Von Maik Brückner
Die Geisinger werden Verhandlungen mit der Stadt Altenberg aufnehmen, um eine Eingemeindung auszuhandeln. Das beschloss der Stadtrat am Donnerstagabend mit acht Ja-Stimmen. Drei Räte stimmten dagegen, vier enthielten sich. Zuvor lehnte eine Mehrheit (acht Stimmen) die Aufnahme von Gesprächen mit Glashütte ab. Nur sechs Räte stimmten dafür, ein Rat enthielt sich.
Damit hat der Geisinger Stadtrat eine seit Jahren schwelende Diskussion vorerst beendet. Der Abstimmung ging eine lebhafte Debatte in der voll besetzten Aula der Mittelschule voraus. Gut 100 Bürger nutzten die Chance, sich in der Bürgerfragestunde des Stadtrates zu äußern. Einige zeigten sich überrascht über den Zeitplan, denn die Eingemeindung soll bereits zum 1.Januar 2011 stattfinden. Bürgermeister Frank Gössel (CDU) nannte dafür zwei Gründe: Zum einen forciert der Freistaat Sachsen eine Gemeindegebietsreform. „Städte und Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohner haben dann keine Chance“, sagt er. Geising hat etwas mehr als 3100 Einwohner. Zum anderen habe die Stadt in den vergangenen Jahren Schulden von rund 2,2 Millionen Euro angehäuft. Mit seinen regulär zu bedienenden Krediten steht Geising mit rund fünf Millionen in der Kreide. „Wir sind finanziell am Ende“, sagte Gössel.
Das war vor allem für die Lauensteiner das Argument für ein Zusammengehen mit dem als finanzstark geltenden Glashütte. „Ich war schon immer fürs Geld“, bekannte Udo Schöne aus Lauenstein. Ähnlich argumentierte Ortsvorsteher Siegfried Rinke: „Aus zwei Armen wird noch kein Reicher“, sagte er. Viele Geisinger, die die Mehrheit der Besucher stellten, sahen das anders. Viele betonten vielmehr die enge Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Tourismus und des Sports.
Keine leichten Verhandlungen
Michael Müller, früher selbst Stadtrat, bedauerte, dass man die Eingemeindung nicht schon früher angegangen sei. Jetzt sollte der Blick nach vorn gerichtet werden – denn die Zukunft der beiden Städte liegt im Tourismus. Auch Petra Oertel hätte sich eine frühere Eingemeindung nach Altenberg gewünscht. Für diese sprach sich auch der CDU-Ortsverband aus, wie dessen Vorsitzende Regine Klapczynski erklärte. Viele Besucher quittierten das mit Applaus.
Andere Bürger gingen auf die finanziellen Möglichkeiten Glashüttes ein. Niemand wüsste, wie sich die wirtschaftliche Lage der Uhrenindustrie entwickelt. „Geld ist vergänglich“, meinte ein Besucher. Und Jens Oertel gab zu bedenken, dass es ungewiss ist, wie viel Geld von Glashütte letztlich nach Geising fließen werde. Andere Redner zweifelten, dass Glashütte in der Lage sein werde, den Tourismus in Geising zu vermarkten und den Winterdienst zu organisieren.
Ein paar Besucher schlugen auch nachdenkliche Töne an, so Frika Fischer aus Liebenau. Sie sei unschlüssig, wer der bessere Partner sei. Aus ihrer früheren Stadtratstätigkeit wisse sie aber, dass manche Verhandlungen mit Altenberg nicht gerade leicht gewesen waren.
Nach dem regen Austausch über das Für und Wider gab es für die meisten Räte keinen Anlass, ihre Meinung kund zu tun. Lediglich der stellvertretende Bürgermeister Peter Nestler (CDU) erklärte sich vor der Abstimmung. Altenberg und Geising haben „gleiche Interessenlagen“. So sahen es dann wohl auch die meisten seiner Kollegen.