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Gemischtes Team für Straßenneubau

Eine Frau und zwei Männer managen das Millionenprojekt in Schiebock. Die SZ sagt, was gebaut wird – und was nicht.

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© Steffen Unger

Von Gabriele Naß und Ingolf Reinsch

Bischofswerda. Bischofswerda bekommt eine neue Straße – von der Ortsumfahrung über den Drebnitzer Weg zur Neustädter Straße in Süd. Seit über zehn Jahren wurde das geplant. Am Dienstag nun beginnt der Bau mit dem symbolischen ersten Baggerhub.

© SZ/Grafik

Den Bauauftrag bekam die Bistra Bau GmbH & Co. KG Putzkau. Das Unternehmen setzte sich gegen einen Mitbewerber durch. Es gab einen dritten Bieter. Wer dieser war, teilte das Landratsamt als Bauherr auf Anfrage nicht mit. Die Arbeiten mit einem Auftragsvolumen von rund 930 000 Euro wurden innerhalb von Deutschland ausgeschrieben. Für Bistra liegt der Wert der Baumaßnahme im mittleren Bereich, verglichen mit sonstigen Aufträgen. Baustellen wie am Kreisverkehr an der Dresdner Straße und an der Zeppelinstraße in Bautzen oder die Sanierung der Seeligstädter Ortsdurchfahrt seien vom Volumen her größer, hieß es auf Anfrage. Der Straßenneubau in Bischofswerda ist für das Unternehmen mit über 170 Mitarbeitern dennoch ein wichtiger Auftrag. „Es ist von Vorteil, die Arbeit so nah wie möglich zu haben, um unseren Mitarbeitern weite Anfahrtswege zu ersparen“, sagt Geschäftsführer Hartmut Horn. Bistra Bau baute schon einen Großteil der Bischofswerdaer Ortsumfahrung. Der verlängerte Drebnitzer Weg, der zusammen mit der Umgehungsstraße geplant worden war, schließt dieses Projekt jetzt ab. Die SZ fasst zusammen, was gebaut wird.

Wo genau verläuft die neue Straße?

Die neue Straße wird quasi ein Zubringer von der Ortsumfahrung in die Südstadt. Dafür wird der Drebnitzer Weg, der an der Ortsumfahrung eine Ausfahrt bekam, um 180 Meter verlängert. Über die Süßmilchstraße, wo eine Kreuzung entsteht, und das ehemalige Bäko-Gelände, dessen Hallen für den Neubau schon vor Jahren abgerissen worden sind, führt die neue Piste zur Neustädter Straße. Nahe der früheren Pension „Felsenkeller“ mündet die neue Straße in die Neustädter.

Die neue Straße wird sechs Meter breit sein. In jede Richtung bekommt sie jeweils eine Fahrspur. Das Gesamtprojekt kostet 1,6 Millionen Euro, einschließlich Planung, Grunderwerb und Abriss. Die Stadt ist mit rund 225 000 Euro beteiligt: für Gehwege, Straßenbeleuchtung und Regenwasserkanalisation. Trotz schwieriger Haushaltslage hatte sich der Stadtrat dazu bekannt. Die Stadt unter Ex-OB Andreas Erler hatte vor über zehn Jahren die Planungen zusammen mit dem Landkreis angeschoben, um die Erreichbarkeit von Bischofswerda Süd zu verbessern. Damals behinderten vor allem zwei zu tiefe Bahnbrücken den Lkw-Verkehr von und zu Firmen in der Südstadt. Inzwischen hat die Bahn eine der Brücken modernisiert, der Umbau der zweiten ist in Planung. Während viele Bischofswerdaer bezweifeln, dass die neue Straße noch gebraucht wird, sieht die Verwaltung unter ihrem neuen OB Holm Große einen erheblichen Nutzen. Die Entwicklung von Süd zu einem modernen Stadtteil hänge auch von der Erreichbarkeit ab, nicht nur für Unternehmen, auch für Schulen, Kitas, Sporteinrichtungen und Läden.

Welche markanten Punkte gibt es an der neuen Straße?

Das wohl Auffallendste an der neuen Straße wird ein Kreisverkehr an der Neustädter Straße, der erste in Bischofswerda. Von ihm gehen drei Straßen ab: in den Richtungen Bahnbrücke und Innenstadt, Drebnitzer Weg und Südstadt. Zweiter markanter Punkt ist die Kreuzung Drebnitzer Weg/Süßmilchstraße. Dort wird nach Abschluss der Arbeiten die Vorfahrtsregelung geändert. Der Drebnitzer Weg wird Hauptstraße, die Süßmilchstraße wird Nebenstraße.

Was haben Fußgänger von der neuen Straße?

An beiden Seiten wird ein zwei Meter breiter Fußweg gebaut. Am Kreisverkehr entstehen Fußgängerinseln. Außerdem wird der Fußweg stadtauswärts ab Süßmilchstraße auf der linken Seite um 90 Meter verlängert. Nicht nur Kleingärtner, die hier ihre Parzellen haben, laufen dann sicherer.

Die Schiebocker wünschen sich Radwege – entstehen diese?

Leider nein. Die Planungen, die schon auf die Zeit zurückgehen, als auch Bischofswerdas Ortsumfahrung projektiert wurde, sahen keine Radwege vor. Später setzte sich vor allem Stadtrat Stefan Läsker (BfB) dafür ein, dass wenigstens Radfahrstreifen kommen wie an der B 6 in Großharthau. Das wurde im Laufe des letzten Jahres im Landratsamt geprüft, aber wohl gleich verworfen. Wie die Behörde auf Nachfrage erklärt, funktioniert mit der vorliegenden Planung auch das Radfahrstreifen-Konzept nicht, nicht mal auf einer Straßenseite, denn: Für jeden Radstreifen müssen 1,25 Meter Breite eingeplant werden und zwischen diesen Streifen muss die Fahrbahn mindestens 4,50 Meter breit sein. Demnach müsste die Straße sieben Meter breit werden, geplant waren aber immer nur sechs Meter.

Bekommt Bischofswerda einen Einbahnstraßenring?

Die Stadtverwaltung arbeitet an einem Verkehrskonzept. Ein Vorschlag, der dabei unter anderem von der Stadtratsfraktion BfB kommt: Die Neustädter und die Süßmilchstraße zu Einbahnstraßen werden lassen. Das kann im Nebeneinander von Autofahrer, Radlern und Fußgängern mehr Sicherheit bringen und durch Verkehrsentlastung zu mehr Lebensqualität an den Straßen führen. Das hat jedoch keine Chance, weil schon geplant ist, dass nach Abschluss der Arbeiten die Neustädter Straße vom neuen Kreisverkehr bis zur Polizeikreuzung und von dort die Stolpener Straße bis zur Süßmilchstraße zur Kreisstraße hochgestuft wird. Im Gegenzug wird die Süßmilchstraße von der Kreis- zur Ortsstraße abgestuft. Kreisstraßen müssen in beide Richtungen befahrbar sein.

Von wann bis wann genau laufen die Bauarbeiten?

Baubeginn ist jetzt. Ab Montag wird deswegen der Kreuzungsbereich Drebnitzer Weg/Süßmilchstraße bis April voll gesperrt. Der Verkehr wird umgeleitet. Im Frühjahr nächsten Jahres beginnt der zweite Bauabschnitt, in dem unter anderem der Kreisverkehr entsteht. Fertig sein soll alles im Herbst 2017.