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Geldgeber fürs Stadthaus gesucht

Die Sanierung eines der ältesten Gebäude in Bad Schandau ist schon angelaufen. Jetzt soll eine Crowdfunding-Aktion helfen.

Von Dirk Schulze
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Fritz Reimann war Vorsitzender der Gesellschaft Historischer Neumarkt in Dresden und bemühte sich um die Sanierung des Kurländer Palais. Das „Alte Stadthaus“ in Bad Schandau ist das jüngste Projekt des 72-Jährigen.
Fritz Reimann war Vorsitzender der Gesellschaft Historischer Neumarkt in Dresden und bemühte sich um die Sanierung des Kurländer Palais. Das „Alte Stadthaus“ in Bad Schandau ist das jüngste Projekt des 72-Jährigen. © Daniel Förster

Fritz Reimann hat ein ehrgeiziges Ziel. Bis zum Oktober will der 72-Jährige die Fassade des ehemaligen Amtsgerichts in Bad Schandau saniert haben. Das Haus an der Poststraße 12 zählt zu den ältesten Gebäuden der Kurstadt in der Sächsischen Schweiz. Um die Restaurierung zu stemmen, hat Reimann eine Crowdfunding-Aktion auf dem Internetportal Startnext ins Leben gerufen. 65 000 Euro möchte er darüber von Unterstützern einsammeln.

Eine Sanierung hat das Gebäude bitter nötig, das ist unübersehbar. Das um 1550 erbaute Haus war laut Denkmalliste einstmals Sitz des Amtsgerichts. 1862 wurde es um ein Stockwerk erhöht und von der Stadtverwaltung genutzt. Reimann hat sein Projekt deshalb „Altes Stadthaus“ getauft. Später beherbergte das Gebäude unter anderem eine Arztpraxis und Wohnungen. Nach der Wende stand das Haus mehr als zehn Jahre lang leer. An der Substanz sei wohl gut hundert Jahren außer Notreparaturen nichts gemacht worden, erzählt Reimann. Das aus dem 16. Jahrhundert stammende Sitznischenportal ist komplett hinüber. Dieses soll ebenso wieder hergestellt werden wie die Wappen in der Fassade und die Fenster.

Der aus Ludwigsburg stammende Fritz Reimann gehörte zu den Gründern der Gesellschaft Historischer Neumarkt in Dresden und saß dem Verein fünf Jahre lang vor. Er hat die Immobilie im Jahr 2000 bei einer Grundstücks-Auktion ersteigert. Bei näherem Hinsehen offenbarten sich in dem historischen Gemäuer einige Überraschungen. Die einst 40 mal 40 Zentimeter starken Dachbalken waren unter der Verkleidung nur noch armdick, sagt Reimann. „Der Rest war Staub.“ Überall sei der Schwamm drin gewesen, das Holz verfault. Im Jahr 2005 hat er zunächst das Dach erneuern lassen, allein das habe 100 000 Euro gekostet. Drei Jahre später begann schrittweise die übrige Sanierung. „150 Container Schutt haben wir rausgeschafft“, sagt Reimann, und das sei noch nicht das Ende. Mittlerweile ist im Inneren schon einiges geschafft. Eine alte Schwarzküche, in der früher über offenem Feuer gekocht wurde, ist saniert, ebenso die Fußböden im ersten Stock. Neue Elektrik ist installiert, momentan wird an der Entwässerung gebaut.


Die Stucktafel über der Eingangstür zeigt ein Segelschiff.
Die Stucktafel über der Eingangstür zeigt ein Segelschiff. © Daniel Förster

Jetzt will Reimann die Fassade angehen und wirbt dafür um finanzielle Unterstützung. Doch warum sollte jemand für die Sanierung eines Privathauses Geld geben? Beim Crowdfunding handele es sich nicht um Spenden sagt der Bauherr, das sei ein Missverständnis. „Wer etwas gibt, bekommt auch einen Gegenwert.“ In diesem Fall reichen die ausgelobten Dankeschöns für die Unterstützer von einer persönlichen Dankes-Postkarte (für 15 Euro) über eine Stadtführung durch Bad Schandau inklusive Besichtigung des Stadthauses (80 Euro) bis hin zu einem mehrtägigen Urlaub in der Kurstadt Bad Schandau (je nach Dauer zwischen 333 Euro und 999 Euro). Wer sich mit 50 Euro beteiligt, den lädt Fritz Reimann zu einem Kaffeeklatsch mit Eierschecke in das Stadthaus ein.

Zudem handele es sich bei dem Gebäude um ein für Bad Schandau wichtiges Baudenkmal, erklärt der Initiator. Fördermittel für die Sanierung habe er bisher nur in Höhe von 9 000 Euro erhalten. „Das verdampft in einem solchen Projekt“, sagt Reimann. Nach erfolgter Restaurierung sollen in dem Haus vier Ferienwohnungen entstehen, in denen die Gäste in historischem Ambiente ihren Urlaub verbringen können. Im Erdgeschoss, in dem sich früher eine Arztpraxis und später die Sparkasse befanden, will Reimann für die Öffentlichkeit Buchlesungen und kleine Kammerkonzerte veranstalten. Mitsamt seiner Tausende Bände umfassenden Bibliothek möchte der 72-jährige auch selbst in das Haus einziehen.

Die Crowdfunding-Aktion läuft noch bis zum 30. Januar. Gut zwei Wochen vor Ablauf der Frist sind von den angepeilten 65 000 Euro gerade mal 6 665 Euro zusammen gekommen (Stand 14. Januar, nachmittags). 21 Unterstützer haben dafür eingezahlt. Wird das Ziel nicht erreicht, erhalten sie ihr Geld zurück.

Fritz Reimann hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Sollte die gewünschte Summe dennoch nicht zusammenkommen, will er es noch einmal probieren.