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Genossenschaft bebaut letzte Lücken

Vor allem in der Südvorstadt entstehen kleine Mehrfamilienhäuser. Bei Großprojekten ist der Investor vorsichtig.

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© Sven Ellger

Von Annechristin Bonß

Hier 15 neue Wohnungen, dort noch einmal 16. Vor Kurzem auch mal 39 neue Bleiben für Familien, Senioren und Singles – die Wohnungsgenossenschaft Glückauf Süd (WGS) setzt auch in diesem Jahr ihr Neubau-Investitionsprogramm fort. Im Frühjahr beginnen die Bauarbeiten auf gleich zwei Grundstücken. Beide befinden sich in der Südvorstadt nahe dem Hauptbahnhof.

... entstehen bald 16 Wohnungen. Das ist nicht der einzige Neubau der Genossenschaft Glückauf Süd.
... entstehen bald 16 Wohnungen. Das ist nicht der einzige Neubau der Genossenschaft Glückauf Süd. © WGS

Los geht es auf der Liebigstraße 14. Dort entstehen 16 Wohnungen mit zwei bis fünf Räumen. Eine davon soll über zwei Etagen reichen. 50 bis 120 Quadratmeter können Interessenten hier mieten. Ein wenig später rollen die Bagger an der Hübnerstraße 7 an. Das ist nur einen Block vom ersten Neubau entfernt. Hier sind 15 Wohnungen geplant, die jeweils zwischen zwei und vier Zimmer haben sowie 50 bis 95 Quadratmeter messen. Balkon oder Terrasse, Aufzug, Fußbodenheizung, elektrische Außenrollläden – jede der neuen Wohnungen ist mit modernem Standard geplant. Sieben Millionen Euro kosten beide Neubauten zusammen. Das bezahlt die Genossenschaft aus der eigenen Kasse – auf Darlehen dafür verzichtet sie. Wie andere Vermieter auch freut sich die Genossenschaft über die enorme Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt.

Der Leerstand liegt aktuell bei nur 2,5 Prozent – und das seit Jahren. „Der entsteht aber nur, weil vor allem in Prohlis Wohnungen in Häusern ohne Aufzug leer stehen“, sagt Vorstand Olaf Brandenburg. Ohne diesen Punkt wäre der WGS-Bestand praktisch voll vermietet. Über 13 000 Wohnungen verwaltet die Genossenschaft in den Ortsamtsgebieten Plauen und Prohlis. Hinzu kommen knapp 4 000 Garagen, fast 100 Gewerberäume sowie über 2 200 verwaltete Eigentumswohnungen. Damit ist die WGS die zweitgrößte Wohnungsgenossenschaft in Dresden.

Trotzdem halten die beiden Vorstände nur wenig vom großflächigen Bauen. Komplexe mit mehr als 100 Wohnungen seien nicht geplant, sagt Christoph Menzel. Die Skepsis ist groß, ob die Prognosen von 50 000 benötigten Neubau-Wohnungen auch eintreten. „Wir sind vielleicht vorsichtiger, was Investitionen in mehr Wohnungen angeht“, sagt Olaf Brandenburg. „Unsere Verantwortung ist aber auch größer.“ Verantwortung gegenüber den über 13 000 Mitgliedern. Die erwarten auch weiterhin faire, solide Mietpreise. Die Durchschnittskaltmiete der WGS liegt derzeit bei 5,10 Euro pro Quadratmeter. Für die beiden Neubauten rechnet die WGS mit Kaltmieten ab 10 Euro pro Quadratmeter.

Flächen für Großkomplexe fehlen

Zudem hat die Genossenschaft für große Baukomplexe auch gar keine Flächen mehr. Lediglich ein Grundstück direkt an der Kohlenstraße wäre geeignet, um 70 Wohnungen zu bauen. Bis dies aber Realität wird, wollen die Vorstände analysieren, ob der Bedarf dafür überhaupt in dieser Lage besteht. Denn auch die Konkurrenz hat die Südhöhe für sich entdeckt. Ein Investor aus Hamburg lässt dort derzeit einen Großkomplex mit über 140 Wohnungen errichten.

Weit mehr Anfragen kommen für die Südvorstadt und die Wohngebiete nahe dem Hauptbahnhof. Familien, Senioren und Studenten melden sich gleichermaßen und gehen oft leer aus. „Wir konzentrieren uns auf das kleinteilige Bauen“, sagt Olaf Brandenburg. 2015 war der erste Neubau ebenfalls auf der Liebigstraße fertig und die neun Wohnungen schnell vergeben. Im vergangenen Jahr wurde der Wohnpark an der Heinrich-Greif-Straße fertig. Hier gibt es nun 39 neue Wohnungen.

Mit über 25,8 Millionen Euro ist der Investitionsplan der WGS in diesem Jahr noch einmal größer als im Vorjahr. Dabei nehmen neben den Neubauten die Ausgaben für die Instandhaltung einen weit größeren Anteil ein. So bekommen zehn Eingänge einen Aufzug. Für 1,3 Millionen Euro werden Fassaden erneuert. Weitere 1,2 Millionen Euro kosten neue Eingangstüren und Treppenhäuser. Eine halbe Million Euro fließt in die Außenanlage. Die Befragung der Mitarbeiter hat ergeben, dass viele großen Wert auf ein schönes Wohnumfeld legen. Diesem Wunsch kommt die WGS damit nach. In weiteren 756 Wohnungen wird die Heizung vom Einrohr- auf das Zweirohrsystem modernisiert. Das spart Heizkosten. Und kostet die Genossenschaft 3,7 Millionen Euro. Noch haben lange nicht alle Wohnungen der WGS diesen Standard. Neun Jahre werde es noch dauern, bis der ganze Bestand diesbezüglich umgerüstet sei, sagt Christoph Menzel. Dennoch ist die WGS weiter als mancher Mitbewerber. Unsanierte Wohnungen gibt es im Bestand nicht mehr.