Merken

Generationen-Wohnen entsteht an der Chopinstraße

In neun Häusern in Zittau sollen Alt und Jung nebeneinander leben. Gemeinsinn ist erwünscht - im Bungalowdorf.

Teilen
Folgen
© Rafael Sampedro

Von Mario Heinke

Der erste Schritt ist getan. Christine Schneider hat einen Standort und Partner gefunden, die helfen wollen, ihre Pläne von einem generationsübergreifenden Eigenheimstandort mitten in Zittau umzusetzen. Die Wiese zwischen dem Gebäude Chopinstraße 2 und dem Bahndamm, an dem das Gleis der Schmalspurbahn verläuft, ist bisher unbebaut. Auf den 8 000 Quadratmetern soll ein in sich geschlossenes Wohndorf mit neun Grundstücken im Bungalowstil entstehen. Die Volksbank Löbau Zittau und Immobilienmakler Alexander Wittig wollen das Projekt begleiten. „Es ist ruhig, aber trotzdem innenstadtnah gelegen, der Supermarkt ist nicht weit“, sagt Christine Schneider. Das Krankenhaus in der Nachbarschaft sichere auch die medizinische Versorgung, wenn die Kräfte mal nachlassen sollten.

...  auf dem Grundstück ...
... auf dem Grundstück ... © privat
... an der Chopinstraße.
... an der Chopinstraße. © privat

Die promovierte Ökonomin lebt derzeit noch in einem Einfamilienhaus in Oybin. Das Haus ist ihr viel zu groß geworden, seit die Kinder ausgezogen und der Mann verstorben ist, so die 59-Jährige. Wie eine selbstbestimmte Zukunft für sie und andere Menschen im Alter aussehen könnte, beschrieb sie in einem SZ-Artikel („Traum vom Zittauer Wohngebiet für Jung und Alt“ am 6. März 2018, S. 15). Frau Schneider suchte eine barrierefreie Wohnmöglichkeit im Grünen an einem zentral gelegenen Ort. Bezahlbar, ohne Luxus und in einem Umfeld, das Generationen zusammenbringt, die sich gegenseitig helfen. Nach dem Artikel in der SZ meldete sich der Grundstückseigentümer und bot sein Land für dieses spezielle Projekt zum Verkauf an.

Das Konzept hinter dem Eigenheimstandort ist nicht ganz neu, vor allem in den alten Bundesländern gibt es ähnliche Projekte. Bauten, Architektur, Akteure und Nutzer sind dabei höchst unterschiedlich und kaum vergleichbar. Allen gemein ist der Wunsch nach Gemeinsinn, dem Wunsch, das soziale Umfeld selbst gestalten zu können. Unabhängig von der Organisationsform braucht es immer ein Reglement für gemeinschaftliches Handeln. Genau hier wird es schwierig, die Ausgewogenheit zwischen Privatheit und Gemeinschaft, Nähe und Distanz, Einzel- und Gemeininteresse zu finden, so Frau Schneider. Sie setzt auf den Erfahrungsschatz der Ossis, die wüssten, wie organisierte Nachbarschaft ohne ausgeklügeltes Regelwerk funktioniere.

Christine Schneider nennt ihr Konzept „Neue Lust auf Gemeinsinn.“ Im Kern beschreibt es den demografischen Wandel, mit beschränkten Hilfsmöglichkeiten innerhalb der Familie infolge weit auseinander liegender Wohnorte und damit einhergehende Risiken der sozialen Isolation und Vereinsamung. Es thematisiert mangelnde Betreuungsangebote für Kinder außerhalb der Einrichtungen, wenn Großeltern oder Familienangehörige nicht um die Ecke wohnen. Die Lösung der Probleme ist das generationsübergreifende Wohngebiet.

Damit die Neubaupläne auch für Normalverdiener erschwinglich bleiben, kann die Oybinerin ein kostengünstiges Haus empfehlen, das den Anforderungen an Barrierefreiheit, Wärmeschutz und einer Wärmedämmung genügt. Das Modul-Haus im Bungalowstil wird fast vollständig im Werk vorgefertigt und kann an einem Tag errichtet werden. Durch die flexible Anordnung einzelner Module sind unzählige Varianten möglich. Dem Haus liegt ein puristisches Raum- und Wohnkonzept mit schnörkelloser Klarheit zugrunde. Es bietet dennoch viel Spielraum für individuelle Gestaltung oder spätere Anbauten.

Die Siedlung mit einem homogenen Erscheinungsbild soll sowohl Raum für gemeinsame Begegnungen als auch Rückzugsmöglichkeiten bieten. „Es ist aber keineswegs verpflichtend, sich genau für dieses Haus zu entscheiden“, sagt Christine Schneider. Sie hat junge Familien, die bauen möchten, ohne sich unverhältnismäßig verschulden zu müssen, ältere Paare oder Alleinstehende, denen das eigene Haus inzwischen zu groß geworden ist oder Singles und Alleinerziehende, die sich ein Modulhaus teilen möchten, im Auge. Die Einzelheiten zum Haustyp und zum Wohnkonzept sollen bei einer Informationsveranstaltung vorgestellt werden.

Infoveranstaltung 16. Mai um 18 Uhr, Volksbank Löbau-Zittau eG, Markt 3, Anmeldung per E-Mail.