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Germania - Ein Absturz mit Ansage

Nach 30 Jahren ist Schluss, obwohl sich die Fluglinie einiges traute und mutig agierte. Ein Kommentar von SZ-Wirtschaftsredakteur Michael Rothe.

Von Michael Rothe
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Auch auf dem Dresdner Flughafen bleiben die Germania-Maschinen am Boden.
Auch auf dem Dresdner Flughafen bleiben die Germania-Maschinen am Boden. © dpa/SZ

Auch wer ehrwürdige Namen wie Berlin oder Germania im Titel führt, ist vor Pleite nicht gefeit – zumal als Fluggesellschaft. Und Auszeichnungen von Bewertungsportalen sind in solchen Fällen kein Fallschirm. Das erfährt nun wiederholt eine deutsche Airline.

Die Insolvenz von Germania war ein Absturz mit Ansage. Schon länger hatte das Unternehmen unfreiwillig seine Reiseflughöhe verlassen, gab es Gerüchte über akute Finanznot. Und wem in den Turbulenzen der Marktbereinigung auch noch der Treibstoff ausgeht, der gerät zwangsläufig ins Trudeln.

Dabei war die Airline in ihrer gut 30-jährigen Geschichte alles andere als ängstlich. Ein mehrjähriges Engagement mit eigener Tochter im westafrikanischen Gambia wurde erst durch die Ebola-Seuche gestoppt. Sie flog auch Ziele an, zu denen sich andere nicht trauten oder sie bestenfalls gegen Schmerzensgeld mal einen Sommer landeten: im Irak, im Kosovo, im Libanon – Dresden.

Der Flughafen in Klotzsche hat schon viele Airlines kommen sehen, die bald wieder den Abflug machten. Doch der Abschied tut besonders weh, war Germania dort doch im Sommer Ferienflieger Nummer 1. Snacks, Cola, Zeitungen umsonst und 20 Kilo Freigepäck. Damit hob sich die Gesellschaft von der Konkurrenz ab. Das System zog Kundschaft und funktionierte dennoch nicht. Am Markt überleben nur Extreme: solide und teuer wie Lufthansa oder billig und massenhaft wie Ryanair. Ein Dazwischen kann nicht gut gehen. Preisanstieg für Kerosin, schwächelnder Euro, stockender Nachschub bei neuen Maschinen, Mehraufwand für technischen Service trifft alle. Diese Punkte nannte Germaniachef Balke als Grund für die Pleite.

Und Managementfehler? Von wegen! Es ist das immer gleiche Spiel: mit Bedauern gegenüber einer Belegschaft in Existenzangst und einem Sorry gegenüber Kunden. Bis zum Schluss hatte die Airline Durchhalteparolen verbreitet, sprach sie von Finanzspritzen und geheimnisvollen Geldgebern. Und sie nutzte das Vertrauen Tausender Fluggäste aus, die Germania 2018 zur besten deutschen Airline erkoren, noch eifrig Tickets kauften – und nun auf ihren Kosten sitzenbleiben.