachim Wittenbecher. Wenn die AfD so viele Stimmen bekommt wie bei der letzten Bundestagswahl in Riesa (rund 30 Prozent), würde sie mit etwa neun Kandidaten in den Riesaer Stadtrat einziehen. Die Kräfteverhältnisse würde das kräftig durcheinanderwürfeln.