Vier Tipps zum Sparen in der Apotheke

Rezeptfreie Erkältungs- und Schmerzmedikamente sind die Renner in deutschen Apotheken. 117 beziehungsweise 106 Millionen Packungen wurden davon verkauft, geht aus einer Statista-Erhebung aus dem Jahr 2020 hervor. „Die Kunden werden dabei stark von der TV-Werbung beeinflusst“, sagt Michaela Penz, Inhaberin der Herz-Apotheken in Chemnitz.
Dabei könnten viele der gewünschten Markenpräparate durch günstigere Alternativen ersetzt werden. In diesem Punkt sieht sie auch den klaren Vorteil der örtlichen Apotheken gegenüber dem Internethandel. „Im Beratungsgespräch können wir die konkreten Beschwerden der Kunden erfragen. Oft ist dann ein anderes Arzneimittel viel besser geeignet als das, was sie in der Werbung gesehen haben.
Penz empfiehlt preisbewussten Kunden, in der Apotheke auch direkt nach kostengünstigen Arzneimitteln zu fragen. Denn die Preise für freiverkäufliche Arzneimittel kann die Apotheke selbst festlegen. „Der Hersteller gibt eine Empfehlung für den Verkauf ab, bei dem auch unsere Nebenkosten wie Gehälter der Beschäftigten und Miete berücksichtigt sind“, erklärt sie. Die Verbraucherzentrale gibt folgende vier Tipps, wie sich bei freiverkäuflichen Medikamenten sparen lässt, ohne die Behandlungsqualität zu verschlechtern.
Tipp 1: Generika statt Markenprodukt
Neu eingeführte Medikamente verfügen über einen Patentschutz und dürfen daher nicht ohne Einwilligung des Herstellers durch ein anderes Pharmaunternehmen kopiert und vertrieben werden. Damit sollen zum Beispiel die Kosten für die Forschung kompensiert werden. Läuft der Schutz aus, dürfen andere Hersteller die Mittel nachahmen und günstiger auf den Markt bringen. Bis auf Konservierungs- oder Geschmacksstoffe ist das Nachahmerpräparat völlig gleich – vor allem in der Wirksamkeit –, erklärt die Verbraucherzentrale. Generika sind also weder schlechter noch besser als die Originale.
Viel gekauft würden zum Beispiel Schmerzsalben, weil sie direkt am Ort des Geschehens wirkten. 150 Gramm Voltaren Schmerzgel forte zum Beispiel kosten 24,95 Euro. Das wirkstoffgleiche Nachahmerpräparat Diclox forte ist fünf Euro günstiger zu haben. Markenprodukt und Generikum unterscheiden sich aber nicht zwangsläufig im Preis. Apothekerin Penz nennt hier das Kopfschmerzmittel Dolormin extra. „Wer einen schnellen Wirkeintritt braucht, weil er zum Beispiel ein Meeting oder eine Prüfung hat, erfährt mit Dolormin extra nach 15 bis 20 Minuten Linderung, denn es enthält den Wirkbeschleuniger Lysin. Es flutet schneller an als Schmerzmittel ohne den Zusatzstoff.“ 20 Stück Dolormin extra kosten mit 9,95 Euro jedoch genauso viel wie das Generikum Ibu-Lysin extra von Ratiopharm.
Sparen könnte man, wenn man den Wirkbeschleuniger nicht braucht. Ibuprofen 400 von Ratiopharm kostet 4,95 Euro. Es kann dann aber etwa eine Stunde dauern, bis die Schmerzen nachlassen.
Tipp 2: Mono- statt Kombipräparat
Laut Stiftung Warentest sind die meisten Kombipräparate gegen Schmerzen und Erkältung unnötig und zu teuer. Viele dieser Bestseller kombinieren nicht nur unterschiedliche Wirkstoffe. Sie enthalten zusätzlich Vitamin C oder Koffein, aber nur selten in therapeutisch relevanter Konzentration. Wer ein Mittel gegen Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, verstopfte Nase und Reizhusten nimmt, aber nur Kopf- und Halsschmerzen hat, tut sich damit keinen Gefallen. Häufig haben die Mittel auch noch ungünstige Nebenwirkungen, beispielsweise Müdigkeit, die durch weitere Wirkstoffe mit noch mehr Nebenwirkungen ausgeglichen werden. Die Stiftung Warentest bietet im Internet eine Arzneimitteldatenbank mit Bewertungen zu den meistverkauften rezeptfreien Medikamenten an. Die Nutzung ist allerdings kostenpflichtig.
Zu den Klassikern dieser Kombipräparate gehört zum Beispiel der Erkältungssaft für die Nacht Wick Medinait. Eine Flasche für sechs Nächte kostet laut Michaela Penz 17,95 Euro. Der Saft enthält neben Paracetamol einen Wirkstoff zum Schlafanstoß, einen zum Abschwellen der Nase und einen Hustenstiller. 20 Tabletten Paracetamol als Monopräparat von einem Generikahersteller kosten nur 2,45 Euro, ein Nasenspray für Erwachsene 2,98 Euro.
