Meißen
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Geplante Schlossstiftung wirbt um Kapital

Eine Bürgerinitiative will die Privatisierung von Schloss Schleinitz verhindern. Dazu braucht sie auch Spendenwillige.

Von Uta Büttner
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Christian Lantzsch (links) und Bernd Hoffmann sitzen über Protokollen und Plänen. Sie wollen mit der Gründung einer Stiftung Schloss Schleinitz  vor einer Privatisierung bewahren.
Christian Lantzsch (links) und Bernd Hoffmann sitzen über Protokollen und Plänen. Sie wollen mit der Gründung einer Stiftung Schloss Schleinitz vor einer Privatisierung bewahren. © Uta Büttner

Es ist eine Mammutaufgabe, die sich die Nossener Christian Lantzsch und Bernd Hoffmann von der Bürgerinitiative Schloss Schleinitz gestellt haben. Sie wollen durch die Gründung einer Stiftung den von der Stadt Nossen geplanten Verkauf des Schlossensembles verhindern. Das ist noch möglich, allerdings erwartet die Stadt ein Konzept, das sich wirtschaftlich trägt. Neben dem Schloss sollen Herberge, Gerichtsgebäude, Scheunen, Fördervereinsgebäude mit integriertem Wohnhaus sowie Schmiede, Schauwerkstatt, Museum und Garage, Zufahrtsstraßen und Parkplatz veräußert werden.

Damit das Projekt Erfolg hat, ist die Bürgerinitiative auf Hilfe von Firmen, Behörden und Privatpersonen angewiesen. Größtenteils treffen Lantzsch und Hoffmann auf offene Ohren, aber nicht überall. Doch davon lassen sich die Initiatoren nicht entmutigen.

Ende Januar ist ein Gespräch mit den Stadträten geplant. Bis dahin muss die Bürgerinitiative erste Ergebnisse, die auf einen Erfolg hinweisen könnten, vorlegen. Deshalb haben Lantzsch und Hoffmann bisher unzählige Gespräche geführt, um sich über einzelne Schritte und Möglichkeiten zur Gründung einer Stiftung zu informieren. So waren sie unter anderem bei Winfried Ripp von der Bürgerstiftung Dresden. Er könnte das Stiftungsmodell und den Finanzierungsplan erarbeiten. Auch sprachen sie mit dem Landesamt für Denkmalpflege sowie dem Landesverein Sächsischer Heimatschutz. Dabei erfuhren sie unter anderem, dass aus denkmalpflegerischer Sicht ein Anbau zur Funktionserweiterung des Schlosses prinzipiell möglich ist. Denn dies könnte ein wichtiger Aspekt für eine wirtschaftlich rentable Nutzung sein. „Es gibt neben dem Schloss genügend Platz, um beispielsweise ein Bettenhaus hinzubauen“, sagt Bernd Hoffmann.


Schloss Schleinitz
Schloss Schleinitz © Uta Büttner

Viele Ideen und Vorschläge wurden so bereits erörtert, auch mit dem Bundestagsabgeordneten Thomas de Maizière (CDU). „Bereits nach zehn Tagen unseres Briefausgangs stand der Termin der Telefonkonferenz mit Herrn de Maizière“, sagt Hoffmann erfreut. Von ihm erfuhren sie, dass Wohnen und Pflege empfehlenswerte Wirtschaftsfelder seien. Oder auch die Schaffung eines landwirtschaftlichen Kompetenzzentrums. Zudem wurden Möglichkeiten zur Förderung und Stiftungskapital besprochen.

Neben der Erarbeitung eines Konzeptes war die erste Forderung von Nossens Bürgermeister Uwe Anke (parteilos) an die Bürgerinitiative, den Nachweis zu erbringen, dass sich genügend Spendenwillige finden, die eine Stiftungsgründung finanziell überhaupt möglich machen. Deshalb haben die Initiatoren einen Spendenaufruf in den Amtsblättern der Gemeinden in der Lommatzscher Pflege veröffentlicht. Der Bitte um Veröffentlichung im Amtsblatt des Landkreises Meißen wurde jedoch leider nicht entsprochen, sagt Christian Lantzsch enttäuscht. Nachvollziehen kann er die Begründung zur Ablehnung durch Pressesprecherin Kerstin Thöns nicht. Sie schrieb: „Mit dem Aufruf zu Geldspenden sollte auch das Nutzungskonzept für die Stiftung werben. Außerdem habe ich einem Brief des Landrates entnommen, dass es zwischen dem Verein und der Stadt Nossen einen Konsens zur Raumnutzung des Vereins im Schloss gibt. Zu beachten ist vor allem, dass der Stadthaushalt stark belastet wird. Ein Erfolg der von Ihnen geplanten Stiftung ist nicht garantiert. Ich gebe zu bedenken, dass der Landkreis reich an ähnlichen Bauten ist.“ Auch die Stadt Meißen hat zum Bedauern der beiden Initiatoren eine Veröffentlichung abgelehnt.

Eine Garantie auf Erfolg gibt es nicht, das ist den Initiatoren klar. Auch klar ist ihnen, wie schwer eine Stiftungsgründung ist. Aber das Schlossensemble mit einer Fläche von rund 21.000 Quadratmetern ist das kulturelle und historische Zentrum der Lommatzscher Pflege, betonen sie. „Würde das Areal verkauft werden, verliert die Lommatzscher Pflege einen Teil seiner Identität.“

Im April dieses Jahres hatte der damalige Stadtrat einer öffentlichen Ausschreibung zur Veräußerung des Schlossensembles ohne Diskussion zugestimmt. Inzwischen wurde ein neuer Stadtrat gewählt, deren größte Liste UBL mit der SPD in der Ratssitzung im Dezember einen gemeinsamen Antrag bezüglich des Schlossverkaufs einbrachte. Demnach soll sich der Stadtrat zur Abwägung aller Optionen bekennen. Über den Beschlussvorschlag werden die Räte nun im Februar abstimmen.

In dem Vorschlag heißt es, „die Stadt Nossen unterstützt im Rahmen ihrer rechtlichen, organisatorischen und finanziellen Möglichkeiten alle Bemühungen aus der Bürgerschaft, das Schlossareal im Ortsteil Schleinitz frei zugänglich zu erhalten. Die Veräußerung an einen privaten Investor ist nachrangig zu verfolgen, sofern wirtschaftlich tragbare Konzepte vorgelegt werden, die einen Erhalt des öffentlichen Einflusses auf das Objekt sicherstellen.“

Noch bis Ende April 2020 haben potenzielle Käufer Zeit, ihr Interesse zu bekunden. Auf rund zwei Millionen Euro einschließlich eines Mehrfamilienhauses, derzeit im Eigentum der Wohnungs- und Verwaltungsgesellschaft Nossen, wurden die Gebäude geschätzt. Also nicht mehr viel Zeit für die Bürgerinitiative.

Die Bürgerinitiative benötigt die Unterstützung von Privatpersonen und Firmen durch Spenden. Deshalb bittet sie um eine Spendenerklärung für eine Stiftung. Informationen sind unter anderem in den Amtsblättern Nossen (Ausgabe Dezember) und Lommatzsch (Ausgabe November) zu entnehmen. Weitere Informationen sind erhältlich bei der Bürgerinitiative, Ansprechpartner: Dr. Christian Lantzsch (Telefon: 035242 68686 oder 0172 3404116, E-Mail: [email protected]) oder Bernd Hoffmann (Telefon: 035241 58040 oder 0177 5400016, E-Mail: [email protected])