Dresden/Berlin. Nach dem Flugchaos im vergangenen Jahr steckt jetzt auch die Fluggesellschaft Germania in finanziellen Schwierigkeiten. Die Airline prüft nach eigenen Angaben mehrere Finanzierungsoptionen, um den kurzfristigen Liquiditätsbedarf zu sichern, wie sie am Dienstagabend in Berlin mitteilte. "Es geht dabei um die zentrale Frage, wie wir als mittelständisches Unternehmen auch weiterhin in einem Marktumfeld schlagkräftig bleiben, das von Fluggesellschaften mit konzernähnlichen Strukturen geprägt ist." Beim Flugbetrieb soll es aber keine Einschränkungen geben. Alle Germania-Flüge fänden planmäßig statt, wurde betont.
Dem Luftfahrt-Portal "Aerotelegraph" zufolge ist auch ein Verkauf der Gesellschaft denkbar. Die Suche nach neuen Aktionären sei aber bisher erfolglos geblieben. Dem Bericht zufolge brauchte Germania bereits kurz vor dem Jahreswechsel 20 Millionen Euro, um weiterfliegen zu können. Eine Germania-Sprecherin wollte diese Informationen am Mittwochmorgen nicht kommentieren.
Am vergangenen Montag hatte die Airline ihre erst im April 2018 gestartete Linie von Dresden nach St. Petersburg eingestellt. Die Buchungen seien „nicht zufriedenstellend“ gewesen, hieß es zur Begründung.
Vor gut einem Jahr hatte Sieghard Jähn, damals Mitglied der Chefriege, verkündet, Germania wolle Dresden enger in sein europäisches Städte-Netzwerk einbinden. Im Sommer avancierte das Unternehmen dort mit 47 Starts zu 27 Zielen zum Ferienflieger Nummer 1. Die Passagierzahl hat sich seit 2014 auf 300.000 vervierfacht. Seit Mai stationiert die Gesellschaft, die mit ihren grün-weißen Flugzeugen auch als Sachsens Freistaats-Airline durchginge, eine dritte Maschine in Dresden. Solche Übernachtungsgäste gleichen mit je sechs Crews einem mittelständischen Unternehmen.
„Mit dem Angebot kommen wir unserem Versprechen nach, Dresden als Standort nachhaltig zu entwickeln", erklärte einst Manager Jähn, der als Pilot in Dresden begann, für DDR-Interflug und Lufthansa flog und zuletzt von Germania zur Tochter Bulgarian Eagle wechselte. Davon sei man nicht abgekommen, versichert Sprecher Wagner. Dresden sei "ein sehr wichtiger Standort, an dem wir unser Engagement perspektivisch verstärken werden". Derzeit würden 20 Strecken angeboten.
"Erfreulicherweise sind die anderen Destinationen, die Germania 2018 neu angeflogen hatte, auch für den kommenden Sommer buchbar", sagt Dresdens Flughafensprecher Björn-Henrik Lehmann. Dazu zählten Barcelona, Bastia, Thessaloniki, Monastir, Athen - und neu Dalaman und Larnaka (statt Paphos).
Germania ist eine deutsche Fluggesellschaft mit einer mehr als 30-jährigen Geschichte. Sie betreibt nach eigenen Angaben 37 Mittelstreckenjets und ist neben Linienflügen auch für viele Reiseveranstalter unterwegs. (SZ/mit dpa)