Penz empfiehlt gegen den Husten ein pflanzliches Medikament aus Thymian und Efeu. Es löst den Husten am Tag und stillt ihn in der Nacht. 50 Milliliter Bronchipret-Tropfen kosten 9,95 Euro. „Der Therapieerfolg ist nachhaltiger“, sagt sie. Auf den ersten Blick ist die Kosteneinsparung bei den Einzelpräparaten nicht groß. Doch man müsse beachten, dass meist noch zusätzlich Medikamente für den Tag benötigt werden. „Wird die Nase durch den Erkältungssaft nicht gleich frei, nehmen die meisten zusätzlich Nasenspray. Das kostet nicht nur mehr, es besteht auch die Gefahr der Überdosierung“, sagt sie. Die Einzelpräparate reichten für mindestens eine Woche. Länger sollte man gerade Nasenspray ohnehin nicht anwenden. Unterm Strich sind die Einzelmedikamente also günstiger.
Tipp 3: Medikamente aus dem Internet
Es gibt mittlerweile Hunderte Anbieter von Online-Apotheken. Ihre Angebote sind günstiger als die von örtlichen Apotheken, weil sie keine teuren Ladengeschäfte und weniger Personal benötigen. Die Mitarbeiter müssen – im Gegensatz zur örtlichen Apotheke – auch nicht alle vom Fach sein. Laut IQVIA, dem Marktforschungsinstitut der Apotheken, wurden im Jahr 2020 trotzdem nur 23 Prozent aller freikäuflichen Medikamente per Internet geordert.
Eine zugelassene, vertrauenswürdige Internet-Apotheke erkennt man neben dem EU-Sicherheitslogo – dem weißen Kreuz auf grünem Grund – auf der Internetseite auch an den Pflichtangaben im Impressum. Laut Verbraucherzentrale müssen hier folgende Angaben gemacht werden: Name des Apothekers; Name und vollständige Anschrift der Apotheke; Anschrift der zuständigen Aufsichtsbehörde und Apothekerkammer. In Deutschland zugelassene Internet-Apotheken werden beim Deutschen Institut für medizinische Dokumentation und Information gelistet.
Versandkosten sind laut Verbraucherzentrale oft ein Fallstrick bei der Online-Bestellung. Die meisten versenden zwar innerhalb Deutschlands kostenfrei. Das sei jedoch oft an einen Mindestbestellwert gebunden, der zu unnützen Käufen verleitet. Im Internet fehlt laut Michaela Penz auch meist die individuelle Kundenberatung. Man kann sie bei bestimmten Apotheken aber gezielt anfordern.
Unsere Beispielarzneimittel sind im Onlinehandel preisgünstiger als in der Apotheke zu haben. Wer mehrere Medikamente benötigt, braucht allerdings Zeit für die Recherche und muss meist auch bei unterschiedlichen Versandapotheken bestellen. Denn selten hat ein Anbieter alle Medikamente zum günstigsten Preis.
Am 28. März lag das günstigste Angebot von Wick Medinait für sechs Nächte bei 10,68 Euro (bodfeld-apotheke.de). Die Einzelpräparate als Alternative dazu: Bronchipret-Tropfen 10,74 Euro (apolux.de); Paracetamol 500mg: 0,65 Euro (ceciapo.de); Nasenspray für Erwachsene: 1,38 Euro (schwabenpillen.de). Die 180-Gramm-Tube Voltaren Schmerzgel kostet 16,88 Euro (disapo.de), die Generika-Alternative Diclox forte (150 Gramm) 8,08 Euro (paul-pille.de). Auch beim Kopfschmerzmittel kann man beträchtlich sparen. Dolormin extra kostet im günstigsten Angebot 4,49 Euro (Johnson & Johnson), die Generika-Alternative Ibu-Lysin ratiopharm 4,89 Euro (ipill.de).
Einige örtliche Apotheken schaffen sich deshalb mit eigenen Online-Shops ein weiteres Standbein, wie Michaela Penz sagt.
Tipp 4: Sparen in der Vorort-Apotheke
Örtliche Apotheken, insbesondere Filialverbünde bieten viele Medikamente ebenfalls günstig an. Der Preisvergleich gestaltet sich nur oft schwieriger als im Internet. Die Verbraucherzentrale empfiehlt, auf Angebote der Apotheken zu achten. „Jeden Monat geben wir einen Flyer mit günstigen Angeboten heraus. Zudem gibt es Coupons, mit denen man 20 bis 30 Prozent sparen kann“, sagt Michaela Penz von den Herz-Apotheken in Chemnitz. Je nach nach Jahreszeit gebe es auch Rabattaktionen.
Die meisten Apotheken arbeiten auch mit Kundenbindungsmodellen wie Kundenkarten oder Bonuspunkten. SZ-Leser sparen außerdem mit der SZ Card. Fast 30 Apotheken der Region räumen Rabatte auf freiverkäufliche Arzneimittel zwischen drei und fünf Prozent ein.
- Datenbank der Stiftung Warentest mit Bewertungen
- In Deutschland zugelassene Internetapotheken
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