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Gemeinsam für Europa in Dresden

Dresden hatte alles aufgeboten für die Visite von sieben europäischen Staatspräsidenten: Shuttle im Phaeton aus der Gläsernen VW-Manufaktur, Logis im feudalen Taschenbergpalais, alte Kunst in der weltberühmten Sempergalerie und die von frischem Schnee bezuckerte Barock- und Renaissancekulisse von Zwinger, Schloss und Semperoper.

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Von Simona Block

Dresden - „Herzlich Willkommen, welcome to saxony, bon giorno.“ Bestens aufgelegt begrüßten Bundespräsident Horst Köhler und Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt am Samstagvormittag die Präsidenten von sechs Staaten im Audienzzimmer des Taschenbergpalais: Lászlo Solyom (Ungarn), Heinz Fischer (Österreich), Tarja Kaarina Halonen (Finnland), Jorge Fernando Branco de Sampaio (Portugal), Vaira Vike- Freiberga (Lettland) und Carlo Azeglio Ciampi (Italien).

„Schön Sie zu sehen“, sagte Köhler zu Solyom, der am Vorabend mit Milbradt bereits Dresdens beste kulinarische Adresse getestet hatte: das Restaurant „Caroussel“ in der Bülow Residenz. Ausgesprochen herzlich und familiär plauderten die ersten Männer und Damen der sieben europäischen Länder vor der Fahnengalerie, nachdem Gastgeber Köhler mit „nicht so förmlich“ Lockerheit angesagt hatte. Drei Damen - Ministerpräsidenten-Gattin Angelika Meeth-Milbradt und die Präsidenten-Gattinen Eva Luise Köhler und Margit Fischer - waren in schwarzen, blauen und braunen Nadelstreifenanzügen erschienen.

Im Flockenwirbel spazierten sie durch das historische Ambiente hinüber in den Zwinger. „Dresden ist eine schöne Stadt und eignet sich auch wegen der Konferenz-Ausstattung in besonderer Weise für so ein Treffen“, sagt der Protokollchef der Bundesregierung, Bernhardt von der Planitz. Das „herrliche Ambiente“ sei inspirierend und könne das Gespräch über das große Thema Europa nur fördern.

Bundespräsident Köhler hatte eindeutig Heimvorteil. „Haben Sie auf uns gewartet?“, gingen Köhler und Frau vor der Sempergalerie auf eine Reisegruppe zu. „Mirr kommet ousm Allgöi“, beschied ein Rentner die Frage des ersten Mannes im Staate, ob sie Sachsen seien. „Wir haben hier ein Treffen mit sechs anderen Präsidenten und glauben, Dresden ist ein guter Ort dafür“, erklärte Köhler der hocherfreuten Truppe, die ebenso wie die Journalisten die Kameras klicken ließen.

Bevor sich die Präsidenten wenig später an den runden Tisch in einem Saal im Zwinger setzten, bekamen sie eine 20-minütige Führung durch die Gemäldegalerie Alte Meister. Vor deren berühmtestem Werk, der „Sixtinischen Madonna“ von Raffael, versammelten sie sich zum Familienfoto, ehe die Arbeit unter Veroneses Gemälde „Der Raub der Europa“ begann - eine Reverenz der Kunstsammlungen an das ernste Gesprächsthema. Draußen tanzten unterdessen weiter weiße Flocken um das Reiterstandbild von König Johann und die Semperoper-Quadriga. Davor hallte bei einer Mittsechzigerin aus Bayern die Freude ob der präsidialen Wünsche für ein schönes Wochenende in Dresden noch nach: „Jo, woansinn.“ (dpa)