Von Sabine Ohlenbusch
Niesky. Gute Werbung ist wichtig, sagt Martina Neumann. Die Besitzerin einer Modeboutique auf der Ödernitzer Straße hebt deshalb das Programm für den Weihnachtsmarkt hervor. Zum ersten Mal hat die Stadt in diesem Jahr ein bunt gestaltetes Faltblatt drucken lassen. „Das ist bei den Kunden sehr gut angekommen“, erzählt Martina Neumann. Aber auch die Nieskyer Händler selbst haben gute Ideen, wie sie auf den verkaufsoffenen Sonntag aufmerksam machen können. Zum Herbstfest haben sie Schulen in der Umgebung angesprochen und einen Plakatwettbewerb ausgelobt. Die Siegerehrung hat gerade stattgefunden.
Katrin Hille, die Chefin des Reisebüros auf der Horkaer Straße, übergab am vergangenen Freitag Schülern die, von den Nieskyer Händlern, gespendeten Preise für ihre Klassenkassen. Insgesamt kamen bei der Aktion 95 Euro zusammen, welche an die Oberschule Niesky, die Comenius-Schule Mücka und die Gutenbergschule Niesky aufgeteilt wurden. Die bunten Kunstwerke sind noch bis zum Lichterfest im Schaufenster des Reisebüros zu bewundern. Auch in Zukunft sollen selbst gemalte Poster die Läden zu verkaufsoffenen Sonntagen zieren. „Für dieses Jahr hat es nicht mehr geklappt, die Aktion zu wiederholen“, sagt Martina Neumann, „aber der Händlerstammtisch will die Zusammenarbeit mit den Schulen vertiefen.“
Weniger zufrieden ist Martina Neumann mit den Kundenzahlen des zweiten Adventswochenendes. Gerade am Sonnabend hätte das Geschäft etwas flüssiger laufen können. Silvia Tyfa hat ganz andere Erfahrungen gemacht. „Sobald es dunkel gewesen ist, hat der Kundenstrom eingesetzt“, erzählt die Händlerin für Männermode. „Die meisten sind nach dem Bummel über den Weihnachtsmarkt vorbei gekommen.“ Klar – mit Bratwurst und Glühwein seien beide Hände voll und eine Einkaufstüte mache sich im Gedrängel auch nicht so gut.
Damit zeigt sich, wie verschieden die Nieskyer einkaufen. Silvia Tyfas Geschäft „leger“ mag auch deshalb gut besucht gewesen sein, weil die Temperaturen am Sonnabend recht tief sanken. Mützen, Handschuhe, Schals und Jacken machen einen großen Teil ihres Angebots aus. Und weil das Wetter trotzdem schön war, hatten viele – trotz der Kälte – Lust dazu, das Haus zu verlassen. „Sonne und trockene Kälte – perfektes Glühweinwetter“, fasst Silvia Tyfa zusammen.
In der „Wäschetruhe“ von Ines Mielsch haben sich große Unterschiede zwischen den beiden Tagen gezeigt. „Der Sonntag ist nicht weltbewegend gewesen, der Sonnabend war besser“, sagt sie. In anderen Jahren ist es umgekehrt gewesen. Dann war ihr Kurzwarengeschäft auch am zweiten Advent selbst gut besucht. Die zusätzliche Arbeitstage fallen nach ihren Aussagen nicht so sehr ins Gewicht, was den Umsatz betrifft. „Das ist vor allem ein Service für unsere Kunden“, erklärt sie.
Diese Extraleistung erbringt sie zu den vier möglichen Terminen. Denn so häufig kann eine Stadt oder Gemeinde auf ihrem gesamten Gebiet die Geschäfte auch an einem Sonntag öffnen lassen. Ines Mielsch ist aber dagegen, dies ohne größere Bezüge zu Festen, wie dem Herbstfest oder dem Lichtelfest am 18. Dezember, auszudehnen. „Wir sollten weiterhin Höhepunkte im Jahr setzen“, sagt sie. In größeren Städten könnten auch mehr Termine im Jahr Zuspruch finden, aber in kleinen Städten wie Niesky funktioniere das nicht.
Wichtig sei aber, dass alle an einem Strang zögen und möglichst viele Geschäfte öffneten. Der wechselnde Erfolg des Nieskyer Weihnachtsmarktes auch in der Umgebung sei allerdings eine wichtige Voraussetzung, Kunden zu locken. Denn es gibt viele Märkte in der Vorweihnachtszeit im Landkreis Görlitz.
Es gibt auch durchweg negative Erfahrungen. Juwelier Ralf Hüter hat sich an dem verkaufsoffenen Sonntag zum Weihnachtsmarkt nicht beteiligt. Am Sonnabend habe er sein Geschäft bis 18 Uhr geöffnet und Kunden seien auch gekommen. Aber verkauft habe er wenig. „Es lohnt sich für mich nicht“, sagt er. Seine Anfahrt aus Görlitz, Strom und Heizung sind Ausgaben, die er sich spart, wenn er zu Hause bleibt.
Ob er auch zum Lichtelfest in zwei Wochen sein Geschäft nicht aufschließt, ist noch nicht sicher. „Vielleicht entscheide ich mich in letzter Sekunde wieder anders“, sagt er und lässt durchblicken, dass er sich in diesem Jahr nicht zum ersten Mal mit dieser Entscheidung quält.