Von Sandra Degenhardt
Als Laura Dahlmeier im Staffelrennen von Sotschi auf der Schlussrunde an die Spitze stürmte, legten ihre Biathlon-Kolleginnen Andrea Henkel, Evi Sachenbacher-Stehle und Miriam Gössner im Zielraum schon mal ein Siegertänzchen hin. Auch eine Strafrunde von Gössner konnte das deutsche Quartett gestern beim Olympia-Test nicht aufhalten. Auf der Zielgeraden hatte Dahlmeier sogar Zeit, um ausgiebig zu jubeln. „Das war schon cool“, betonte die 19-Jährige.
Nachdem davor die Männer ebenfalls in einer Premieren-Besetzung Erik Lesser, Andreas Birnbacher, Arnd Peiffer und Benedikt Doll hinter Russland den zweiten Rang gefeiert hatten, legten die Frauen noch einen drauf. Vor allem Neu-Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle, die im Sprint als Sechste am Sonnabend für ein erstes Achtungszeichen gesorgt hatte, freute sich diebisch. „Ich bin so glücklich. Ich hätte nie zu träumen gewagt, dass ich mal eine Weltcupstaffel gewinne“, erklärte die 32-Jährige nach ihrem erst achten Weltcuprennen.
Gössner hatte zwar erneut Probleme am Schießstand, kompensierte ihren Fehler aber durch ihre Laufstärke. „Evi und ich hatten schon immer gute Staffeln. So können wir gern weitermachen“, meinte Gössner. Das Duo gewann mit Skilanglauf-Staffeln bereits Olympia- und WM-Silber.
Auch die Männer sorgten dank einer famosen Aufholjagd im gigantischen Biathlon-Stadion „Laura“ in den Bergen des Nordkaukasus für einen tollen Abschluss. „Das hat schon Spaß gemacht“, sagte der 22-jährige Doll, der nach dem Zieldurchlauf ausgepumpt von seinen Auswahlgefährten in die Arme genommen wurde. Vorher hatte er auf der Zielgeraden den verzweifelten Angriff des Tschechen Ondrej Moravec abgewehrt, nachdem es anfangs noch nach einem Debakel aussah. Lesser vermied gerade so die Strafrunde, hatte außerdem Probleme beim Nachladen und war zwischenzeitlich Letzter. Doch seine Mannschaftskollegen machten durch starke Auftritte den zweiten Platz möglich.
Das Fazit war eindeutig: Der Kampf um die Medaillen bei den Winterspielen 2014 wird Schwerstarbeit. „Wenn man da an den Start geht, dann muss man topfit sein“, betonte Chef-Bundestrainer Uwe Müssiggang. „Wir waren dort, um zu lernen und uns das anzuschauen. Wir sollten den Schwung von dem heutigen Rennen mitnehmen und mit so einer Motivation ins nächste Jahr gehen“, erklärte Männer-Coach Mark Kirchner. Frauen-Kollege Gerald Hönig meinte: „Nach der enttäuschenden WM haben wir uns zurückgemeldet.“
Die Loipen auf 1 430 Meter Höhe sorgten derweil für reichlich Kritik. Viele Stürze zwangen die Organisatoren zu Änderungen an der Strecke. „Die Stürze sind blöd für unseren Sport, denn da liegt die Hälfte der Leute auf der Nase, und am Anstieg sehen sie auch aus, als würden sie das erste Mal Skilaufen. Es ist blöd, so eine Strecke zu machen, und ich hoffe, dass sie noch was optimieren“, kritisierte Peiffer. (dpa)