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Soros investiert in der Ukraine

Der Starinvestor versprach zum Jahresstart, 500 Milliarden in das angeschlagene Land zu stecken. Verteilt über zehn Jahre. Jetzt scheint er damit anzufangen.

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© Reuters

Von Nina Jeglinski, SZ-Korrespondentin in Kiew

Kürzlich war US-Milliardär George Soros nach Kiew gereist, um das 25-jährige Bestehen der nach ihm benannten Soros Foundation in der Ukraine zu feiern. Nun überraschte der 85-Jährige, als er mitteilen ließ, er werde Anteilseigner der größten Fonds-Gesellschaft der Ukraine: Dragon Capital. Zudem kaufte er den ukrainischen Software-Entwickler Ciklum auf.

Soros wolle Milliarden in das Land pumpen, um vor allem die Technologie-, die Finanz- und die Energiebranche zu modernisieren, berichten ukrainische Medien. Offenbar macht der gebürtige Ungar nun wahr, was er bei einem Kiew-Besuch im Januar dieses Jahres angekündigt hatte. Innerhalb der nächsten zehn Jahre wolle er dafür sorgen, dass bis zu 500 Milliarden US-Dollar in das wirtschaftlich schwer angeschlagene, vom Krieg in der Ost-Ukraine beeinträchtigte Land fließen. Mit dem Geld soll nicht nur die Wirtschaft der Ukraine modernisiert werden, sondern auch der Einfluss Russlands auf seinen Nachbarn „massiv zurückgedrängt werden“, schreibt die Internetzeitung Ukrainska Prawda, die selber auch seit Jahren von den Soros-Dollars lebt.

Das Soros-Engagement bei „Dragon Capital“ soll Ende Dezember 2015 beginnen, schreibt die Firma in einer Stellungnahme. „Wir sind sicher, dass internationales Privatkapital, kombiniert mit starken lokalen Managementfähigkeiten, zu einer schnellen Erholung der ukrainischen Wirtschaft beitragen wird“, kommentierte Michael Vachon, Sprecher des Soros Fund Managements, den Einstieg. Der Generaldirektor von „Dragon Capital“, Tomas Fiala, kündigte an, auch seine Gesellschaft habe die Absicht, „große Teile ihrer Einlagen in ukrainische Projekte zu investieren“.

Die ukrainische Regierung begrüßte den Schritt ebenfalls. Präsident Petro Poroschenko zeichnete George Soros bereits mit dem „Friedensorden der Ukraine“ aus, der höchsten staatlichen Anerkennung für Ausländer. „Die Übernahme des Software-Entwicklers Ciklum gilt in der Ukraine als Beginn eines Prozesses und soll Nachahmer finden“, schreibt die Wochenzeitung Kyiv Post. Das Unternehmen beschäftigt vor allem junge, gut ausgebildete ukrainische Fachkräfte, leidet aber unter Kapitalmangel. Vor allem die Abwanderung von Experten ins Ausland soll mit der Übernahme durch Soros verhindert werden.

Ciklum ist der fünftgrößte Software-Entwickler in der Ukraine. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 2 200 ukrainische Spezialisten. In den vergangenen zwei Jahren hat die Software-Schmiede in verschiedenen Ländern Niederlassungen eröffnet, unter anderem in den USA, Spanien und Israel. Das Unternehmen entwickelt für seine Kunden aus der Technologiebranche eigene Produkte.

Für Ciklum-Anteilseigner Andrej Kolodjuk ist der Schritt, Soros jetzt an Bord genommen zu haben, nicht nur finanziell wichtig, sondern auch eine „weitreichende, strategische Entscheidung“. Soros setze ein bedeutendes Zeichen und werde auch andere internationale Investoren aus den USA nachziehen, hofft Kolodjuk. „Die Ukraine ist momentan an einem entscheidenden Punkt. Das Investment von Soros zeigt, dass unser Land nicht nur mit politischen Skandalen und Militäraktionen Schlagzeilen macht“, sagte er der Kyiv Post.

Unterdessen hat die russische Justiz zwei Nichtregierungsorganisationen (NGOs) des US-Milliardärs George Soros für „unerwünscht“ erklärt. Die Open Society Foundations und die OSI Assistance Foundation würden die verfassungsmäßige Ordnung Russlands und die Sicherheit des Staates gefährden, sagte Marina Gridnewa von der Generalstaatsanwaltschaft in Moskau am Montag Medien zufolge. Moskauer Politiker werfen Soros eine russlandfeindliche Rhetorik sowie Einmischung in die Interessen des Landes vor. (mit dpa)